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emotionale Pegelausschläge

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für emotionale Pegelausschläge

„Hohe emotionale Pegelausschläge bis tief hinein in den roten Bereich der Seele“ hat die FAZ bei vielen Beteiligten gemessen. In der Tat hat es wohl lange keinen Bundesliga-Spieltag mehr gegeben, an dem so viel Außergewöhnliches geschehen ist wie an dem vergangenen.

Der größte Anteil der Druckerschwärze wird dabei für das gewohnt hitzige Spitzenspiel zwischen München und Dortmund ver(sch)wendet, wobei weniger gezeigte Leistungen im Brennpunkt stehen, sondern bedauerlicherweise Schiedsrichterentscheidungen und soziale Spielregeln. Insbesondere Jens Lehmann, zunächst von Bayern-Stürmer Elber rücksichtslos gefoult, später dann wegen Meckerns des Feldes verwiesen, fühlte sich ungerecht behandelt und machte diesem Gefühl auch in sehr deutlicher Form Luft. Rückendeckung bekam der BVB-Torhüter dabei von den Mitgliedern aus der Führungsetage des deutschen Meisters. Die in der Vergangenheit von zahlreichen Elfmeterpfiffen scheinbar verwöhnten Dortmunder mussten erkennen, dass sie derzeit nur die Nummer Zwei auf nationalem Terrain sind; sowohl in sportlicher Hinsicht als auch in der Gunst der Schiedsrichter und sahen sich folglich in der „Rolle als Opfer der Obrigkeit“, wie die FAZ bemerkt – und weiter: „Die wieder selbstzufriedenen Bayern äußerten sich nicht weiter zum Schiedsrichter, aber man kann sich lebhaft vorstellen, wie sie reagiert hätten, wenn ihnen und Oliver Kahn ähnliches widerfahren wäre“ (siehe auch ). Wie erwartet ging der Hahnenkampf um die „Vorherrschaft im deutschen Fußball“ (Bayern-Manager Hoeneß) nach dem Abpfiff nämlich weiter. Beteiligte vor den TV-Kameras: die beiden Trainer und ehemaligen Weggefährten. Während der siegreiche Hitzfeld (München) bei der Spiel- und Schiedsrichteranalyse exklusive Wahrheiten in ein seriöses Gewand zu kleiden versuchte, war Borussen-Coach Sammer vergeblich dem richtigen Tonfall und den richtigen Worten auf der Spur. Seine Wut, erneut gegen seinen Lehrmeister unterlegen gewesen zu sein konnte er nicht verbergen.

„Deutliche Parallelen zum Münchner Spitzenspiel“ erkannte die NZZ beim 1:0-Sieg der Leverkusener in Gelsenkirchen. „Auch in der Arena „Auf Schalke“ drehte ein Nationalkeeper durch, auch hier rangelten nach der roten Karte und dem Elfmeter gegen Rost Internationale wie Halbstarke miteinander; auch hier ersetzten Emotionen die Qualität, die man von den Namen der Darsteller eigentlich erwartet hätte.“ Die aus Bayer-Sicht gelungene Revanche für das verlorene Pokal-Finale im Mai zementierte eine mittlerweile gereifte Feindschaft zwischen beiden Klubs „Irgendwie scheinen sich die Profis aus dem Ruhrpott und unter dem Bayer-Kreuz nicht zu mögen“ resümiert die FAZ das emotionsgeladene Duell.

Jedoch hatte das Fußball-Wochenende auch ein schöne Geschichte zu erzählen. „Schon wieder spricht ganz Fußball-Deutschland von Viorel Ganea“, ist in der SZ über den Stuttgarter Torjäger zu lesen, welcher noch vor Wochenfrist ein- und nach einer Handvoll ungenutzter Torchancen wieder ausgewechselt wurde. Dieses Mal traf er ohne zu lamentieren drei Mal – „ein echter Held, kein Maulheld“ (FAZ) – und schoss den zwischenzeitlich zu einer „grauen Maus“ mutierten Traditionsklub aus Stuttgart nahezu von der Öffentlichkeit unbemerkt auf Rang Drei.

Jan Christian Müller (FR 11.11.) kritisiert. „Das unsägliche Genöle ausgewählter Fußball-Profis gegen wahlweise überforderte Schiedsrichter hat die Grenzen des Erträglichen an diesem Wochenende überschritten. Mit dummem Geschwätz, kindischem Gebärden oder rücksichtslosen Attacken auf die Gesundheit des Gegners haben Tomasz Hajto, Frank Rost (Schalke), Giovane Elber (München) und Jens Lehmann (Dortmund) für unnachahmenswerte Aufmerksamkeit gesorgt. Professionelles Verhalten sieht anders aus und hört sich anders an. Man wird nicht erwarten dürfen, dass die Langzeitfolgen dieses immer wiederkehrenden Genörgels von den Verursachern überschaut werden: Immer weniger Nachwuchs-Schiedsrichter sind bereit, sich das anzutun, was ihren Kollegen in der höchsten Spielklasse immerhin entsprechend, gleichsam als Schmerzensgeld, bezahlt wird. Die Zahl der „Aussteiger“ aus der Schiedsrichter-Gilde ist steigend. Wochenenden wie diese tragen ihren Teil dazu bei. Zumal sich der Kreisklassen-Kicker seinen Anschauungsunterricht im Fernsehsessel holt.“

