Bundesliga
Ein Fünkchen Hoffnung, eine dämliche Geste und Freifahrtscheine zum Pöbeln
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| Montag, 21. März 2016Die Eintracht wurstelt sich durch, in Bremen tickt ein Spieler aus und auf den anderen Plätzen wird gemotzt und gepöbelt
In Frankfurt atmet man nach dem mühsamen Erfolg gegen Hannover wieder auf. Für Luftsprünge ist es aber nach Ansicht von Thomas Kilchenstein und Ingo Durstewitz (FR) noch viel zu früh: „In Frankfurt wäre man schon gottfroh, das Allerschlimmste irgendwie zu verhindern, irgendwie drinzubleiben in der Liga, sich irgendwie durchzuwursteln. Dieser durch einen Kunstschuss aus unmöglichem Winkel von Änis Ben-Hatira erzitterte und erkämpfte Sieg war nachgerade überlebensnotwendig, um überhaupt weiter im Abstiegsrennen zu bleiben. Bei einer Niederlage hätte man das Buch gleich zumachen können, so bleibt immerhin ein Fünkchen Hoffnung. Eintracht Frankfurt hat also den letzten Strohhalm gepackt, mehr auch nicht.“
Frankfurter Problemzonen
Frank Hellmann (sportschau.de) fasst die Frankfurter Defizite in einem Absatz zusammen: „Ganze elf Torschüsse brachte die Eintracht zustande – deutlich zu wenig. Die Problemzone liegt im zentralen Mittelfeld: Die Besetzung von Szabolcs Huszti als Spielmacher erwies sich nicht als gewinnbringend, beim U 21-Nationalspieler Stendera sind es zu viele Ballverluste und Abspielfehler, die den Gesamteindruck trüben. Und Stefan Reinartz fehlt nach der langen Verletzungspause der Rhythmus, aber auch das Tempo, um Akzente im Vorwärtsspiel zu setzen. Zudem bleibt das Unvermögen im Abschluss, wenn Alexander Meier verletzt fehlt. Haris Seferovic und Änis Ben-Hatira ließen fast schon fahrlässig beste Gelegenheiten aus, wobei Letzterer immerhin in der ersten Halbzeit getroffen hatte.“
Nach der Heimschlappe gegen Hoffenheim nähert sich der HSV wieder den Abstiegsrängen. Stefan Hermanns (Tagesspiegel) kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen: „Die Relegation scheint eine seltsame Faszination auf die Hamburger auszuüben. Es ist, als frönten sie einer Lust am Schrecken, so wie andere besondere Sexualpraktiken brauchen, um zum Höhepunkt zu gelangen. Nur noch vier Punkte sind es bis zur TSG Hoffenheim auf den Relegationsplatz, und wenn man das direkte Duell beider Teams am Wochenende gesehen hat, muss man zu der Erkenntnis gelangen, dass bei den Hoffenheimern weit mehr Substanz vorhanden ist als beim einst so stolzen HSV.“
Diese Geste ist mit Emotionen nicht zu entschuldigen
Im Spiel gegen Mainz sorgt der Bremer Papy Djilobodji mit einer Kopf-ab-Geste in Richtung Gegenspieler für großes Aufsehen. Andreas Lesch (weser-kurier.de) ist schockiert: „Die Kopf-ab-Geste, die er dem Mainzer Pablo De Blasis gezeigt hat, ist nicht mit herkömmlichen Unsportlichkeiten wie einem Stinkefinger zu vergleichen. Sie ist himmelweit von zivilisiertem Verhalten entfernt, sie ist mit Emotionen nicht zu entschuldigen. Besonders widerlich wirkt Djilobodjis Geste, wenn man sie als Teil der Welt sieht, in der wir leben. In dieser Welt ziehen die Mörderbanden des Daesch herum, enthaupten Menschen und versuchen, mit den Videos davon Angst zu verbreiten. Djilobodji ist ein erfahrener, weit gereister Profi. Von ihm darf man erwarten, dass sein Horizont nicht am Spielfeldrand endet und dass er wahrnimmt, was auf der Welt passiert.“
Abermals wird in den Bundesliga-Stadien gestikuliert, gefordert und gemeckert. Ivo Hrstic (Sport1) platzt der Kragen: „Trainer und Spieler glauben fast bei jeder noch so kleinen Szene, eine Diskussionsrunde mit den Unparteiischen eröffnen zu müssen. Nahezu jeder Zweikampf wird auf dem Feld und an der Seitenlinie gestenreich begleitet. Für alle Amateur- und Jugendfußballer ist dieser Freifahrtschein zum Pöbeln ein fatales Signal, nicht von ungefähr fehlt den Verbänden der dringend nötige Schiedsrichternachwuchs. Auch unter den Spielern vermisse ich immer öfter ein respektvolles Miteinander. Wann hat zuletzt ein Bundesligaprofi einen falsch gegebenen Eckball oder gar ein zu Unrecht gegebenes Tor ehrlich zugegeben?“
In Dortmund blickt ein Topstar bereits in die Zukunft. In Frankreich will Marco Reus eine große Rolle spielen. Richard Leipold (FAZ) drückt beide Daumen: „Ein Titel würde sein Profil als Popstar des Fußballs abrunden. Reus bringt auch abseits des Rasens vieles mit, was ihn aus der Masse begabter Profis heraushebt, vor allem aber dies: Reus vereint sportliche Klasse mit einer Bodenständigkeit, wie sie nur noch selten vorkommt in diesem Geschäft und noch seltener Platz findet im Karriereplan von Berufskickern und ihren Beratern.“