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Rehhagel ist und bleibt ein Ereignis

Oliver Fritsch | Dienstag, 22. Juni 2004 Kommentare deaktiviert für Rehhagel ist und bleibt ein Ereignis

Otto Rehhagel hat den Zeitpunkt genutzt, Deutschland zuhören zu lassen, als Europa auf ihn schaut“ (FAZ) / „die Person Rehhagel ist und bleibt ein Ereignis“ (NZZ) – Italiener machen Theater und Zirkus und hauen auf die Pauke – Spanien leidet – Schweiz hat sich gut verkauft (NZZ) u.v.m.

Rehhagel hat den Zeitpunkt genutzt, Deutschland zuhören zu lassen, als Europa auf ihn schaut

Michael Horeni (FAZ 22.6.): “Vielleicht lag es daran, daß Otto Rehhagel auf dem Podium der Pressekonferenz als erstes auf Markus Hörwick traf. Hörwick arbeitet in diesen Tagen für die UEFA, aber er ist seit vielen Jahren Mediendirektor des FC Bayern München. Rehhagel stockte ein wenig bei der Begrüßung. Aber das schien möglicherweise nur so, weil man weiß, daß Rehhagel dem FC Bayern seinen Rauswurf im Frühjahr 1996 nie verziehen hat. Einen Otto Rehhagel schmeißt man nicht raus, nicht so. (…) Rehhagel lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück und redete über sich und seine Vergangenheit. Er führte nicht durch einen griechischen Abend, er führte die internationale Fußballwelt in seine Welt ein, den Rehhagel-Kosmos. Darin spielt er die Hauptrolle des unverstandenen Helden; die Nebenrollen sind besetzt mit Journalisten und anderen Leuten, die nichts vom Fußball verstehen oder sich nur an ihm bereichern wollen. „Die deutschen Journalisten haben immer gesagt, ich kann nur in Bremen arbeiten“, sagte er nach dem Coup von Faro, „aber ich kann überall arbeiten.“ Rehhagel hat in Faro den Zeitpunkt genutzt, Deutschland zuhören zu lassen, als Europa auf ihn schaute.“

Modern ist, wer gewinnt, Herr Müller
FR-Interview (22.6., Jan Christian Müller) mit Otto Rehhagel

FR: Planen Sie eine längere Zukunft in Griechenland?
OR: Wissen Sie, es ist doch eine Sensation, das müssen Sie schreiben, dass ich im August schon drei Jahre in Griechenland bin. Das hat noch kein Trainer geschafft vorher. Was die Journalisten ja nicht so gerne hören, und Sie, Herr Müller, auch nicht, das können Sie ruhig schreiben: Ich habe auch da die demokratische Diktatur eingeführt. Das ist doch klar: Einer muss das Sagen haben. Hat euer Chef doch auch. Oder macht bei euch jeder, was er will?
FR: Herr Rehhagel, wie haben Sie das geschafft in einem Ihnen so fremden Land?
OR: Ich habe es hier mit Menschen zu tun. Die habe ich versucht zusammenzubringen. Die Nationalmannschaft zählte nichts. Es zählten nur vier Clubs. Ich habe aus den vier Spitzenclubs eine Blockbildung für die Nationalmannschaft geschaffen. Und mit den Erfolgen haben die Jungs an sich geglaubt. Ich arbeite praktisch seit drei Jahren mit 90 Prozent der Jungs zusammen, die hier auch dabei sind. Ist hier jemand vom kicker da? Die wissen auch immer alles. Da wurde mir vorgeworfen, ich würde antiquierten Fußball spielen lassen.
FR: Naja, Sie spielen mit einem Libero ziemlich weit hinter der Abwehr. Das ist nicht gerade modern.
OR: Olympiakos Piräus spielt modern mit Viererkette. Und was passiert bei Juventus Turin?
Die kriegen ein 7:0. Ist das modern? Oder was ist das? Modern ist, wer gewinnt.
FR: Aber jetzt werden Ihre Erfolge doch auch gewürdigt in Deutschland.
OR: Wenn ich sang- und klanglos ausgeschieden wäre, hättet ihr was anderes geschrieben. Aber ich weiß, dass ich einen großen Stellenwert habe in Deutschland. Bei den Zuschauern und besonders bei den Fachleuten. Bei den europäischen Trainern etwa.
FR: Als Sie angefangen haben in Griechenland. Haben Sie da, mal ehrlich, gedacht, dass es so kommen könnte?
OR: Haben Sie das gedacht?
FR: Nie.
OR: Ich habe gesagt: Ihr habt jetzt einen deutschen Trainer. Ich habe mich nur dem Verbandspräsidenten zu verantworten. Wir haben uns voll auf uns konzentriert. Das war nötig für den Erfolg. Ich habe etwa das Mannschaftshotel hermetisch abriegeln lassen. Ich schaue nicht rechts und nicht links. Ich habe klar gemacht, dass einer für den anderen da sein muss. Einer allein gewinnt kein Spiel. Entschuldigen Sie, dass ich die Presse jetzt wieder kritisieren muss. Heutzutage wird ja immer personalisiert. Ich habe immer gesagt, und das ist die Wahrheit im Fußball: Für mich sind auch die Spieler, die nach dem Spiel immer unter den Kabeln wegtauchen müssen, wichtig. Weil ich ja jetzt Grieche bin, werde ich jetzt zum Abschluss mal philosophisch. Schreibt das bitte auf: Nichts hat der Mensch nötiger als den Menschen.