Bayern München – Borussia Dortmund 2:1

Michael Ashelm (FAZ 11.11.). „Was da zwischen dem Rekordmeister und dem aktuellen deutschen Meister in München passierte, so hat man jedenfalls den Eindruck, ist eine eingefahrene (oder besser verfahrene?) Geschichte mit immer gleichem Skript. Vor dem Spiel die Spitzen der Funktionäre, während des Spiels die Provokationen der Profis, nach dem Spiel die Schimpfe der Verlierer auf das – natürlich – unfähige Schiedsrichtergespann. Wie langweilig! Immer das gleiche Theater, Akt eins und zwei immer nach demselben Schema (…) Leicht wird den Unparteiischen die Arbeit nicht gemacht. Und gepflegten Fußball hat man unterdessen von diesen beiden Spitzenmannschaften im direkten Vergleich schon lange nicht mehr gesehen. Etwas einbilden können sich die Bayern auf diesen Sieg gegen neun Dortmunder schon gar nichts: zu mittelmäßig ihre Leistungen auf dem Spielfeld, echte Krisenbewältigung sieht anders aus. An eine schnelle Klärung der verzwackten Verhältnisse bei den Münchnern ist deshalb wohl nicht zu denken. Und die Dortmunder? Die schießen gegen den „blinden Schiedsrichter“ Michael Weiner, ohne freilich erst einmal die eigenen Versäumnisse zu reflektieren.“

Michael Horeni (FAZ 11.11.). „Den Beginn der Dienstbeschwerden über einen der „schlechtesten Schiedsrichter“, die er je erlebt habe, datierte Lehmann auf Beginn der zweiten Halbzeit. Da führte die Borussia noch 1:0. Sie hatten aber mit Frings schon einen Spieler durch eine Gelb-Rote Karte verloren, die zu zeigen nicht notwendig, jedoch möglich war. Lehmann machte sich kurz nach dem Wechsel, als Dortmund den Vorsprung viel zu passiv über die Zeit bringen wollte, sehr geduldig daran, einen Abschlag auszuführen. Dann ließ er sich beim Anlauf von einem Betreuer auch noch eine Wasserflasche reichen. „Um eine Aspirin runterzuschlucken“, wie er sagte. Der Schluck aus der Pulle kostete zwar keine Zeit, aber „das hat ihn provoziert“, glaubte Lehmann. Mit einer Verwarnung war er da schon belastet, weil er den 33 Jahre alten Beamten zuvor schon gefragt hatte, „ob nur wir hier die Gelben Karten kriegen“. Nach rund einer Stunde verdichtete sich in knapp zehn Minuten die Dramaturgie dieses Spitzenspiels, die mit einer Glanztat Lehmanns begonnen hatte und mit dessen Platzverweis endete. Als der erstklassige Rückhalt den Ball mit einer Hand abwehrte und im Nachfassen unter Kontrolle brachte, rauschte ihm Giovane Elber ungebremst in die Parade. Der heftige Schlag gegen den Kopf in der Torwartschutzzone bedeutete das gesundheitsgefährdendste Foul des Tages. Mit der Gelben Karte gegen den Brasilianer blieb der Schiedsrichter am unteren Ende des möglichen Strafmaßes. Nachdem sich Lehmann einigermaßen erholt hatte, erzielte Santa Cruz den verdienten Ausgleich, und nur zwei Minuten später hatten die Münchner das Spiel und die Stimmung im und um den FC Bayern endgültig gewendet. Sagnol hatte sich gegen träumende Dortmunder zweimal durchgesetzt, und sein Zuspiel nutzte Pizarro zum 2:1 – allerdings aus auf den ersten Blick abseitsverdächtiger Position. Lehmann protestierte lautstark und petzte auch noch, daß der Torschütze den Ball weggeschlagen hatte. Die Klage des Torwarts war – im nachhinein betrachtet – dann doch dümmer, als die Polizei erlaubte: Lehmann mußte gehen, Dortmund hatte ausgespielt. Wenn man kurz vorher „den Schädel durchgetreten kriegt“, sagte Sammer, hätte er vom Schiedsrichter Fingerspitzengefühl mit dem Torwart erwartet. Die wieder selbstzufriedenen Bayern äußerten sich nicht weiter zum Schiedsrichter, aber man kann sich lebhaft vorstellen, wie sie reagiert hätten, wenn ihnen und Oliver Kahn ähnliches widerfahren wäre.“

Martin Hägele (NZZaS 10.11.). „Wenn die Dortmunder nun mit dem Schiedsrichter hadern, so verdrängt das nur vordergründig ihr Handicap. Sie haben diese Partie im Kopf verloren, der psychisch schwer angeknockte Gegner aber konnte jene mentalen Kräfte abrufen, die immer zur Grundausstattung eines Bayern-Kaders gehören. Auch Coach Matthias Sammer, der noch nie ein direktes Duell mit seinem einstigen Ausbilder Hitzfeld gewonnen hatte, liess sich von jener Nervosität anstecken. Er fand nicht die richtigen Worte in der Debatte hinterher, und wie durcheinander er war, zeigt die Anrede. Sammer nannte Hitzfeld ständig „Trainer“, obwohl die beiden seit zwei Jahren per du miteinander verkehren.“

