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Bundesliga

Bayern holt sich Boateng – Rätselraten inklusive

Kai Butterweck | Freitag, 15. Juli 2011 10 Kommentare

Der Wechsel von Jérôme Boateng zum FC Bayern München wirft in der Presse einige Fragen auf. Außerdem: Sorgen und Nöte bei Werder Bremen

Christof Kneer (SZ) wird aus dem neuen Bayern-Zugang nicht schlau: „Jérôme Boateng, 22, ist seit Donnerstag offiziell Lizenzspieler des FC Bayern München, inoffiziell war er etwa 17 Millionen Euro teuer, aber viel genauer weiß man’s immer noch nicht. Boateng ist ein typischer Bayern-Transfer, einerseits, er ist prominent und kostspielig, man kann gut mit ihm angeben. Gleichzeitig ist er überhaupt kein typischer Bayern-Transfer, denn: Boateng ist – trotz der WM-Teilnahme in Südafrika, trotz 13 A-Länderspielen – immer noch ein Rätsel. Boatengs Rätselpotential besteht darin, dass es sich bei ihm um den weltweit besten Innenverteidiger handelt, der noch nie Innenverteidiger spielen durfte.“

Die Verpflichtung Boatengs birgt gewisse Risiken

Carsten Eberts (Tagesspiegel) warnt die Bayern vor zu viel Vorfreude: „Die Verpflichtung Boatengs birgt für die Bayern jedoch auch gewisse Risiken. Früh stand fest, dass herausragende Kandidaten wie der Dortmunder Mats Hummels oder der Schalker Benedikt Höwedes in dieser Transferperiode nicht zu bekommen sind. Fortan galt Boateng zwar als Wunschlösung, jedoch auch als beste Alternative auf einem schwierigen Markt. Der Klub sieht entsprechend darüber hinweg, dass Boateng gar kein gelernter Innenverteidiger ist, der außer bei der U-21-EM 2009, als Deutschland immerhin Europameister wurde, diese Position noch nie auf hohem Niveau bekleidet hat. Zudem bauen die Bayern damit in der kommenden Saison auf eine außerordentlich junge Innenverteidigung: Erste Wahl ist das Duo Boateng/Badstuber, beide erst 22 Jahre alt, dahinter Nationaltorwart Manuel Neuer, auch erst 24.“

Robert Peters (RP Online) begrüßt den Wechsel: „40 Gegentore fing sich Bayern München in der letzten Saison ein. Und es litt nicht nur an Mängeln in der Zusammenarbeit der Mannschaftsteile, sondern auch an Schwächen der Defensiv-Spezialisten. Deshalb war es nur folgerichtig, dass sich die Münchner nicht nur den wahrscheinlich besten Torwart der Welt, den ehemaligen Schalker Manuel Neuer, holten. Es entspricht ebenfalls der Einsicht in die Versäumnisse der zurückliegenden Spielzeit, dass die Abwehr-Viererkette generalüberholt wird. Rafinha verteidigt rechts, Philipp Lahm geht seinem Job wieder auf der linken Seite nach. Innen ist das Nationalmannschafts-Paar der näheren Zukunft beisammen. Boateng wird neben Holger Badstuber stehen.“

Wie reagiert man auf die finanzielle Schieflage?

Frank Heike (FAZ) sorgt sich um die Bremer: „Für die kommende Spielzeit ergibt sich eine finanzielle Schieflage, die auf manchen Werderaner so ungewohnt wie bedrohlich wirkt. Wie reagiert man darauf? Allofs würde gern ins Risiko gehen, um den angepeilten Tabellenplatz in der Nähe der ersten fünf tatsächlich erreichen zu können.  Lemke sieht das anders. Die einnahmenorientierte Ausgabenpolitik bleibt erste Bremer Vereins-Pflicht, sprich: Nicht mehr ausgeben, als man einnimmt. Doch wen soll Allofs anderen Klubs anbieten: Wiese, den Stammtorwart? Mertesacker, die Galionsfigur? Oder Marin, der zum Ende der vergangenen Serie endlich zeigte, was er kann? Schaaf beobachtet den Stillstand mit Sorge. Sein Verhältnis zu Willi Lemke ist besser als das von Allofs. Doch auch er bekam eine Abfuhr von Lemke, als er zuletzt Verstärkungen forderte.“

Olaf Dorow (Weser Kurier) wundert sich über die Offenheit bei Werder Bremen: „sorgt sich um Werder Bremen: „Wenn also die Kundschaft Werder die Treue hält, die Sponsoren fleißig überweisen und der Stadionumbau gut gewuppt werden kann – woran liegt es dann, dass kein Geld da ist für einen weiteren Innenverteidiger? Die Antwort wurde im Grunde bereits im letzten Herbst gegeben, auf der Jahreshauptversammlung des Vereins. Dort wurde publik, dass die `Werder GmbH & Co. KG aA` fast 50 Millionen Euro aufwendet für ihren Profi-Kader. Das ist schon mehrfach bedauert und auch gegeißelt worden, aber die schmerzhaften Auswirkungen zeigen sich erst jetzt. Jetzt ist das Geschrei groß, jetzt will niemand der Buhmann sein. So entsteht schon vor dem Start in die neue Saison eine Gemengelage, die so gar nicht dem Bild entspricht, das Werder sich selbst oft genug gegeben hat: eine heile Familie zu sein. Jetzt rettet sich, wer kann. Dass dieser Konflikt einigermaßen offen ausgetragen wird, ist neu. Was nicht die einzige, aber auch eine Gefahr ist. Werder hat als eine seiner Stärken definiert, ein unaufgeregter Klub zu sein, nach außen mit einer Stimme zu sprechen. Im Moment passiert eher das Gegenteil. Gegenseitige Schuldzuweisungen helfen da wenig.“