Die Person Rehhagel ist und bleibt ein Ereignis

Peter B. Birrer (NZZ 22.6.) fühlt sich gut unterhalten: „Kommunikation kann kompliziert sein. Zum Glück wird hier nicht die EU-Verfassung, sondern der Fussball diskutiert. Otto Rehhagel, deutscher Trainer in Diensten Griechenlands, parliert vor den internationalen Medien in seiner Muttersprache, worauf der Sermon via Griechisch ins Englische übersetzt wird. Dann folgen Fragen in Englisch, die via Griechisch ins Deutsche zurückübersetzt werden. Die Medienleute geben die Botschaften schliesslich auf ihre Weise und mit ihrer Auswahl wieder. Also: Rehhagel spricht, und in englischen Medien erscheinen Aussagen, die dreimal selektioniert worden sind. Was dabei transportiert wird und wie viele Details auf der Strecke bleiben, ist offenbar sekundär. Ähnliches gilt für den Medienchef des portugiesischen Verbands, wenn er nach der Konferenz im kleinen Kreis die Ausführungen von Trainer Luiz Felipe Scolari ins Englische überträgt. Was sagt er? Was lässt er aus? Mehrfache Übersetzung hin, mögliche Entfremdung her: Die Person Rehhagel ist und bleibt ein Ereignis.“

Das darf sich niemand erlauben, weil ich ein größerer Mensch bin als ihr alle zusammen

Peter Heß (FAZ 22.6.) erlebt nervöse Italiener: “Die Nerven liegen blank. Nicht einmal ein Sieg mit zwei Toren Unterschied oder mehr über Bulgarien muß Italien genügen, um sich vor dem schmählichen Scheitern zu retten. Die Azzurri sind auf die Ehrlichkeit der Dänen und Schweden angewiesen. Trennen sich die skandinavischen Brüder 2:2 oder mit einem noch torreicheren Unentschieden, dann ziehen sie gemeinsam ins Viertelfinale ein, und Italien muß sich vorzeitig verabschieden. Der erste Gedanke, der den Italienern in den Kopf schießt, ist: So wird es auch kommen. Im Land, wo die Zitronen blühen, ist es bei solchen Gelegenheiten womöglich üblich, daß die benötigten Ereignisse eintreten. Das gilt dann in der Fußballbranche als Zeichen für Professionalität. (…) Ihr öffentlich gemachtes Mißtrauen spiegelt den Grad der Nervosität in der italienischen Nationalmannschaft wider. Ebenso wie der Ausbruch des Torjägers Christian Vieri auf einer Pressekonferenz. „Das ist das letzte Mal, daß ich mit euch spreche“, so begrüßte er die Journalisten. „Ihr könnt schreiben, ob ich schlecht oder gut spiele. Das ist mir egal. Das interessiert mich nicht, weil ich nicht für euch lebe. Ich lebe für mich und weiß, wann ich gut spiele.“ Dann hielt Vieri Zeitungen hoch, in denen ein Dialog von ihm mit Torwart Buffon gedruckt stand: „Wo bist du denn beim Ausgleich herumgeturnt?“ „Du hast gut reden, hau‘ lieber den Ball ins Tor.“ Vieri bezeichnete den Wortwechsel als reine Erfindung: „Das darf sich niemand erlauben, weil ich ein größerer Mensch bin als ihr alle zusammen. Ich kann morgens in den Spiegel schauen, ihr nicht, weil ihr kein Gewisen habt.“ Hätte Vieri gegen Schweden eine seiner fünf großen Torchancen zum Siegtreffer für Italien verwertet, sein Urteil über die italienische Presse wäre vermutlich etwas milder ausgefallen. Aber der Torjäger von Inter mit den grellgrüngelben Fußballschuhen ist mit sich und der Welt im unreinen. Er ließ gegen Schweden mehr Kopfballchancen ungenutzt, als er in der Seria A in drei Spielen bekommt.“