Ludger Schulze (SZ 11.11.) erinnert an sportliche Kriterien. „Für beinahe jede der von den Schwarz- Gelben vorgetragenen Anschuldigungen, die Schiedsrichter Michael Weiner zum alleinigen Sündenbock machten, gab es ein stichhaltiges Gegenargument. Das treffendste: Der FC Bayern hat verdient gewonnen. Das lässt sich mit ein paar Fakten belegen. Die Münchner schossen siebenmal so oft auf das gegnerische Tor (21:3), sie erarbeiteten sich 10:1 Ecken, hatten 61 Prozent Ballkontakte und entschieden 58 Prozent der Zweikämpfe für sich. Ist zwar nur Statistik, spiegelt aber die Kräfteverhältnisse wider. „Phasenweise hat die Mannschaft klasse gespielt“, hatte Karl-Heinz Rummenigge mit wachsender Erleichterung beobachtet, was nur nachzuvollziehen ist, wenn man die vergangenen Wochen mit den ernüchternden Leistungen zu Grunde legt. Bei der wohlwollende Bewertung unterschlug der Vorstandschef, dass sein Team vor allem deshalb zum 14. Mal hintereinander ungerupft aus dem Spitzenduell hervorging, weil die Dortmunder die Partie herschenkten. Anfangs traten die auf, als wären sie und nicht die Münchner Hausherren. Flüssig ließen sie den Ball durch die Reihen wandern, und man musste ein in totale Hoffnungslosigkeit führendes Desaster für die Bayern befürchten. Nach dem angemessenen 0:1 durch einen von Jan Koller abgefälschten Amoroso-Schuss und einer weiteren, von Ewerthon vergebenen Großchance begann aber ein sportlicherErosionsprozess, der seinen Ausgang von der Dortmunder Bank nahm. Matthias Sammer, im Herzen immer noch mehr Spieler als Trainer, rückte im verständlichen Wunsch, den Seinen zu helfen, auch räumlich nah und näher ans Spielfeld heran und übertrug seine Hektik und Verkrampfung auf die eigenen Leute.“

Jörg Hanau (FR 11.11.). „Ein Handwerker wie Jens Lehmann versteht es perfekt, auf der Klaviatur der Medien zu spielen. Mit treuem Dackelblick und sanftmütiger Stimme flötet er immer dann in die Mikrofone, wenn Unbill sein Berufsleben im Tor von Borussia Dortmund zu beeinträchtigen droht. Die Botschaft ist eindeutig: Seht her, ich bin doch ein ganz Lieber. Einer, der keiner Fliege etwas zu Leide tun kann. Einer, der stets den richtigen Ton trifft. Einer, der Ungerechtigkeiten hasst. Und deshalb nun überhaupt nicht verstehen kann, warum ihn ein als Schiedsrichter getarnter Polizist aus Hildesheim namens Michael Weiner (33) beim Gipfeltreffen des Meisters beim Tabellenführer in München binnen einer Viertelstunde zwei Mal den gelben Karton vors Gesicht hob. „Ich habe ihn doch gar nicht beleidigt, nur meine Meinung gesagt“, formuliert Lehmann treuherzig und fährt dann bald fort, in einem solch sanftem Ton, dass man ihm am liebsten in den Arm nehmen würde, um ihn zu knuddeln. Und was sagt das Knuddeltier? Es sagt zum Beispiel: „Katastrophal, das war einer der schlechtesten Schiedsrichter, die ich je hatte“ – oder: „Das war der unfähigste, der blindeste Schiedsrichter, den ich je hatte“ – oder: „Das war ein Schiedsrichter, der meiner Meinung nach parteiisch war“.“

Claudio Catuogno (taz 11.11.) kommentiert Münchner Reaktionen. „Da stehen sie dann, Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG, und Uli Hoeneß, Manager des gleichnamigen Fußballvereins. Stehen damit der Wichtigkeit eines wiedererweckten Orakels – und geben doch nur Phrasen zum Besten. Vom Glück des Tüchtigen, vom schrittweisen Vorwärtskommen, vom totalen Schulterschluss. Fußball-Blabla. Hätten sie doch lieber weiter geschwiegen. Der FC Bayern hat am Samstag mit 2:1 Toren gegen Borussia Dortmund gewonnen. Es war ein turbulentes, ein verrücktes Fußballspiel – zum Schluss stand sogar der Stürmer Jan Koller als Aushilfstorwart zwischen den Dortmunder Pfosten. Doch vor allem war es auch ein schlechtes Fußballspiel, keines, das die Lage des FC Bayern grundlegend verändert hätte. Deshalb war die Einschätzung, dass nach dem Sieg „absolut kein Handlungsbedarf“ mehr bestünde (Hoeneß), reine Schönfärberei – und damit genauso übertrieben wie die Friedhofsmetaphorik der vergangenen Wochen, als etwa Franz Beckenbauer die Mannschaft für tot erklärt hatte. Dem FC Bayern fehlt in seinen Posen das, was er zurzeit doch selbst verkörpert: Mittelmaß.“

