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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Scheidung

Oliver Fritsch | Samstag, 25. Februar 2006 Kommentare deaktiviert für Scheidung

Ohne Happy-End? Christoph Biermann (SZ) schildert Szenen einer Kölner Ehe: „Am Montag hatte Podolski Post bekommen. Der Kölner Express schrieb ihm einen Offenen Brief, der voller Sehnsucht nach den alten Zeiten war, in denen der Stürmer noch unbekümmert Treffer in Serie schoss und dabei ein Tor des Monats nach dem nächsten aus dem Fußgelenk schüttelte. Als er immer nur lachte, wie um zu sagen, dass das doch selbstverständlich sei. Es wurden in diesem Brief keine Vorwürfe erhoben, er war keine Anklage. ‚Gehen Sie raus und erwecken Sie ihren Fußball wieder zum Leben‘, hieß es flehentlich. Ein schöner Satz ist das, der aber andererseits auch sagt, dass Podolskis Fußball tot ist. (…) Der 1. FC Köln und Podolski, das ist eine früher stürmische Liebesgeschichte, die vorüber scheint, aber die Partner sind noch nicht geschieden. Sie sind weiter zusammen und fragen sich gerade, was eigentlich schief gelaufen ist. Noch gibt es keinerlei Schuldzuweisungen, doch auf den Rängen stehen als Scheidungskinder die Fans des FC und verstehen nicht. Es könnte sogar sein, dass sie sich gegen ihren Prinzen wenden und ihn bei einer Niederlage im Derby gegen Leverkusen auspfeifen – zum ersten Mal.“

Welt: Ein Prinz in der Krise – ausgerechnet in der Karnevalswoche schwächelt Podolski

Nach unten oder nach oben?

Detlef Esslinger (SZ) rät Frankfurt, bodenständig zu bleiben: „Eintracht Frankfurt kommt nach München mit dem Selbstbewusstsein eines Aufsteigers, der sich bisher weitaus besser präsentiert hat, als er selber vor der Saison angenommen hat – aber auch im Bewusstsein, zu den Großen und halbwegs Großen der Liga weiterhin gehörig auf Abstand zu sein. Beim Heimspiel gegen den Hamburger SV war dies exemplarisch zu beobachten: viel Wille, viel Kampf – aber über die Cleverness, im richtigen Moment die Tore zu machen und dann das Ergebnis zu halten, verfügte nur der Tabellenzweite. Gegen die Mannschaften, die derzeit auf den ersten sechs Plätzen stehen, hat es für die Eintracht bislang zu zwei Remis gereicht; sonst: alles verloren. Das Saisonziel bleibt der Klassenerhalt – auch wenn die Lage der Eintracht so ist, dass sie sich nicht nur nach unten orientieren muss, sondern heimlich auch ein bisschen höher schauen darf.“

Ich nehme mich nicht so wichtig

Karl-Heinz Rummenigge im FR-Interview
FR:Eintracht Frankfurt spielt in München. Eigentlich nur eines von 34 Pflichtspielen für den FC Bayern, wäre da nicht Ihre Fehde mit ihrem Frankfurter Kollegen Heribert Bruchhagen.
Rummenigge: Dieses Thema ist für mich im Grunde erledigt. Grundsätzlich habe ich keine Probleme, dass Herr Bruchhagen die Interessen von Eintracht Frankfurt und damit auch die Interessen der kleineren Klubs vertritt. Das tue ich für den FC Bayern schließlich auch. Aber er hat einige Dinge gesagt, die hätte er sich schenken können. Die DFL als meinen Erfüllungsgehilfen zu bezeichnen oder als Kommission Rummenigge, das fand ich einfach nur geschmacklos.
FR: Sie haben eine Entschuldigung eingefordert. Hat Herr Bruchhagen reagiert?
Rummenigge: Ich wünschte mir, dass er sich bei meinen Kollegen in der DFL und nicht etwa bei mir entschuldigt. Aber er hat es nicht getan. Deshalb geht die Welt für mich nicht unter. Der Anstand hätte es allerdings geboten, dass er sich entschuldigt. Es gab keinen in der DFL, der dort was zu melden hat oder in einem Gremium sitzt, der Herrn Bruchhagen gestützt oder bestätigt hätte.
FR: Sie fühlten sich persönlich in Ihrer Ehre gekränkt und haben sogar mit Klage gedroht.
Rummenigge: Ich nehme mich nicht so wichtig [of: Wenn ich sein Lehrer wäre, würde ich Rummenigge diesen Satz 100 Mal an die Tafel schreiben lassen.]. Fakt ist aber doch, dass die Qualität der DFL noch nie so hoch war wie jetzt. Deshalb war und ist eine solche Kritik völlig haltlos. Ich glaube vielmehr, dass Herr Bruchhagen enttäuscht über seinen Karriereverlauf bei der DFL ist. Da ist nicht alles so gelaufen, wie er es sich seinerzeit gewünscht hatte. Dafür habe ich sogar Verständnis. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass er sich und der DFL beweisen will, welch hohe Qualität er besitzt. Aber das hat er eigentlich gar nicht nötig. Er ist mit Eintracht Frankfurt doch auf einem sehr guten Weg. Er sollte nicht so unentspannt sein und das Ganze etwas relaxter angehen.
FR: Was bleibt hängen? Ist das Binnenverhältnis zwischen dem FC Bayern und Eintracht Frankfurt nachhaltig gestört?
Rummenigge: Ich habe kein Feindbild Bruchhagen entwickelt. Wenn er am Samstag in unser Stadion kommt, wird er begrüßt wie jeder andere Präsident eines anderen Klubs auch – und damit basta.
FR: Was Herrn Bruchhagen sorgt, ist die Kluft zwischen arm und reich, Bayern und dem Rest, die immer größer wird im deutschen Fußball.
Rummenigge: Das ist doch eine Frage der Interessenslage. Die von Eintracht Frankfurt beschränkt sich auf die Bundesliga. Unsere Interessenlage ist aber auch das, was wir am Dienstag gespielt haben. Da wurde uns wieder vor Augen geführt, dass ein Klub wie der AC Mailand aus einem TV-Topf der dezentralen TV-Vermarktung rund 100 Millionen Euro einnimmt und wir, selbst wenn es optimal läuft, nur ein Viertel davon haben. Wir müssen in diesem Land und damit auch im Fußball endlich mal weg von dieser Gleichmacherei.

Wenn in dieser Debatte jemand persönlich geworden ist, dann Rummenigge: Den Gegenüber schlechtzumachen, indem man ihm Rache und Neid unterstellt, ist stillos. Wir wundern uns zudem über Rummenigges Wehleidigkeit angesichts des Hauchs an Bruchhagens Polemik und über seine seltsame Definition von „geschmacklos“.

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