Wer Totti als Römer verunglimpft, kommt vor Gericht

Sehr lesenswert! Die Verdächtigungen der Italiener lassen Schweden und Dänen tief blicken – Birgit Schönau (SZ 22.6.): „während die Skandinavier zuerst amüsiert, dann aber zunehmend gereizt auf die ihrer protestantischen Kultur ziemlich wesensfremden Verschwörungstheorien reagieren („Ist schon wieder ein Machiavelli im Saal?“, fragte Schwedens Trainer entnervt bei der Pressekonferenz), lassen die Italiener kein Detail aus. Hinter Schweden und Dänemark stünden gottlob „500 Jahre Krieg“, beruhigt die Gazzetta ab, der seriöse Corriere della Sera hat einen Reporter ins „Café Hans Andersen“ geschickt, der von der Märchenfront berichtet, die dänische „Liebe zum Lambrusco“ reiche diesmal wohl nicht aus. „Dänen und Schweden verbessern ihre sexuellen Leistungen um 25 Prozent, wenn ihre Mannschaften gut spielen.“ Nicht auszudenken, was da passieren kann, beim 2:2. „Hamlet würde unentschieden spielen“, meint La Stampa. Im Norden findet man das nicht mehr lustig. „Nie wieder werde ich mir ein italienisches Fußballspiel anschauen“, hat der Schwede Fredrick Norell an die Gazzetta geschrieben, übrigens in perfektem Italienisch. „Wir sind zutiefst beleidigt“, heißt es im Leserbrief der Dänin Marie Sandners. „Ihr beschmutzt den Sport mit euren Hintergedanken.“ Nach dem deutsch-italienischen Sommertheater samt Kanzlerabsage für Pesaro im letzten Jahr könnten jetzt die Skandinavier mit Urlaubsboykott in Italien drohen – die Tourismusbranche zittert. Dass der Gegner eigentlich Bulgarien heißt, haben in der allgemeinen Aufregung die meisten vergessen. In der Casa Azzurri, wo sie die Spaghetti im Mineralwasser des Sponsors kochen, ist die Luft zum Schneiden dick. „Ich bin als Mensch hundertmal mehr wert, als ihr alle zusammen“, hat Christian Vieri die Journalisten auf der Pressekonferenz angefahren, die es gewagt hatten, ihn wegen seiner erbärmlichen Vorstellung auf dem Platz zu kritisieren. Zur Strafe verhängte Vieri silenzio stampa, kein Wort mehr von ihm für die Meute. Gegen Bulgarien wird er wegen einer Verletzung nicht mitspielen. Silenzio totale. Francesco Totti, wegen seiner Spuckattacke auf den Dänen Poulsen noch gesperrt, hat ein Anwaltsbüro in Rom angewiesen, Zeitungsartikel aus dem In- und Ausland auf beleidigenden Inhalt zu prüfen. „Wer Totti als Römer verunglimpft, kommt vor Gericht“, hat sein avvocato mitgeteilt, es gehe um fünf Millionen Euro, Schadenersatz „wegen Imageverlust“. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert. „Unsere Nationalelf ist der Spiegel unseres Landes“, hat ein ernster Leitartikler der Stampa geschrieben. „Diese aufgeblasenen, millionenschweren Jungs, die von einem prahlerischen Trainer geleitet werden, sind wirklich das Italien von heute. Und wir, die wir sie immer wieder verteidigen und entschuldigen, sind der schlechteste Teil dieses Italiens. Tottis Spuckerei ist nur eine Metapher für unsere Art der Selbstjustiz, des Auf-die-Regeln-Pfeifens. Wir verdächtigen also Dänemark und Schweden – dabei haben wir selbst die illegalen Wetten im Fußball erfunden! Sollen sie doch mal gewinnen, diese Azzurri, wenn sie es denn können, und nicht immer gleich heulend zur Mamma laufen.““