Jan Christian Müller (FR 11.11.) fordert. „Wieso meint Jens Lehmann, sich nach der Niederlage in München in abfälliger, niveauloser Art über den jungen Schiedsrichter Michael Weiner äußern zu können? Als Angestellter einer börsennotierten Fußball-Aktiengesellschaft hätte der offenbar unbelehrbare Torwart eine spürbare Strafe wegen firmenschädigenden Verhaltens verdient. Davon unbenommen ist Kontrollausschuss-Chef Hilpert gefordert, dass es angesichts derartiger verbaler Attacken nicht bei der üblichen Ein-Spiel-Sperre nach Gelb-Roter Karte bleibt. Wie viel fehlender Respekt gegenüber dem gegnerischen Torwart gehört dazu, dass ein technisch so gut ausgebildeter Spieler wie Giovane Elber sich herausnimmt, derart mit Vollspann in Mann und Ball zu gehen wie am Samstag gegen Lehmann? Der Betroffene kann letztlich froh sein, muskulär im Nackenbereich so gut ausgebildet zu sein, dass er keine schwerwiegende Verletzung erlitt. Da der Schiedsrichter die Szene beobachtete und als Tatsachenentscheidung Gelb gegen Elber für ausreichend erachtete, muss Horst Hilpert tatenlos zusehen. Rot und eine mehrwöchige Sperre wären verdient gewesen.”

Zum Verhältnis zwischen Sammer und Hitzfeld bemerkt Roland Zorn (FAZ 9.11.). „Sammer legt in den Stunden vor dem Wiedersehen mit seinem alten Chef Ottmar Hitzfeld sowieso Wert darauf, erdverwurzelt wahrgenommen und bloß nicht in die Münchner Ecke abgedrängt zu werden. Die ihn jetzt schon zum Nachfolger des inzwischen heiß umstrittenen Championstrainers Hitzfeld ausrufen wollen, weist der 35 Jahre alte Sachse entschieden in die Schranken. „Ich bin gern bei Borussia Dortmund. Wenn man mich nicht vorher rausschmeißt, würde ich gern ewig hier arbeiten.“ Ein Satz wie in Stein gemeißelt und ein eindeutiges Bekenntnis zu dem Klub, dem sich Sammer seit Januar 1993 zusehends fester verbunden weiß. Wer mit dem BVB als Spieler und Trainer drei deutsche Meisterschaften gewonnen und dazu, 1997, die Champions League erobert hat, der muß nicht mehr aus Karrieregründen gen Süden schielen. Außerdem imponiert Sammer die Anhänglichkeit der Fans genauso wie die Seriosität des von Präsident Gerd Niebaum geleiteten Dortmunder Führungsteams. Wie sich der Verein um ihn bemüht und gesorgt hat, als er sich im Herbst 1997 so schwer verletzte, daß er seine Profilaufbahn nicht mehr fortsetzen konnte, das hat den früheren Nationalspieler beeindruckt (…) Der Trainer des Meisters wird in diesen Tagen immer wieder mit seinem früheren Vorgesetzten Hitzfeld konfrontiert, der in München derzeit schwere Zeiten erlebt, weil er erstmals mit der Mission Champions League eine Bruchlandung erlebt hat. Sammer, der als seinerzeit dominanter Abwehrchef oder Mittelfeldantreiber des BVB mit Hitzfeld so manchen Strauß ausfocht, hat längst seinen Frieden mit dem 53 Jahre alten Badener gemacht. „Wir haben lange zusammen gekämpft, gestritten und uns zusammen gefreut“, erinnert sich Sammer an viereinhalb gemeinsame Jahre im Dunstkreis des Westfalenstadions, und deshalb seien Begegnungen mit Hitzfeld für ihn immer etwas ganz Besonderes. Zumal der Trainer Sammer längst nachempfinden kann, was der Trainer Hitzfeld mit dem Spieler Sammer auszuhalten hatte. „Jetzt weiß ich, wie schwer es ein Trainer mit einem Spieler haben kann. So wie er über den Dingen steht, habe ich hinzugelernt.“ Sammer, auch als Coach immer noch bei Gelegenheit ein „roter Vulkan“, fordert ein wenig mehr Würde im Umgang mit dem in München harsch kritisierten Hitzfeld. „Da steht keine Holzfigur, sondern ein Mensch mit Gefühlen“, sagt Sammer.“

Wer hat die Vorherrschaft im deutschen Fußball? Freddie Röckenhaus (SZ 9.11.) meint dazu. „Die Zeiten, in denen der FC Bayern den Spitzenkräften des Gewerbes nur einen Wink geben musste, um ihnen den Kopf zu verdrehen, neigen sich wohl dem Ende zu. Der frühe Sportinvalide Sammer, der rasend schnell Erkenntnisse aufsaugt, genießt die Vorzüge der Provinz. Das Medien-Walhalla in München würde einen auf die inhaltliche Arbeit fixierten Typ wie Sammer zum Wahnsinn treiben (…) Schon in den Transfer-Fällen Christian Wörns, Tomas Rosicky und Sebastian Kehl hatte der FC Bayern das Rennen gegen den BVB verloren. Für die Dortmunder speist sich aus dieser allmählichen kulturellen Ebenbürtigkeit ein gehobenes Selbstbewusstsein im Duell mit den Bayern. Alle drei Spieler waren nach ihren Absagen in München mit den üblichen Vorwürfe konfrontiert worden, dass Dortmund viel mehr bezahlt habe. Alle drei hatten allerdings, sehr im Geiste von Sammer offenbar, bei ähnlicher Bezahlung den geringeren Theaterfaktor in Dortmund gewählt.“

