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DFB-Pokal

DFB-Pokal – kollektives Versagen

Kai Butterweck | Dienstag, 21. August 2012 Kommentare deaktiviert für DFB-Pokal – kollektives Versagen

Gleich in der ersten DFB-Pokalrunde verabschieden sich sechs Bundesligisten aus dem Wettbewerb. Die Presse beschäftigt sich vor allem mit den desaströsen Auftritten von Hoffenheim und Hamburg

Johannes Aumüller (SZ) macht den Ausgeschiedenen Mut: „Da waren zum einen die Bundesligisten, von denen manche noch mitten in der Findungsphase stecken, an Aufstellung, Taktik sowie Integration der Neuen feilen – und die zwar ein reges Testspiel-Klimbim, aber noch kein Spiel unter Wettkampfdruck absolviert hatten. Und da waren zum anderen die niederklassigen Konkurrenten, die nach zwei bis vier harten Praxiswochen in den Pokal einstiegen. Es gibt Vereine, die verarbeiten einen solchen Auftakt im Laufe einer Saison nicht. Doch die ausgeschiedenen Klubs müssen sich nicht zwingend grämen. Denn eines hat sich gegenüber den Jahren mit kürzeren Sommerpausen nicht geändert: Ein frühes Pokal-Aus kann auch heilsam wirken.“

Die Sache mit der Einstellung

Birger Hamann (Spiegel Online) bringt Licht ins Dunkle: „Nun ist die Sache mit der Einstellung keine wirklich neue Erkenntnis. Sie wird aber immer wichtiger, je professioneller der Sport wird. Viele Drittligisten und sogar ein Teil der Viertligisten sind heute Profiteams, die ebenso täglich trainieren wie Erst- und Zweitligisten. Bei den physischen Eigenschaften – Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit – können nicht wenige Drittligaspieler mittlerweile problemlos mit Bundesliga-Profis mithalten. Den Unterschied im technisch-taktischen Bereich müssen die Außenseiter mit Willen kompensieren.

Peter Hess (FAZ) läutet im Kraichgau die Alarmglocken: „Was sich 1899 Hoffenheim  gegen den Berliner AK leistete, das ist nicht mehr so einfach abzutun – bei allem Wohlwollen mit den Profis und aller Wertschätzung der Leistung der Regionalligaspieler. Es handelte sich um die Kapitulation Goliaths vor David. Eine Erklärung dafür hat Trainer Babbel auf Anhieb nicht gefunden, und aus der Ferne fällt es noch viel schwerer, Gründe dafür zu finden, dass Berufsspieler ihrem Beruf nicht nachgehen.“

Ein solches Hoffenheim braucht in der Bundesliga kein Mensch

Auch Matti Lieske (FR) schüttelt ungläubig den Kopf: „Babbel ist nun schon der dritte Trainer seit dem unrühmlichen Abgang von Ralf Rangnick im Januar 2011, zwischendurch erwischte es Sportdirektor Ernst Tanner, und inzwischen geht es im Kraichgau, etwas überspitzt ausgedrückt, zeitweise chaotischer zu als in Köln und Schalke zusammen. Ein solches Hoffenheim braucht in der Bundesliga nun wirklich kein Mensch, schon gar nicht, wenn es Fußball spielt wie am Samstag beim Berliner AK.“

Sebastian Stier (Tagesspiegel) beschäftigt sich mit der Geschichte des Berliner AK: „Seit der ehemalige Arbeiterklub aus dem Wedding 2004 mit einem Verein mit türkischen Wurzeln fusionierte, ist der BAK bunter und vielfältiger geworden. So haben viele Zuschauer beim BAK einen türkischen Migrationshintergrund. Manch einer, der früher bei Türkiyemspor zuschaute, kommt jetzt ins Poststadion. Das ist ein Anfang. Doch wie dem BAK geht es fast allen Berlinern Fußballklubs unterhalb von Hertha und Union, volle Ränge sind eine Seltenheit. Dabei ziehen auch Leute nach Berlin, die mit Hertha oder Union auf Anhieb nichts anzufangen wissen, sie könnten eine Zielgruppe sein – auch für den BAK. Dafür bedarf es aber gezielter Werbung, die es bisher nicht gibt.“

Eher lustige Gastgeber als grimmige Türsteher

Auch der HSV ging gegen einen unterklassigen Gegner als Verlierer vom Platz. Tobias Schächter (Financial Times Deutschland) wundert sich nicht: „Während andere Erstligisten wie Hoffenheim oder Frankfurt an diesem Super-Desaster-Pokalwochenende einen kompletten Blackout hatten, zeigte der HSV ja nicht viel weniger, als er tatsächlich kann. Aller Anstrengungen zum Trotz offenbarten sich die ganze Fragilität und die mangelnde Klasse, die in dieser unfertigen Mannschaft stecken. Die Innenverteidiger Jeffrey Bruma und Michael Mancienne sind eher lustige Gastgeber als grimmige Türsteher. Und ein Mittelfeld, in dem Heiko Westermann auf der zentralen Position den Aufbauspieler geben muss, ist so fehlbesetzt wie Thorsten Fink als Jürgen-Klopp-Double.“

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