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Bundesliga

Feuer unterm Dach

Kai Butterweck | Dienstag, 25. Februar 2020 Kommentare deaktiviert für Feuer unterm Dach

In Berlin (Westend) und Bremen geht es unverändert weiter abwärts. Außerdem: Partystimmung in Köpenick, schnaufende Sachsen-Power und Hornochsen in Gladbach

Der Scherbenhaufen rund um das Bremer Weserstadion wird immer größer. Malte Bürger (weser-kurier.de) gibt die Hoffnung nicht auf: „Ein wenig mehr Entlastung war gegen Dortmund schon erkennbar. Dadurch, dass Theodor Gebre Selassie und Ludwig Augustinsson auf den Außenbahnen wieder einsetzbar sind, hat sich die Qualität des ­Bremer Spiels spürbar verbessert – wenngleich gefährliche Durchbrüche noch zu selten zu beobachten sind. Die Gesundheit dieses Duos ist aber allenfalls ein winziges Detail im großen schiefen Bremer Bild. Werder benötigt in allen Bereichen Fortschritte. Möglichst schnell.“

Einen Versuch ist es wert

Ralf Wiegand (SZ) lobt die Bremer Vereinsführung: „In Bremen sehen sie keinen Grund dafür, dass ein Trainerwechsel irgendetwas verbessern würde, weil die Arbeit zwischen Trainer und Mannschaft nach Überzeugung der sportlichen Leitung funktioniert, weil ihr die Fantasie fehlt, was ein anderer Coach besser machen könnte. Der Verein, diesem Eindruck kann man sich kaum verschließen, handelt aus Überzeugung, er streut den Mechanismen des Geschäfts damit Sand ins Getriebe. Wie das ausgeht? Weiß heute niemand. Aber einen Versuch ist es wert.“

Lutz Wöckener (Welt) schließt sich an: „Wo liegen die Verfehlungen des Bremer Trainers? Wie lautet die Anklage an Florian K.? Konkret! Wer ihn schuldig spricht, sollte sein Urteil gut begründen können. Und sich an die Zeit vor zwei Jahren erinnern. Wie die Mannschaft vor Kohfeldt Fußball spielte, welches Bild der Klub damals abgab. Die, die nun das Ende fordern, sind genau die, die nach dem dritten Trainerwechsel 2021 über fehlende Kontinuität schimpfen werden.“

In Dortmund freut man sich über die Entwicklung von Dan-Axel Zagadou. Auch Marcus Bark (Spiegel Online) zieht nach dem BVB-Sieg in Bremen seinen Hut: „Der Erste, der das Tempo in der Offensive anzog, war einer aus der hintersten Kette. Innenverteidiger Zagadou sprintete mit langen Schritten nach vorn und passte auf Erling Haaland. Dessen Schuss wurde noch abgeblockt, aber zwei Eckstöße später wurde Zagadous Elan belohnt. Er machte den Treffer selbst, war schneller am Ball als Bremens Davie Selke, gegen den er auch in der Defensive die wichtigen Duelle gewann.“

Kommt Pal Dardai zurück?

Nach dem Heimdebakel gegen Köln brummt jedem Hertha-Anhänger der Schädel. Stephan-Andreas Casdorff (Tagesspiegel) ist geschockt: „Eigentlich war die Erwartung, ja Hoffnung, jetzt gewinnen die Herthaner ein paar Mal, verlieren ab und zu und bleiben im langweiligen Mittelmaß. Dann kam das Desaster gegen Köln. Es bleibt also wohl doch spannend. Wenn Hertha nun bei Fortuna Düsseldorf verliert, ist Nouri vermutlich weg. Ob Pal Dardai dann zurückkommt? Oder kommt Bruno Labbadia?“

Marko Langer (dw.com) blickt mit Sorge in die blau-weiße Kristallkugel: „Man möchte Michael Preetz, dem sportlichen Leiter der Hertha, gerne in Schutz nehmen vor dem, was nun kommen könnte. Und zwar deshalb, weil Preetz in der Branche einen guten Ruf genießt. Doch sein Verein dürfte sich, wenn das alles so weitergeht, gesellen zu anderen Klubs der Kategorie: viel Kohle verbrannt, aber keine Ahnung. Die schlechten Vorbilder finden sich etwa in Hamburg und in München.“

Michael Färber (morgenpost.de) spaziert mit einem Union-Schal durch die Hauptstadt: „Was Union und Hertha in dieser ersten gemeinsamen Saison im Oberhaus wirklich trennt, hat nichts mit spielerischer Qualität, taktischen Finessen, dem glücklichen Händchen des Trainers oder möglicher Unruhe im Umfeld zu tun. Sondern mit einer rein menschlichen Eigenschaft. Man nennt sie Charakter. Es gilt, sich füreinander einzusetzen, die Fehler des anderen auszubügeln, den einen Schritt mehr zu machen, die Teamkollegen mit bedingungslosem Einsatz mitzureißen, als Gemeinschaft zu funktionieren. Und nicht darüber nachzudenken, wie man selbst am besten glänzen oder sich aus der Verantwortung stehlen kann. Vor diesem Hintergrund sollte sich Hertha Union als Vorbild nehmen.“

RB-Fans können beruhigt sein

Oliver Fritsch (Zeit Online) applaudiert in Richtung Leipzig: „Nach dem überzeugenden Sieg gegen Tottenham am Mittwoch fegte die Mannschaft von Julian Nagelsmann Schalke vom Platz. Zwischendurch, nach drei sieglosen Bundesliga-Spielen und dem Aus im DFB-Pokal, hatte es so ausgesehen, als würde sich RB bald aus dem Meisterrennen verabschieden. Die vielen Fans der Leipziger in ganz Deutschland machten sich womöglich grundlos Sorgen. Sie können beruhigt sein und dürfen weiter auf den ersten Titel des Außenseiters aus Sachsen hoffen, dem die Herzen nur so zufliegen.“

In Gladbach präsentieren Gladbacher Ultras ein geschmackloses Anti-Hopp-Banner. Klaus Hoeltzenbein (SZ) nimmt die Vereine in die Pflicht: „Hier wie dort, im Netz wie im Fußball, muss nun die sensible Linie definiert werden, an der die Grundrechte und der Datenschutz gewahrt bleiben, aber in harten Verdachtsfällen ermittelt werden kann. Der Fußball sollte demnach die anstehenden Netz-Debatten im Bundestag aufmerksam studieren, er wird sich an ihnen orientieren können. Zudem werden die Klubs die Verantwortung für ihre Kundschaft erweitern müssen. Sie müssen sie noch besser kennenlernen und im Zweifel ihr Hausrecht konsequenter ausüben. Man würde die Gladbacher oder Leverkusener samt lokaler Polizeikräfte wohl unterschätzen, würde man annehmen, sie wüssten in den meisten Fällen nicht, wer hinter der Maske steckt.“

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