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Bundesliga

Bayern brennt, Leipzig wackelt

Kai Butterweck | Montag, 27. Januar 2020 Kommentare deaktiviert für Bayern brennt, Leipzig wackelt

Der Rekordmeister schmeißt den Turbo an, Leipzig strauchelt in Frankfurt und Dortmund feiert sein norwegisches Wunderkind: Zu Beginn der Rückrunde rückt die Spitzengruppe eng zusammen

4:0 bei Hertha, 5:0 gegen Schalke: Zu Beginn der Rückrunde präsentiert sich der FC Bayern München in bester Verfassung. Christian Kamp (FAZ) adelt den FCB-Chefcoach: „Hansi Flick erfüllte nicht nur die Sehnsucht der Spieler nach einem mutigeren Auftreten als unter Niko Kovac, er schenkte auch Vertrauen, wo er Selbstbewusstsein und Führungskraft verschüttet sah: bei Müller etwa, der in einem Nebensatz sogar schon wieder die EM als mögliches Sommerziel erwähnte, oder bei Leon Goretzka, der gegen seinen ehemaligen Klub sein bestes Spiel seit langem für die Bayern machte, und in den beiden Rückrundenspielen nun schon auf vier Torbeteiligungen kommt. Gegen Schalke hatte Flick ihn nach vorn verlegt, in eine Spielmacherposition hinter den Spitzen, die ihm liegt, dahinter sorgten Kimmich und Thiago mit dafür, dass aus dem Zentrum des Spielfelds eine bayerische Kraft- und Kreativzentrale wurde.“

Kraftstrotzende Bayern

Benedikt Warmbrunn (SZ) riskiert keine Wetten: „Die Bayern retten sich mit zwei Last-Minute-Siegen in die Winterpause, haben nach dieser fast keine Spieler mehr – und marschieren dennoch so kraftstrotzend in die Rückrunde hinein, dass sie spätestens mit einem Heimsieg gegen Leipzig die Tabellenführung übernehmen könnten. Dortmund lässt die neue Sturmkante Erling Braut Haaland zweimal zunächst auf der Bank sitzen – dennoch schießt das Team zehn Tore, und die Hälfte davon kommt von Haaland. Und Leipzig? Verliert gegen Frankfurt, könnte in den nächsten beiden Spielen gegen Gladbach und Bayern auf Platz drei zurückfallen – das Team könnte bis dahin aber auch wieder vier Punkte Vorsprung oder mehr herausgespielt haben. Was das für den Rest der Rückrunde bedeutet? Jede Rechnung mag noch so stimmig sein, sie kann schon ein Blinzeln später nicht mehr aufgehen.“

Nach der vierten Heimspielniederlage in Folge geht in Bremen die Angst um. Jean-Julien Beer (weser-kurier.de) fordert Taten: „Zwei Dinge stehen seit Monaten fest, sind aber auch nach 19 Spieltagen in keinster Weise gelöst: Die Betreuung verletzter Spieler muss sich grundlegend ändern. Und diese Mannschaft braucht dringend Verstärkung in der Offensive. Die Uhr tickt. Für alle bei Werder! Am Freitag schließt das Transferfenster. Schafft es der Verein nicht, adäquat zu reagieren – ob aus finanziellen Gründen oder mangels Scouting-Kompetenz –, wäre das noch beunruhigender als die Form vieler Spieler. Und es wäre nicht mehr zu korrigieren.“

Ein trügerisches Vabanquespiel

Union Berlin gelingt gegen den FC Augsburg der lang ersehnte Befreiungsschlag. Michael Färber (morgenpost.de) wünscht sich mehr kreative Akzente: „Einer für mehr spielerische Lösungen kann Yunus Malli sein. Doch der aus Wolfsburg ausgeliehene Techniker, der in der Hinrunde keine Minute auf dem Platz stand, braucht noch Zeit, um sich in seine neue Mannschaft zu integrieren. Ziel muss es sein, ihn spätestens für das letzte Saisondrittel auf 100 Prozent zu bringen, wenn es vornehmlich gegen die direkte, defensiver eingestellte Konkurrenz geht. Bis dahin darauf zu hoffen, dass der Gegner im Fehlerspiel Fußball stets hilft, ist ein Vabanquespiel, auf das sich Union Berlin nicht einlassen sollte.“

Hertha BSC bringt sich mit einem Auswärtssieg wieder zurück in die Spur. Michael Rosentritt (Tagesspiegel) trauert der Vergangenheit hinterher: „Vor lauter Kämpferei ist bei Hertha von einem Spiel so gut wie nichts mehr zu sehen. Und das wird vermutlich so lange weitergehen, bis sich keiner mehr an etwas anderes erinnern kann. Denn der „nächste Fight“, wie Klinsmann sagte, stehe am Freitag gegen Schalke an. Sie ist ja auch gar nicht verkehrt, diese Rückkehr zum Pal-Dardai-Fußball. Wobei das schon fast eine kleine Beleidigung ist. Unter Klinsmanns Vorvorgänger, der eine Spielanlage aus einer kompakten Defensive heraus bevorzugte, gelangen den Berlinern wirklich einige sehenswerte Fußballspiele. Davon ist Klinsmanns Hertha aktuell weit entfernt.“

Frankfurter Pastellfarben

Eintracht Frankfurt zwingt den Tabellenführer aus Leipzig in die Knie. Ingo Durstewitz und Thomas Kilchenstein (FR) atmen auf: „Der nach den ersten 45 Minuten nicht erwartete Erfolg gegen Tabellenführer RB Leipzig hat die ärgsten Frankfurter Probleme fürs Erste gelöst, der ganze große Druck ist erst einmal entwichen. Die Lage im Frankfurter Stadtwald kann wieder in Pastellfarben gezeichnet, der Blick vorsichtig nach oben gerichtet werden. Es hätte deutlich schlimmer kommen können, darüber sind sich alle im Frankfurter Lager einig.“

In Dortmund gehen die Haaland-Festspiele weiter. Oliver Fritsch (Zeit Online) feiert mit: „Das Wunderkind lässt nach. Nach dem Hattrick vorige Woche schoss er gegen Köln nur zwei Stück. Nett anzusehen war allerdings der 5:1-Endstand, als der 19-Jährige erst den Tormann im Speed umkurvte, den Ball kurz vor Linie im Spiel hielt, dann, ein gutes Stück vom Tor entfernt, den Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck zielte. Ein Tor mit Zirkel und Geodreieck, Mathe kann er also auch noch. Und wieder ein neuer Rekord für Haaland – fünf Tore in den ersten zwei Spielen hatte vor ihm noch keiner in der Bundesliga hinbekommen. Der Norweger, der Torjäger. Mehr Treffer seinerseits verhinderten Lucien Favre, der ihn noch später einwechselte als vorige Woche, und der Schiedsrichter, der ohne Nachspielzeit abpfiff.“

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