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Bundesliga

Hannover 96 – so kauft man richtig ein

Kai Butterweck | Montag, 17. September 2012 7 Kommentare

Nach dem gelungenen Saisonstart lobt die Presse die Einkaufspolitik der Hannoveraner. Außerdem: Hoffnung in Hamburg, seriöse Underdogs, leblose Schwaben, wiedererstarkte Bayern-Seelen und Dortmunder Ärger

Hannover schlägt Bremen und setzt sich weiter im oberen Tabellendrittel fest. Christof Kneer (SZ) ist begeistert: „Anders als Stuttgart, Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim, Bremen, Gladbach u.a. besitzen die Hannoveraner fünf Spieler, die an guten Tagen als Topstürmer durchgehen (Abdellaoue, Ya Konan, Schlaudraff, Sobiech, Diouf); daran erweist sich einmal mehr die kleine, aber feine Personalpolitik dieses Klubs, der die Stuttgarts und Wolfsburgs auch perspektivisch überholt hat und es zum heimlichsten Verfolger der drei Champions-League-Teilnehmer gebracht hat. Nun, da 96 in der Lage zu sein scheint, selbst mäßige Spiele zu gewinnen, deutet einiges darauf hin, als könne diese zurzeit so undefinierte Liga eine stabile Kraft oben willkommen heißen.“

Er hat sie entwickelt, nicht zusammengekauft

Jan Reschke (Spiegel Online) adelt die Männer im Hintergrund: „Dass Hannover nun auf einmal für Spektakel und Hurra-Fußball steht, ist wohl zuallererst Slomka selbst zu verdanken. Die Mannschaft ist gemeinsam mit Sportdirektor Jörg Schmadtke sein Werk. Er hat sie entwickelt, nicht zusammengekauft – gegen Bremen stand bis auf Huszti kein einziger Zugang in der Startelf. Das Problem für die Konkurrenz: Diese Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. So war von Saison zu Saison unter Slomka ein Fortschritt zu beobachten. Aus der Mannschaft mit perfektem Umschaltfußball ist ein agierendes, bestimmendes Team geworden.“

Frank Hellmann (FR) freut sich für  Hannovers Mann der Stunde Szabolcs Huszti: „Dass Hannover diesen Mann nun für eine Dreiviertelmillion zurückgekauft hat – den Wechsel wickelte Präsident Martin Kind persönlich ab – gilt als nächster Coup der Transferkönige aus Hannover. Husztis vier Torvorlagen in Wolfsburg und seine drei Taten gegen Bremen sind ein deutliches Indiz, dass da ein menschlich wie sportlich gereifter Fußballer vielleicht seine schönste Zeit noch vor sich hat.“

Ein Hoffnungsschimmer

Auch mit Rückkehrer Rafael Van der Vaart im Gepäck zieht der HSV erneut den Kürzeren. Doch Daniel Meuren (FAZ) hat Hoffnung: „Rafael Van der Vaart war  Hamburgs Bester. Das belegen drei Bestmarken: Er hatte 74 Ballkontakte, lieferte sechs Torschussvorlagen und schoss dreimal selbst aufs Tor. Er vermochte nur eben doch nicht der von den HSV-Fans ersehnte Heilsbringer zu sein. Ein Hoffnungsschimmer für den „Dino“ der Liga ist er aber allemal.“

Eine Frage der Seriosität

Frank Lamers (derwesten.de) lobt die Background-Aktivitäten der vermeintlichen Liga-Underdogs: „Das ist eine Frage der Qualität. Natürlich. Das ist aber auf jedem Niveau auch eine Frage der Seriosität. Oder wie sonst lässt es sich erklären, dass die in der vergangenen Spielzeit bereits als Absteiger Nummer eins gehandelten Augsburger nicht zusammenbrechen und es den Freiburgern und Nürnbergern immer wieder gelingt, Mannschaften auf die Beine zu stellen, die mithalten können? Oder wie sonst lässt es sich erklären, dass die drei Aufsteiger, dass Fortuna Düsseldorf, dass Frankfurt und Greuther Fürth nicht den Eindruck erwecken, auf seltsam gewundenen Pfaden zittrig unterwegs zu sein? Es demonstriert, dass sie die Erstklassigkeit seriös angehen.“

Kein Plan B in Stuttgart

Der VfB Stuttgart kommt nicht so richtig in Tritt. Die fade Nullnummer gegen Düsseldorf bereitet Marko Schumacher (Stuttgarter Zeitung) große Sorgen: „Gegen Düsseldorf zeigte sich, dass es einen Plan B derzeit nicht zu geben scheint. Den gesperrten Vedad Ibisevic ersetzte Labbadia durch Cacau, obwohl der Trainer immer davon gesprochen hatte, dass der Routinier für die vorderste Front nicht geeignet sei. Cacau hatte zwar die einzige große Chance, stand ansonsten aber, von einem einfallslosen Mittelfeld unzureichend unterstützt, weitgehend auf verlorenem Posten. Und so bot die Nullnummer den Beleg dafür, auf welch dünnem Eis sich der VfB bewegt.“

