indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Am Grünen Tisch

Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen

Kai Butterweck | Montag, 16. Juli 2012 2 Kommentare

Die Presse beschäftigt sich weiterhin intensiv mit den korrupten Machenschaften von Sepp Blatter und Co.

Robert Ide (Tagesspiegel) steigt die Zornesröte ins Gesicht: „Beim Fußball tritt man den Ball mit dem Fuß. Doch dort, wo der Fußball organisiert wird, tritt man lieber seine eigenen Worte mit Füßen. Die angeblichen Reformen der Fifa, die den laxen Umgang mit Missständen nur bemänteln, sind der eigentliche Skandal im fortwährenden Skandal. Am Dienstag treffen sie sich in Zürich wieder, die hohen Herren des Fußballs. Die Fifa-Exekutive will erneut neue Ethikregeln absegnen. Es werden dann sicher salbungsvolle Worte gesprochen. Und gleichzeitig mit Füßen getreten.“

Thomas Winkler (taz) amüsiert sich: „Blatter ignoriert Rücktrittsforderungen souveräner als Silvio Berlusconi zu allerbesten Zeiten. Als geschickter Stratege hat P1 längst die Seite gewechselt. Aus dem Superschurken ist ein Superheld geworden, der gegen die Korruption antritt. Die Fifa habe begonnen, ihre internen „Kontrollmechanismen zu verstärken“. Nun könnte man fragen: Gab es denn bisher solche Kontrollmechanismen? Das Schweizer Gericht hat quasi offiziell festgestellt: Nein. Was eine weitere Frage ergibt: Kann man ein Nichts verstärken? Ja, die Fifa kann das. Wahnsinn!“

Markus Katzenbach (fnp.de) winkt ebenso ab: „Für manchen Firmenvorstand mag es ein Rücktrittsgrund sein, von solchen Vorgängen gewusst und nichts dagegen getan zu haben. Für Blatter gewiss nicht. Wie sehr seine so um Sauberkeit bemühte Fifa-Familie mit Anwürfen dieser Art umgeht, zeigt allein Havelanges noch immer bestehende Ehrenpräsidentschaft.“

Eine Kultur der Korruption, die alles durchringt

Thomas Kistner (SZ) zieht Reformer Mark Pieth in die Verantwortung: „Der Basler Compliance-Experte setzt weiter auf Blatter – den Mann, der die Reform erst nötig gemacht hat. Dabei geht es in Blatters Reich nicht um Strukturen, es geht um Personen und eine Kultur der Korruption, die alles durchdringt. Pieth hat es aber durchaus in der Hand, eine fulminante Änderung zu bewirken: indem er den Fifa-Job niederlegt. Dann bliebe auch Blatter nur noch das, was überfällig ist: der Rücktritt.“

Michael Ashelm (FAZ) fordert mehr europäischen Gegenwind: „Das Milliardenspiel Fußball wird eigentlich von Europa dominiert. Hier werden die stärksten Ligen unterhalten, spielen die größten Stars und fließt das meiste Geld im globalen Unterhaltungsgewerbe. Gleichzeitig aber geben die Europäer ein armseliges Bild ab, wenn es um die wichtigste und heikelste Zukunftsaufgabe in der Geschichte des Fußballs geht – die Trockenlegung des Korruptionssumpfes. Von ihnen jedenfalls ist einmal mehr nichts Grundsätzliches außer dem üblichen Bedauern zu hören.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen”

  1. Roger W.
    Dienstag, 17. Juli 2012 um 12:12

    Das Problem ist nur zum Teil Blatter!

    Die Statuten der Fifa müssen geändert werden.

    Die Amtszeit des Präsidenten sollte auf
    zwei Amtsperioden beschränkt werden.

    Blatter macht jetzt an seiner 4. herum. Der Vorgänger von B., João Havelange (Brasilien) hatte das Amt von 1974-98 inne (6 Amtsperioden).

  2. HUKL
    Dienstag, 17. Juli 2012 um 12:40

    Der DFB ist in Erklärungsnot!

    Nun haben die hohen Herren des DFB den Salat!
    Erst monatelange Zurückhaltung zu den misteriösen Vorgängen in der FIFA-Familie seit
    Jahren, weil das dafür immer wieder ein paar mutige Journalisten taten.

    Jetzt, nachdem das Schweizer Bundesgericht Schluss mit der (von der FIFA und anderen Betroffenen mit Rechtsmitteln bezahlten)
    „Hängepartie“ der Verheimlichung dieser lange schlummernden „Schmiergeld-Akten“ machte, erregen sich die plötzlich die Niersbach, Zwanziger, Rauball und Co., als hörten sie davon zum ersten Mal!

    Sie rechneten allerdings nicht damit, dass der natürlich schon längst umstrittene oberste Chef in seinen wohl letzten Aktionen mit seiner längst bekannten „Vorwärtsstrategie“ so richtig zurückfeuert und u.a. dabei auch die früheren OK-bzw. (Vize-)Päsidenten der WM 2006 in Deutschland Beckenbauer, den in der Schweiz wohnenden Ex- Münchener PR-Unternehmer Radmann,(Ex ISL-und Adidas-Mitarbeiter und wie der „Kaiser“ auch ein guter Blatter-Freund), Schmidt und Niersbach(!)in große Erklärungsnot bringen.

    Der zweite Akt des Schmierentheaters FIFA ist
    mit Thema „Selbstzerfleischung der Familienmitglieder“ eröffnet und weitere werden spätestens dann erfolgen, wenn herauskommt, wer die anderen Empfänger der millionenschweren „Provisionen“, wie es damals noch hieß, waren…

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