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Internationaler Fußball

China – Wenn Fußball zur Staatssache wird

Kai Butterweck | Donnerstag, 5. Januar 2017 1 Kommentar

Die Gehälter, mit denen China Stars aus Europa nach Fernost lockt, werden immer weltmeisterlicher. Das große Ziel: 2030 will man im eigenen Land den WM-Triumph feiern

Wird China in „absehbarer Zeit“ zur Fußball-Weltelite aufschließen? Christian Eichler (FAZ) zweifelt: „Seit der einzigen WM-Teilnahme 2002 ist Chinas Nationalteam in der Qualifikation stets gescheitert. In der Asien-Ausscheidung für 2018 steht es abgeschlagen auf dem letzten Platz. Die Spieler, die China 2030 Ehre machen sollen, sind aber nicht die Ü-30-Latinos, die man überteuert kauft, sondern die U-14- und U-16-Chinesen, die jetzt die bestmögliche Ausbildung und bald erstklassige Erfahrung brauchen. Für den großen Sprung benötigt China nicht Geld, sondern Geduld. Es könnte ein Satz aus der Mao-Bibel sein: Wer zu früh springt, fällt hin.“

Es ist ein langer Marsch

Auch Gert auf der Heide (GA) rät dazu den Ball flach zu halten: „Weil 22 Mann auf dem Platz stehen und der Fuß ungeschickter ist als die Hand, stellt Fußball ziemlich hohe Anforderungen. Das lernt ein Land nicht „mal eben so“ auf Anordnung des Staatspräsidenten. So etwas muss wachsen und braucht länger als einen chinesischen Fünfjahresplan. Außerdem erschweren Größe und Unwegsamkeit Chinas die Talentsichtung. Von fehlenden Trainern und lückenhaftem Spielbetrieb ganz zu schweigen. China mag den Transfermarkt verrückt machen können. Eines Tages vielleicht sogar noch mehr als England. Bis das Land der Tischtennisspieler aber Fußball Weltmeister wird, fließt noch viel Wasser den Jangtse hinunter. Oder im Jargon der chinesischen Parteikader: Es ist ein langer Marsch.

Philipp Selldorf (SZ) beruhigt erhitze Bundesliga-Gemüter: „Das brachial und mit Staatsplan forcierte Wachstum des chinesischen Fußballs samt zugehöriger Liga bringt noch mehr Geld in Umlauf. Dadurch werden die durch den englischen Luxus ohnehin überhitzten Preise weiter steigen, auch in Deutschland. Dennoch stellt der chinesische Überfluss für die Bundesliga eher Chance als Risiko dar. Kein Klub muss fürchten, dass junge Perspektivspieler abgeworben werden. Sie entsprechen nicht dem chinesischen Anforderungsprofil. Und der Rest ist Verhandlungssache.“

Mehr Regulierung und mehr Transparenz braucht dieser Markt

Thomas Schmitt (handelsblatt.com) legt die Stirn in Falten: „Die Summen, die nun weit weg in China gezahlt werden, dürften Geldtransfers in Steueroasen noch erhöhen. Dafür wird schon die Geldgier aller Beteiligten sorgen. Die Gehaltsexplosion im Fußball ist daher kein Phänomen, das die Politik mit einem Achselzucken einfach übergehen sollte. Mehr Regulierung und mehr Transparenz braucht dieser Markt – überall in Europa.“

Patrick Scherer (rp-online) beschäftigt sich mit deutsch-chinesischen Beziehungen: „Das Konzept ist klar: Know-how gegen Bares. Der deutsche Fußball unterstützt China mit seinem Fachwissen, vor allem im Bereich der Trainer- und Nachwuchsausbildung. Denn Staatschef Xi Jinping hat neben der Professionalisierung der Liga auch den Gewinn des WM-Titels ausgerufen. Dazu benötigt es eben geschultes Personal. Auch für eine geplante WM-Bewerbung bis spätestens 2030 sicherte Deutschland dem bevölkerungsreichsten Land der Erde Rückendeckung zu. Im Gegenzug erhält der deutsche Fußball Zugriff auf den chinesischen Markt. Dieser wächst weiter mit enormer Geschwindigkeit, die Begeisterung für Fußball – vor allem für die Bundesliga – ist riesig.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “China – Wenn Fußball zur Staatssache wird”

  1. Charly
    Freitag, 6. Januar 2017 um 21:23

    Weiß ein jeder: China wird nicht zur Fußball-Weltmacht aufsteigen.

    International ist dafür die Entwicklung einheimischer Kicker erforderlich. Ich erinnere kurz an England und z.B. Russland, die ihre Talente schmoren lassen.

    National kann der teure Einkauf in Europa gescheiterter Profis für kurzzeitige Begeisterung sorgen, aber niemand (außer in China) wird daraufhin ernststhaft ein China-Pay-TV-Abo schießen wollen.

    Gut für Europa: Money`s coming home.

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