Ein starker Kopf

In München freut man sich nach dem Sieg gegen Mainz vor allem über die Entwicklung von Bastian Schweinsteiger. Auch Florian Kinast (Welt Online) nickt anerkennend mit dem Kopf: „Professor Florian Holsboer aus München, einst behandelnder Arzt von Sebastian Deisler, glaubte per Ferndiagnose, Narben an Schweinsteigers Seele erkannt zu haben. Doch die Zweifel, ob Schweinsteiger seine körperlichen Beschwerden und das Pfostentrauma jemals wieder überwinden würde, scheinen spätestens seit Samstag beseitigt. Rechtzeitig vor dem Auftakt der neuen Champions League am Mittwoch gegen Valencia, auf den Tag genau vier Monate nach Chelsea. Schweinsteigers Kopf wirkt sehr stark. Nicht nur, wenn der Ball kommt.“

Dortmunder Verärgerung über Löw und Co.

In Dortmund legen die Verantwortlichen schützend die Arme um Mats Hummels und Marcel Schmelzer, die nach den letzten Auftritten im Nationaldress von der DFB-Spitze nicht gerade in Watte gepackt wurden. Freddie Röckenhaus (SZ) mutmaßt über eine entstehende Kluft zwischen den Strippenziehern beim DFB und beim Meister aus Dortmund: „Selbstverständlich gehörte Hummels nach dem Spiel ebenfalls zu den Klopp-Gedrückten, und auch in dem rhetorisch geschickten Verteidiger grummelte spürbar der Frust, bei seinen Nationalmannschaft-Auftritten so heftig in die Kritik gekommen zu sein. Bei Hummels  und Schmelzer war Bundestrainer Joachim Löw von seiner Haltung abgewichen, Nationalspieler nicht in öffentliche Einzelkritik zu nehmen. In Dortmund ist das nicht nur von Klopp und Watzke offenbar mit einiger Verärgerung aufgenommen worden. Es ist aber wohl typisch für die Gruppendynamik beim Double-Gewinner, dass diese Kritik von außen gleich in Energie verwandelt wurde. Jürgen Klopp und das in solchen Fällen verlässliche Dortmunder Publikum packten beide Spieler in emotionale Kuscheldecken.“

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Kommentare

7 Kommentare zu “Hannover 96 – so kauft man richtig ein”

  1. Hannover 96 – so kauft man richtig ein – indirekter
    Montag, 17. September 2012 um 18:06

    […] Kai Butterweck | Montag, 17. September 2012 ohne Kommentar […]

  2. Geert H
    Montag, 17. September 2012 um 23:42

    Nichts zu Huszti hier? Das war doch d a s Thema.

  3. Manfred
    Dienstag, 18. September 2012 um 10:22

    Inweifern d a s Thema, Geert? Trikot aus – Gelb. Zaunjubel – Gelb. Ergibt total: Platzverweis mit gelb-roter Karte. Da ist nix zu thematisieren.
    Viel interesaanter finde ich Slomkas Wandel, denn was der damals auf Schalke hat kicken lassen (und das von/mit ner Mannschaft, die eher noch besser bestückt war als jetzt 96), war vor allem in der Endphase seiner Tätigkeit nicht anzusehen.

  4. Geert H
    Dienstag, 18. September 2012 um 11:08

    Das war Thema in allen Zeitungen, Herr Schlau.

  5. Manfred
    Dienstag, 18. September 2012 um 14:46

    Eben. Grundlos. Langt doch, die Leute einmal mit dem Blödsinn, der da wieder verzapft wurde, zu belästigen.

  6. breeze
    Mittwoch, 19. September 2012 um 12:08

    Was ist denn das für ein Argument? Weil es in der Zeitung stand muss es hier nicht noch mal aufgeführt werden? Dann kann der Freistoß ja gleich aufhören.

    Hier geht es doch genau um die Sachen die in der zeitung / im Netz standen.
    So gesehen hätte man es schon erwähnen können.

    Dass es trotzdem nicht erwähnt wurde, sollte andere Gründe haben. Dass Herr Aytekin aber auch anders hätte entscheiden können wäre vielleicht mal ein interessanter Kommentar gewesen neben den ganzen „Ist doch logisch“ Aussagen zur gelbroten Karte.

  7. Manfred
    Donnerstag, 20. September 2012 um 08:52

    Ganz einfach: es gab ziemlich genau keine Variante des ‚blöde Regel, Fingerspitzengefühl‘-Gemimimis, mir ist zumindest keine aufgefallen.

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