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Werder Bremen – Das große Durchatmen

Kai Butterweck | Dienstag, 7. Juli 2020 Kommentare deaktiviert für Werder Bremen – Das große Durchatmen

Nach einem zähen Kampf gegen mutige und willige Heidenheimer sichert sich der SV Werder Bremen doch noch den Klassenerhalt

Werder Bremen spielt auch in der kommenden Saison im Fußball-Oberhaus. Andreas Bellinger (ndr.de) ist nicht zum Feiern zumute: „Ein Glückstag für die Grün-Weißen. Aber sicher kein ungetrübter Freudentag, angesichts der Leistung, die selbst gegen den engagierten Zweitligisten aus Heidenheim fernab der eigenen Ansprüche blieb und die Aussichten für die kommende Saison düster erscheinen lässt. Das von Sportchef Frank Baumann zusammengestellte Team ist unfähig für neue Wunder. Es tat sich selbst damit schwer, ein Geschenk wie die Relegation anzunehmen. Die Werder-Familie hat sich in einer von Corona, Verletzungen und Finanzsorgen geprägten Spielzeit einen Kokon gesponnen, in dem Fehler, Unzulänglichkeiten und ein fast naives Wunschdenken den Niedergang befördert haben.“

Das größte Geschenk seit der Entdeckung Pizarros

Jean-Julien Beer (weser-kurier.de) pustet kräftig durch: „Dieser Klassenerhalt ist für Werder das größte Geschenk seit der Entdeckung Pizarros, und dass der taumelnde Traditionsverein es angenommen hat, wird seine weitere Geschichte prägen. Ein Absturz in die zweite Liga hätte Mindereinnahmen von 45 Millionen Euro bedeutet. Auch ohne die Coronakrise könnte niemand sagen, ob sich der Verein davon erholt hätte – schon gar nicht die Verantwortlichen bei Werder, die zuletzt mit vielen Einschätzungen daneben lagen.“

Karsten Lübben (butenunbinnen.de) winkt frustriert ab: „Den Fast-Abstieg als unglücklichen Betriebsunfall abzuhaken, das würde deutlich zu kurz greifen. Genauso wie das Festhalten an Coach Kohfeldt aufgrund des Klassenerhalts als richtige Entscheidung zu verbuchen. Wer bereits im Dezember beim 0:5 gegen Mainz 05 einen fußballerischen Offenbarungseid bot und in der Relegation bis zur letzten Sekunde zittern musste, sollte selbstkritisch mit sich umgehen. Die Treue zu Kohfeldt war trotz des Verbleibs in der Bundesliga ein Fehler. Ein Fehler, mit dem Baumann den Klub fahrlässig fast in die 2. Liga geschickt hätte. Letztlich haben die Bremer in dieser Saison um den Abstieg gebettelt. Und am Ende hätten sie den Abstieg auch verdient gehabt. Werder bleibt Bundesligist, spielt aber nicht erstklassig.“

Wahrlich kein Ruhmesblatt

Martin van de Flierdt (yahoo.com) hebt ebenfalls mahnend den Zeigefinger: „31 Punkte sind die Ausbeute eines Absteigers und wahrlich kein Ruhmesblatt. Die ungeheure Verletztenseuche war lange eine zu Recht angeführte Erklärung für den Misserfolg. Unter dem Strich blieb aber, dass vieles, was die Bremer in dieser Saison auf den Platz brachten, nicht bundesligatauglich war. Die Abwehr offenbarte ein Tempodefizit und blieb bei jeder gegnerischen Standardsituation anfällig, das Spiel nach vorne mit den Ausnahmen Paderborn und Köln ausrechenbar und wenig durchschlagskräftig. Zweitligist Heidenheim reichten in der Relegation letztlich eine robuste Physis und Beharrlichkeit, um Werder dem Abgrund nahe zu bringen.“

Ole Frerks (spox.com) fordert ein Umdenken: „Werder muss zwingend erkennen, dass die Vereinstreue als Kriterium nicht reicht und dass es externe Hilfe bei jeder Analyse braucht. Das muss nicht bedeuten, dass alle Beteiligten ausgetauscht werden müssen wie bei anderen Vereinen. Aber die Beteiligten müssen zeigen, dass sie lernfähig sind und Hilfe annehmen.“

Günther Schroth (swr.de) dankt den Unterlegenen: „Die Heidenheimer haben sie verpasst – ihre „Lebenschance“, wie Frank Schmidt den Einzug in die Relegation nannte. Aber da möchte ich ihm widersprechen. Chancen, auch Lebenschancen, hat man nicht nur einmal. Chancen, auch Lebenschancen, kann man sich immer wieder erarbeiten. Die Bremer applaudierten nach dem Spiel in Richtung der Heidenheimer. Bremens Trainer Florian Kohfeldt wandte sich anschließend mit dem Satz des Abends an die eigenen Fans: „Sorry für die Scheiß-Saison“, so entschuldigte er sich nach dem Spiel. Bei Heidenheim muss sich keiner entschuldigen. Schon gar nicht nach dieser Relegation. Deswegen möchte ich den Satz in Sachen 1. FC Heidenheim gerne abwandeln: Danke für eine Riesen-Saison!“

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