VfB Stuttgart – VfL Bochum 3:2

Christoph Kieslich (FAZ 11.11.). „Im Gegensatz zum wichtigsten Drehort des Wochenendes in München oder dem Nebenschauplatz Gelsenkirchen bot das Daimler-Stadion in Stuttgart am Samstag mit einer Kulisse von knapp 20.000 Zuschauern eine äußerlich eher triste Atmosphäre. Und mehr als eine Stunde lang machten der VfB und der VfL Bochum auch nicht den Anschein, als ob sie auf Biegen und Brechen ins Rampenlicht des zwölften Spieltages drängen wollten. Doch die letzten zwanzig Minuten sorgten dann für mindestens so viel Gesprächsstoff wie andernorts, und die Stuttgarter katapultierten sich mit dem 3:2-Erfolg auf den dritten Tabellenplatz. Wenn das kein Spektakel gewesen sei, sagte Felix Magath nach dem aufwühlenden Finish. Der Trainer des VfB beklagt seit Wochen und Monaten, daß seine Mannschaft im Schwäbischen keine Zugkraft mehr habe. Dabei gäbe es ausreichend Werbung wie redlichen Fußball, Leidenschaft und eine Heimserie, die seit März dieses Jahres anhält. Doch diesmal kamen sogar weniger Schaulustige als zuletzt gegen den Tabellenletzten Energie Cottbus.“

Christoph Kieslich (FAZ 11.11.) über den Spieler des Spiels. „Ganeas Beobachter erkannten in Leverkusen den Vorstoß in eine neue Dimension des Versagens beim Torschuß, sparten nicht mit Spott. Die Stuttgarter Zeitung wollte aber auch nicht ausschließen, daß Ganea das nächste Mal dreimal trifft. Wie ahnungsvoll. Am Samstag erzielte er tatsächlich drei Treffer, er benötigte dafür nicht einmal 17 Minuten. Magath, sein Chef, hatte ihn kurz zuvor mit der schlichten Anweisung „Mach ein Tor!“ aufs Feld geschickt – mit dreien kam der Rumäne zurück. „Er sollte eigentlich auf seinen Trainer hören“, sagte Magath hinterher, „aber heute werde ich ein Auge zudrücken.“ Erst einmal auf der Sonnenseite angekommen, läßt sich Fußballers Freud und Leid mit Leichtigkeit ertragen. Nach dem Schlußpfiff wollten die Fans, die Betreuer und die Mitspieler Ganea gar nicht mehr loslassen. Ein bißchen aufgeregt sagte er vor der Fernsehkamera: „Immer bis zum Ende weiterkämpfen – so sagt der deutsche Mann das doch, oder?““

VfL Wolfsburg – Werder Bremen 3:1

Jörg Marwedel (SZ 11.11.). „Der fünfte Sieg im sechsten Spiel war das Resultat couragierten Offensiv- Spiels. Und er ließ bei einigen VfL-Profis sogar Wehmut aufkommen, die man nicht vermutet hätte angesichts des anstehenden Umzugs vom baufälligen VfL- Stadion in die supermoderne Volkswagen Arena, die ja Symbol für den nächsten Entwicklungsschritt sein soll (…) Über die Bremer ist nicht viel zu sagen. Sie haben zwar ihren gefährlichsten Stürmer Ailton gezähmt – er fabuliert nicht mehr von Vereinswechseln, wenn er auf der Bank sitzen muss. Dafür fehlte er gut 60 Minuten auf dem Feld, wo an seiner Stelle Charisteas die Nerven verlor und Rot sah. Charisteas hatte Franz umgeschubst, nachdem ihm der auf den Fuß getreten hatte – und somit mehr Temperament gezeigt als die beiden sonstigen Motoren des Bremer Spiels, Lisztes und Micoud. Beide spielten weit unter Form, worüber auch Micouds trockener Schuss zum 2:1 nicht hinweg täuschen konnte. Das waren die Gründe für die Niederlage und nicht „die vielen Ungerechtigkeiten, mit denen wir leben mussten“, wie Bremens Sportdirektor Klaus Allofs Richtung Schiedsrichter Keßler klagte.“

Raimund Witkop (FAZ 11.11.). „Mag sein, daß sich eine kultivierte Mannschaft wie Werder einfach unwohl und gehemmt fühlt, wenn sie in die Löcher und Krater des Wolfsburger Rasens tappt. Die Niederlage am Samstag entsprach nämlich dem gewohnten Bild: Wolfsburg ist auswärts oft genug ein leichtes Opfer, daheim jedoch auch für gute Mannschaften kaum zu schlagen. „Das ist eine Sache der Einstellung und der Zweikämpfe“, erklärte Effenberg, der selbst zahlreiche Bälle erobert hatte. Die Beobachtung schließt ihn selbst ein: Eine Woche zuvor in Hannover hatte Effenberg dergleichen ebenso vermissen lassen wie seine Nebenleute. So müssen sie weiter rätseln über die zwei Gesichter des VfL, die Bilanz sieht aber ordentlich aus.“

