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Am Grünen Tisch

Spaltpilz Sicherheitskonzept

Erik Meyer | Montag, 10. Dezember 2012 Kommentare deaktiviert für Spaltpilz Sicherheitskonzept

Am Mittwoch soll über das Sicherheitskonzept der DFL entschieden werden: Spaltet die Gewaltdiskussion den deutschen Fußball?

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) sieht das „Sicherheitskonzept vor dem Scheitern“. In der Zusammenfassung des Artikels von Michael Horeni heißt es auf der Titelseite: „Der Konflikt könnte sogar den deutschen Profifußball spalten. Sollten sich Vereine wie Union Berlin oder St. Pauli, die schon die erste Version des DFL-Konzepts im Oktober kippten, abermals durchsetzen und eine Entscheidung verhindern, wird in Fußballkreisen das Szenario einer allmählichen Loslösung finanzstarker Klubs wie Borussia Dortmund oder Bayern München  aus dem Ligaverband entworfen. Den kritischen Klubs wurde vor der Abstimmung signalisiert, dass eine Mitgliedschaft in der DFL und der Bundesliga freiwillig sei, niemand müsse Teil der Liga sein.“

Der Sicherheitsleiter beim FC St. Pauli, Sven Brux, antwortet im Interview mit Horeni in der FAS auf die Frage „Wie ist größere Sicherheit im Stadion möglich?“: „Ich würde einen Schritt zurückgehen und fragen: Müssen wir im Stadion für mehr Sicherheit sorgen? Ich glaube das nicht. Wir können Abläufe optimieren, aber alle Fachleute halten seutsche Stadien für sicher.“

Lars Wallrodt (Welt) porträtiert den ehemaligen Platzwart von Eintracht Frankfurt, der durch Feuerwerk aus dem (Gäste-) Fanblock verletzt wurde und seiner Arbeit nicht mehr nachgehen kann. Wallrodt beschreibt die Gewaltdebatte im deutschen Fußball mit folgendem Bild: „Im deutschen Fußball streift ein Tier umher. Es hört auf den Namen ‚Gewalt‘, doch seine Gestalt wandelt sich. Sprechen Politiker oder Polizeisprecher, dann ist es ein Drache, der mit loderndem Feuer den Sport versengt und dem mit aller Macht Einhalt geboten werden muss. Sprechen Fanorganisationen, ist es nur ein Schoßhund, den die Anderen zur Bestie groß reden möchten.“

Populisitische Parolen?

Trotz der Fanproteste hält Frank Hellmann (Frankfurter Rundschau) das Sicherheitskonzept für das kleinere Übel, denn: „Der politische Druck ist immens, wie am Montag Ligapräsident Reinhard Rauball und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach in Hannover bei einem Treffen mit Innenministern erfahren haben. In der Schublade haben Hardliner aus der Politik ganz andere Pläne, und diese Drohkulissen könnten dem Profifußball die Luft zum Atmen nehmen: die Beteiligung der Vereine an den Polizeieinsätzen, einen bundeseinheitlichen Fanausweis und sogar die Abschaffung der Stehplätze.“

Tobias Schall (Stuttgarter Zeitung) kritisiert in seinem Kommentar „Populistische Parolen“: „Das also ist die nächste politische Drohkulisse: pünktlich zum Gipfel der Deutschen Fußball-Liga (DFL) am Mittwoch hat Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier die überhitzte Debatte nun damit bereichert, die Dauer von Stadionverboten von zwei auf zehn Jahre verlängern zu wollen. Es reiht sich ein in Forderungen nach Geisterspielen, Vollkontrollen, einem Sicherheits-Euro, einem bundesweiten Fanausweis und der Drohung, die Stehplätze abzuschaffen. (…) Wer permanent mit drastischen Forderungen die Debatte befeuert, trägt nichts zur Lösung der komplexen Situation bei, sondern verhindert einen sachlichen, konstruktiven Dialog mit den Fans und erweist der Sicherheit einen Bärendienst.“

11 Freunde meldet, dass der HSV für eine Verschiebung der Entscheidung plädiert: „Carl Jarchow, Vorstandsvorsitzender des Bundesligisten Hamburger SV, wird bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) am kommenden Mittwoch in Frankfurt gegen das umstrittene Sicherheitskonzept stimmen und für einen Aufschub werben. (…)  Der HSV habe nicht genügend Zeit gehabt, das 37-seitige Papier mit seinen Fans ausführlich zu besprechen, sagte Jarchow.“

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