Wie man ein dummes Gesicht macht

Paul Ingendaay (FAZ/Medien 22.6.) versucht vergeblich, die Spanier zu trösten: „Tatsächlich gibt es ja in der spanischen Mannschaft hervorragende Leute, fußballerisch gesprochen, wahrscheinlich mehr als in der deutschen. So daß, wenn das Turnier näher rückt und die letzte große Niederlage bei einer EM oder WM schon zwei Jahre zurückliegt, sich wieder die Optimisten ans Licht wagen und vorhersagen, jetzt, „diesmal“, also bei diesem Turnier seien endlich die Spanier an der Reihe, eine neue Generation habe das Sagen, die nicht ans Verlieren, sondern ans Siegen gewöhnt sei. Gibt es Schöneres als diese Hoffnung, die sich im Fußball alle zwei Jahre selbsttätig erneuert? Nur der Frühling leistet mehr. Und dann der Absturz. Die Niederlage gegen eine portugiesische Mannschaft, die ihrerseits gegen das Image der schwermütigen Verlierer (Fado, „saudade“ und so weiter) kämpft, aber eben genau das tut: kämpfen. Jetzt weiß plötzlich auch die neue spanische Generation, jene, „die ans Siegen gewöhnt ist“, wie man ein dummes Gesicht macht. Denn die Geschichte, also gewissermaßen die zu Resultaten und Ziffern verfestigte Mentalität, markiert den Unterschied. Die deutsche Fußballgeschichte zum Beispiel (grätschende Verteidiger, verschmierte Trikots, heruntergerollte Stutzen und so weiter) ist eine des Gewinnens oder zumindest Gewinnenkönnens und Gewinnenwollens. Die spanische Fußballgeschichte ist eine des Verlierens, wenn nicht des Verlierenmüssens oder gar Verlierenwollens. Hier, die Tageszeitungen sind noch feucht. Die böseste Überschrift auf der Titelseite hat „El Mundo“. Dort steht: „Hölle der Feiglinge“. (…) Noch eine Anmerkung zu den Deutschen. Der Sportchef der Tageszeitung „El País“, Santiago Segurola, ein großer Kenner und guter Schreiber, haßt uns noch immer. Daß wir vor zwei Jahren ins WM-Finale kamen, hat ihn tief getroffen. Das deutsche Spiel gegen die Holländer nannte er „mittelmäßig“. Und egal wie gut die deutsche Nationalelf noch wird (die Chancen sind ja sehr gemischt), Segurola wird nie aufhören, unseren Kraftfußball zu verachten. Das spanische Volk dagegen denkt anders. Unbedingter Siegeswille flößt den Leuten Respekt ein. Egal wieviel Kunst in den Füßen steckt, kämpfen muß man immer. Erst wenn Paco, der Kioskbesitzer, ein Mann mit präziser Fußballerinnerung, vor der deutschen Mannschaft die Achtung verliert, erst dann müssen wir uns ernsthaft Sorgen machen.“