Schalke 04 – Bayer Leverkusen 0:1

Felix Meininghaus (SZ 11.11.). „Es ist immer wieder faszinierend, wie Fußballspiele, die eigentlich nichts Großartiges bieten, durch eine Szene zu einem Spektakel mit erhöhtem Gesprächsbedarf mutieren. Bei der Begegnung zwischen dem FC Schalke 04 und Bayer Leverkusen war es in der 87. Minute so weit. Bis dahin war das Spiel hin- und her geschwappt, hatten beide Kontrahenten ein paar erstklassige Chancen stümperhaft ausgelassen, doch im Grunde war längst klar, dass es auf ein torloses Remis mit bescheidenem Erinnerungswert hinauslaufen würde. Doch dann ereignete sich jene Situation, die alle Beteiligten und die 60.600 Augenzeugen in der Arena AufSchalke in höchste Aufregung versetzte: Leverkusens eingewechselter Thomas Brdaric strebte bei einem Konter allein auf Schalkes Torwart Frank Rost zu, legte den Ball vorbei und ging – wie so oft – zu Boden. Schiedsrichter Wack entschied auf Elfmeter, den Nationalspieler Bernd Schneider zum einzigen Tor des Tages nutzte, und zeigte Rost nach Rücksprache mit seinem Assistenten die Rote Karte. Eine knifflige Entscheidung war das, die die ohnehin aufgeheizte Atmosphäre zum Kochen brachte. Rost war nach seinem Feldverweis außer sich vor Wut und nur mit großem Aufwand davon abzubringen, Dummheiten zu begehen, die seinen Arbeitgeber und ihm noch größeren Ärger eingebracht hätten (…) Und so entschieden die Gäste aus dem Rheinland eine Partie für sich, bei der sie sich entschieden hatten, ihrer Krise mit rustikaler Gangart zu begegnen. Dagegen versäumten es die Schalker durch fahrlässigen Umgang mit Großchancen, auf Rang zwei in der Tabelle vorzurücken und – was im Revier fast noch wichtiger ist – am Rivalen aus Dortmund vorbei zu ziehen. Dass die Dinge nach dem Schlusspfiff dermaßen eskalierten, lag indes nicht in erster Linie am verschenkten Sieg, sondern an einer wahrhaft unschönen Szene wenige Augenblicke nach Schneiders Elfmetertreffer: Um ein paar Augenblicke Zeit zu schinden, sank Brdaric 30 Meter vor dem Schalker Tor bei einem Laufduell erneut – aber diesmal eindeutig ohne gegnerische Berührung – zu Boden, als müsse er seine Karriere auf der Stelle als Sportinvalide beenden. Gerade angesichts der Stimmungslage erwies sich Brdaric durch sein Verhalten als Provokateur der schlimmsten Sorte. Nach dem Schlusspfiff hätten ihn die aufgebrachten Schalker am liebsten einen Kopf kürzer gemacht, Manager Rudi Assauer musste auf dem Rasen Schwerstarbeit verrichten, um seine Spieler zu beruhigen. „Es sind Dinge passiert“, beschwerte sich der fallsüchtige Brdaric später, „die gehören einfach nicht auf den Fußballplatz.“ Darüber, ob sein eigenes Verhalten einem aufrichtigen Sportsmann zur Ehre gereicht, referierte der Stürmer indes nicht.“

Erik Eggers (Tsp 11.11.) beleuchtet die Bedeutung des Auswärtssiegs für Bayer Leverkusen. „Ob dieser Auswärtserfolg bei Schalke aber tatsächlich, wie Trainer Klaus Toppmöller hinterher meinte, im Saisonrückblick als „großer Befreiungsschlag für uns“ zu werten ist, wird dann wohl doch davon abhängen, ob Leverkusen seine unerklärliche Schwäche gegen spielerisch an sich unterlegene Gegner wird ablegen können. Gegen höher einzustufende Gegner wie Dortmund oder Bayern hat sich Bayer Leverkusen schließlich bislang behauptet. Nicht unbedingt mit spielerischer Rafinesse, aber mit ungeahnter Kampfkraft.“

Jan Christian Müller (FR 11.11.) fordert. „Was also treibt einen wie Frank Rost, nach einer – nach geltendem Regelwerk ja nicht völlig abwegigen – Roten Karte wie ein tollwütiger Fuchs im Zick-Zack-Kurs über den Platz zu irren und das wut-verzerrte Antlitz einem Millionenpublikum zu präsentieren? Ein derart uneinsichtiges Verhalten sollte im Strafmaß berücksichtigt werden. Herr Fußball-Staatsanwalt Hilpert, seien Sie nicht zu gnädig. Was denkt sich Tomas Hajto dabei, dem just von Rost zu Fall gebrachten Stürmer Brdaric das Knie in die Seite zu rammen, dafür gnädigerweise nur mit der Gelben Karte bestraft zu werden, ehe er, ohnehin einer der bösesten Treter der Liga, nach dem Schlusspfiff geradezu Amok läuft und nur mühevoll aus den eigenen Reihen gebremst werden kann? Kontrollausschuss, übernehmen Sie! ”