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Kommentare

10 Kommentare zu “Bayern holt sich Boateng – Rätselraten inklusive”

  1. Ach du scheiße, der Armin Veh
    Freitag, 15. Juli 2011 um 12:24

    Kurze Stilkritik aus dem Germanistik-Oberseminar:
    Sätze wie dieser in der SZ: „Boatengs Rätselpotential besteht darin, dass es sich bei ihm um den weltweit besten Innenverteidiger handelt, der noch nie Innenverteidiger spielen durfte“ sind nicht nur bürokratendeutsch und grundfalsch (Boateng war der beste Innnenverteidiger bei der U21-EM in Schweden 2009), sondern auch von solch einem bodenlosen Kalauer-Niveau, das in keine Zeitung und auch nicht auf die if-webseite gehört.

  2. Marvin Nash
    Freitag, 15. Juli 2011 um 12:37

    Man kann den Bayern zum Boateng-Transfer nur gratulieren. Für mich der perfekte Partner zu Boateng und die einzige löwung, die noch besser gewesen wäre, wäre wohl Mertesacker gewesen.

    Boateng ist unfassbar schnell, sehr robust, technisch für einen IV brilliant und seine kleinen Übermütigkeiten und Lässigkeiten werden sich mit dem alter geben.

    Hummels und Höwedes sind sicher gute Innenverteidiger. Aber sie spielen auch bei defensiv ausgerichteten Teams, wo ganz andere Qualitäten gefragt sind. Sie verkörpern eher den altmodischen Typ. Bei einer Mannschaft wie Bayern wo fast jeder Gegner sich hinten reinstellt, braucht man auch in der Abwehr technisch saubere Spieler, die schnell sind (geistig und körperlich) und den Ball in Nullkommanix weiterverarbeiten können. Dafür ist er perfekt.

    Für mich steht Boateng deutlich vor Hummels und Höwedes, auch wenn vor allem ersterer ständig über den klee gelobt wird. War eine tolle Saison, aber in einer perfekt harmonierenden Mannschaft, wo alle sich auch defensiv den A…. aufgerissen haben. Bei Bayern sähe das anders aus. Nicht umsonst hat er es nicht geschafft, sich dort durchzusetzen. Badtsuber und Boateng, das sind die Innenverteidiger von Morgen. Sie sind modern. Sie haben alles, was eine Spitzenmannschaft braucht und sie werden auch um den Platz neben Mertesacker in der nationalmannschaft kämpfen und ihn möglicherweise irgendwann ablösen.

    Man darf auf Rafinha gespannt sein und darauf, wer den Platz neben Schweinsteiger bekommen wird. aber bei der Defensive der Bayern mit Neuer, Lahm, Badtsuber, Boateng und Schweinsteiger muss der Liga Angst und Bange werden.

  3. Grünwalder
    Freitag, 15. Juli 2011 um 13:12

    @Ach Du Scheiße, der Armin Veh:
    Gut beobachtet. Als Münchener SZ-Leser leide ich schon länger unter dem Sprachterrorismus des Herrn Kneer. Von dessen Witzen kriege ich jedes Mal wieder Pickel.

  4. Heinz Gründel lebt!
    Freitag, 15. Juli 2011 um 15:10

    @Grünwalder
    Dann geht halt hinaus in den Biergarten statt die Zeitung zu lesen! Bier hilft gegen Pickel.

  5. Neuzugang: FC Bayern: Boateng kündigt Großes an – Augsburger Allgemeine | München – Oberbayern
    Samstag, 16. Juli 2011 um 05:02

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  7. Abwehrmann Jerome Boateng bläst zum Angriff – Goal.com | München – Oberbayern
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  9. R.
    Montag, 18. Juli 2011 um 16:30

    Für mich der perfekte Partner zu Boateng und die einzige löwung, die noch besser gewesen wäre, wäre wohl Mertesacker gewesen.

    @ Marvin Nash: Einen besseren Vertipper (oder war’s gar keiner?) in Hinblick auf die Nationalmannschaft der Zukunft hätte es nicht geben können! „Löwung“ muahahahaha!!!

  10. MS
    Montag, 18. Juli 2011 um 18:52

    Mertesacker ist‘n besserer Landesligaspieler. Langsam, behäbig, mit mittlerweile schlechtem Stellungsspiel, schwaches Kopfballspiel für einen Spieler seiner Größe – er kommt zwar ‚ran‘, aber regelmäßig ohne Druck – und verschleppt regelmäßig das Spiel beim Spielaufbau – hat den Ball, läuft 20m, pustet die Backen dick, stoppt, läuft wieder, pustet noch einmal die Backen dick und spielt dann endlich, gerne auch mal nach außen, wo Fritz dann nicht weiß, was er mit der Kugel noch soll (gut hätt‘ er vorher wohl auch nicht gewusst, aber das ist ein anderes Thema…)

    Steil finde ich übrigens die These, Dortmund sei defensiv ausgerichtet gewesen.

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