Parallelität zwischen Atletico und der Selección

Felix Reidhaar (NZZ 22.6.) erkennt eine Fortführung spanischer Fußball-Geschichte: „Der Filmemacher David Serrano („Dias de Ftbol“) verglich in „El País“ die spanische Nationalmannschaft mit dem Traditionsklub „El Atleti“ (Atletico Madrid), der nicht einfach verliert, sondern dies „auf möglichst schmerzhafte Art und mit dem Gesicht des Dummkopfes“ tut. Der zweite madrilenische Grossklub wird auf diese Verliererrolle fixiert, weil er das Unglück seit 1974 buchstäblich anzieht. Damals hatte Atletico den Meistercup-Final gegen Bayern München klar beherrscht, im Finish aber noch den Ausgleich durch einen Verzweiflungsschuss Schwarzenbecks akzeptieren müssen und das Wiederholungsspiel verloren. 1995 wurde diese Negativserie mit dem spanischen Double unterbrochen, davor und danach schaute trotz dem starken Engagement des schillernden und kürzlich verstorbenen Gil y Gil nichts heraus. Die Parallelität zwischen Atletico und der Selección kennt eine lange Geschichte. Seit die Spanier vor genau 40 Jahren nach der goldenen Real-Ära im eigenen Land die zweite Europameisterschaft für sich entschieden, dauert die Erfolglosigkeit nun an. Das ist unerträglich lang für ein Land mit dieser Fussballtradition und einem Ambitionsniveau, das auf dem Ruf der Primera Division als spieltechnisch stärkste kontinentale Liga basiert. Vielleicht stehe auch deshalb der Klubfussball ungleich höher im Kurs in einem Land, das zudem als Versammlung verschiedener Nationalitäten gilt. 20 Jahre ist es her, als eine spanische Auswahl mindestens ein Endspiel erreichte (an der EM in Paris gegen Frankreich). Zuvor hatte sich die Mannschaft an der WM im eigenen Land im Startspiel gegen Honduras blamiert (Remis). Doch wie konnte es nun auch noch gegen den kleinen Nachbarn schief gehen? Gegen die Portugiesen, die noch nie einen Ernstkampf an oder um ein grosses Turnier für sich zu entscheiden vermochten.“

Wenn er eine Torchance hat, gibt es für ihn fünf Alternativen, sie wahrzunehmen

Auch Peter Heß (FAZ 22.6.) hält Zlatan Ibrahimovic für einen Pfundskerl: “Als Ajax Amsterdam das Talent mit Zwanzig für die größte Ablösesumme in der schwedischen Fußballgeschichte (neun Millionen Euro) verpflichtete, wurde der schwedische Justizminister Thomas Bodström gefragt, ob er Ibrahimovic schon reif genug für den niederländischen Spitzenklub halte. Der ehemalige Fußballprofi antwortete: „Zlatan ist reif, die Frage ist, ob Ajax reif für Zlatan ist.“ Dem Amsterdamer Trainer Leo Beenhakker genügte ein Tor des Schweden, das er zufällig miterlebt hatte, um seinem Management die Millioneninvestition nahezulegen. Gegen den FK Moss lupfte er den Ball mit der Fußspitze über den Kopf des ersten Abwehrspielers, dann hob er ihn mit der Hacke über den Kopf des zweiten, und schließlich schmetterte ihn Ibrahimovic volley in den Winkel. Ungewöhnliche, spektakuläre Lösungen in komplizierten Spielsituationen sind die Spezialität des für seine 1,92 Meter Körperlänge ungemein geschmeidigen Schweden. Nationaltrainer Tommy Söderberg umreißt seine Fähigkeiten so: „Wenn er eine Torchance hat, gibt es für ihn fünf Alternativen, sie wahrzunehmen, andere sehen nur eine Möglichkeit.“ Deutsche Stürmer gar keine.“

Flurin Clalüna (NZZ 22.6.) resümiert das Turnier aus Schweizer Sicht: „Die Schweizer Fussballer treten nach der 1:3-Niederlage gegen Frankreich nach der EM-Gruppenphase mit einem gewonnenen Punkt die Heimreise an. Als klarer Aussenseiter waren sie vor zwei Wochen nach Portugal gereist; an dieser Einschätzung haben die drei Spiele gegen Kroatien, England und zuletzt gegen die „Equipe tricolore“ nichts geändert. Auch wenn die Schweizer selbst gegen den Titelhalter einen guten Eindruck hinterliessen, bestätigten sich insgesamt einzig der sportliche Status quo und die realistischen Prognosen im Vorfeld. Das Team hat einen optisch ansprechenden Fussball gespielt, es mangelte ihm jedoch unübersehbar an Effizienz und Klasse im Abschluss (…) Betrüblicher ist, dass es der Mannschaft nicht gelungen ist, die Rolle des unbekümmerten, sympathischen Aussenseiters einzunehmen. Das SFV-Team hat im Gegenteil durch Unbeherrschtheiten von Spielern und Selbstdarstellungen von Funktionären auch international an Wohlwollen eingebüsst, das ihm vor dem Turnier noch entgegengebracht worden war. Besonders die Querelen um Alex Frei und die undurchsichtige Rolle des Verbandes haben das Gesamtbild der Schweizer EM-Mission getrübt. Das wird vor allem Köbi Kuhn, der stets die Werte wie Ehrlichkeit, Anstand und Respekt hochgehalten hat, nachdenklich stimmen.“

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