Martin Hägele (SZ 11.11.). „Als sich die Menschenmassen über die unzähligen Treppen des Betzenbergs vom Stadion hinunter in die Stadt schoben, glichen sie einer Schlange, die ihre Lebensenergie verbraucht hat: zu müde, um noch Beute zu schlagen, legt sie sich auf ein stilles Plätzchen ins Laub. Irgendwann wird sie für immer einschlafen. Es hatte auch auf den Rängen keinen Aufstand gegeben, nachdem die Partie mit 0:1 gegen Hannover 96 abgegeben war; nur einige Pfiffe und hilflose Gesten gegen die drei Spielleiter um Schiedsrichter Fleischer. Es war sozusagen der letzte Reflex der Ostkurve, die Roten Teufel draußen hatten sich ähnlich dem Schicksal ergeben wie ihre Profis auf dem Platz. „Das ist nicht der 1. FC Kaiserslautern, den ich kenne“, sagte Trainer Eric Gerets hinterher, „das erste Mal seit ich hier bin, habe ich eine Mannschaft ohne Seele gesehen“. Ein schlimmeres Urteil kann ein Fußball-Lehrer nicht fällen. Schon gar nicht bei einem Klub wie dem Pfälzer Traditionsverein, der sich und seine Spieler stets als furchtlose Kämpfer gegen den Rest der Welt definiert hat. Von dieser Idee haben sich die modernen Legionäre weit entfernt, der FCK stellt nur noch pro forma eine Elf dar, aber längst keine Mannschaft. Viel hat sich noch nicht verbessert in jenem chaotischen Haufen, den der Trainer-Novize Andreas Brehme hinterlassen hat – auch unter der belgischen Fachkraft Gerets ist kein Ordnungsprinzip erkennbar: Höchstens das der Verwirrung (…) Rangnicks Leute sind dort angekommen, wo sie ihr Zeichen setzen wollten in der Bundesliga. Seine Elf besitze nun das Bewusstsein, gut nach vorne spielen zu können, so der Trainer, „und der Gegner weiß, dass es nicht einfach ist, gegen uns Tore zu schießen“. Vor dem Hintergrund des Fehlstarts, der sich optisch in 26 Gegentoren niederschlug, war Rangnick vom ersten Zu-Null-Spiel der Runde besonders angetan. Wieder ein Entwicklungsschritt, wieder ein Signal gesetzt. Dazu noch eine spektakuläre Note beim Siegtreffer. Der achte Treffer Bobics im achten Spiel erinnerte an die besten Zeiten des schwäbischen Torjägers.“

Günter Rohrbacher-List (taz 11.11.). „Zumindest nach der Pause bemühte sich der FCK, wenn auch mit der Brechstange, um den Ausgleich. Doch was in früheren Jahren Stürmern wie Stefan Kuntz, Bruno Labbadia, Pavel Kuka oder Olaf Marschall immer wieder gelungen war, blieb dem biederen Miroslav Klose sowie dem ungestümen Mifsud gegen Hannover verwehrt. Und mit jeder vergebenen Chance schwanden die Hoffnungen der Spieler in Rot und auch die ihrer immer spärlicher auf den höchsten Pfälzer Berg pilgernden Fans. Vor allem in der Schlussviertelstunde, in der die Lauterer noch vor drei, vier Jahren das Gästetor ohne Unterbrechung berannt hatten, wirkten die Roten Teufel diesmal wie gelähmt und ergaben sich ideenlos in ihr Schicksal. Georg Koch fehlten hinterher fast die Worte. Wahrscheinlich ist er einer der wenigen Spieler, die sich Gedanken um ihren Arbeitsplatz machen und genau wissen, was auf den 1. FCK im Falle eines erneuten Abstiegs aus der Bundesliga zukäme: Nicht nur, dass der WM-Standort Kaiserslautern in Frage stünde, weil der Verein seinen finanziellen Anteil am Ausbau des Stadions aus den spärlichen Fernsehgeldern der 2. Liga schon gleich gar nicht mehr bezahlen könnte. Schlimmer noch: Ein Absturz in die Regional- oder gar die Oberliga könnte drohen, dann nämlich, wenn dem Verein aus wirtschaftlichen Gründen die Lizenz verweigert würde. Am Allerschlimmsten: Ein Abstieg des FCK bei gleichzeitigem Aufstieg von Mainz 05 oder Eintracht Trier käme einer revolutionsartigen Wachablösung in Rheinland-Pfalz gleich.“

Oliver Trust (Tsp 11.11.). „Im Lauterer Team zeichnen sich erste Risse ab, und der Zoff wird sich verstärken, wenn Gerets auf die Schuldigen mit dem Finger zeigt. Mario Basler fing mit dem Gezänk an. Der Trainer habe doch Recht, wenn er sage, es müsse aussortiert werden, wer nicht mitziehe. „Der Idrissou von Hannover gewinnt jeden Kopfball. Davon können sich unsere Stürmer eine Scheibe abschneiden. Ich habe mir wochenlang anhören müssen, es kämen keine Flanken. Da darf ich auch mal was sagen“, sagte Basler. Dass er selbst weit hinter den Ansprüchen zurückblieb, sagte er nicht. Egal, was Gerets an personellen Umstellungen probierte, besser wurde es nicht. Ciriaco Sforza blieb als Abwehrchef und als Lenker im Mittelfeld eine herbe Enttäuschung, Basler zu langsam, Spielmacher Lincoln ohne Wirkung, Thomas Hengen ein Schatten seiner selbst. Und im Sturm wurde Nationalspieler Miroslav Klose vom Strudel der Verunsicherung mit ins schwarze Loch gezogen. Dass es vor allem Schlüsselspieler sind, die nicht funktionieren, schränkt den Handlungsspielraum von Gerets extrem ein.“

Peter Heß (FAZ 11.11.). „Wären die Fußballprofis des 1. FC Kaiserslautern am Samstag den Verpflichtungen gegenüber ihrem Verein so nachgekommen wie die disziplinierten Mitglieder am vergangenen Dienstag auf der Jahreshauptversammlung, sie hätten das Bundesligaspiel gegen Hannover 96 3:0 gewonnen und damit die Hoffnungen auf eine bessere Fußballzukunft gestärkt. Aber statt die Aufbruchstimmung im von neuen Kräften geführten Traditionsklub mit einem Sieg zu unterstützen, stellte die Mannschaft dem FCK sportlich ein noch schlimmeres Armutszeugnis aus, als es der Wirtschaftsprüfer für die Finanzen tat. Die 0:1-Heimniederlage gegen den Aufsteiger Hannover 96 gefährdet die Sanierung des Vereins hochgradig (…) Bis zum Schluß probierten es die Pfälzer mit der schlichten Taktik „hoch und weit“, womit die Flugbahn des Balles umschrieben ist. Lokvencs Kopfballstärke und Mifsuds Quirligkeit führten dabei zu zwei, drei Torchancen, die der Aufsteiger aber mit Glück und Geschick überstand. Für die Abteilung Fußball mit Verstand fühlte sich an diesem Nachmittag nur Hannover 96 zuständig. Die Lust und Fähigkeit am Kombinieren gipfelten in der 40. Minute und wurden mit dem Siegtreffer belohnt.“

Hamburger SV – 1860 München 1:0

Frank Heike (FAZ 11.11.) beschreibt ein Comeback. „Die Hamburger Hoffnung auf eine vielleicht doch noch erfolgreiche Saison heißt Cardoso. Ein wenig magischer Realismus im Spiel des HSV ist zurück. Der zarte Argentinier verteilte die Bälle, er kämpfte, er gab die Vorlage zum Tor des Tages durch seinen Landsmann Romeo. Wie die Kindergärtnerin beim Zoo-Ausflug nahm er seine Mitspieler an die Hand, bot sich in engen Situationen zum Anspiel an, versuchte schwierige, riskante Pässe und hätte mit einem Fallrückzieher kurz vor Schluß fast selbst noch getroffen. Und das, obwohl er mit seinen Kräften schon Mitte der zweiten Halbzeit am Ende war. Kurt Jara hatte an diesem grauen Samstag alles richtig gemacht. Er stellte seinem Regisseur zwei Komparsen zur Seite, Ledesma und Maltritz. Cardoso durfte sich auf die Regiearbeit beschränken (…) Bei aller Freude über die Rückkehr des Argentiniers ist es ein Armutszeugnis für den HSV, so sehr von den Fähigkeiten eines einzelnen Akteurs abhängig zu sein. So schwillt alle paar Monate der Bocksgesang der Hamburger Boulevardmedien an: Wo nur ist Cardoso? Sobald einer ihrer Reporter ausgespäht hat, daß er ansatzweise wieder fit ist, wird sein Einsatz gefordert. Es ist die Sehnsucht einer ganzen Stadt nach ein bißchen Spielkultur. Einem mit der Sohle zurückgezogenen Ball. Einem Paß über 40 Meter mit dem linken Außenrist. Doch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist eine vage Hoffnung. Das weiß keiner besser als Cardoso. Leider kann man auf Cardoso nicht bauen, nur hoffen.“

Arminia Bielefeld – 1. FC Nürnberg 0:1

Dirk Graalmann (SZ 11.11.). „Nach dem zweiten Auswärtssieg der Saison bei bemitleidenswerten Westfalen aber ist die Zeitrechnung in Franken auf eine neue Basis gestellt. „Einen erstaunlichen Reifeprozess“, beobachtete Augenthaler. „Vor wenigen Monaten hätten wir so ein Spiel noch verloren.“ Dass sie es gewannen, lag aber nur zur Hälfte am spielentscheidenden Kopfball- Treffer von Driller, der nach dreieinhalb Jahren mal wieder ein Bundesliga-Tor erzielte. Mindestens ebenso großen Anteil am Gefühl neuer Stärke hatte das Kollektivverhalten während der Schlussphase (…) Während sich die Bielefelder – vor der Partie tabellarisch noch vor den Nürnbergern notiert – nun mit ernsten Abstiegssorgen plagen, haben sich die Nürnberger schon mit Fragen nach dem Endstadium der Reife auseinander zu setzen. Augenthaler sah sich ob des abgeklärten Defensiv-Verhaltens der Viererkette mit dem glänzend disponierten Popovic, dem bedingungslosen Petkovic sowie Kos und Nikl gar mit Vergleichen zum FC Bayern früherer Prägung konfrontiert. Er hat auf die Frage hin nur gelächelt. Denn schließlich müsse er immer noch zittern, wenn der Schiedsrichter die Nachspielzeit ankündigt.“

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