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Ich würde gerne länger bleiben. Aber die Spieler wollen nach Hause

Oliver Fritsch | Donnerstag, 8. Juli 2004 Kommentare deaktiviert für Ich würde gerne länger bleiben. Aber die Spieler wollen nach Hause

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Kopiert Borussia Dortmund das Bremer Resozialisierungsmodell? (FAZ) – Felix Magath in München – Hertha BSC auf Nachsorgekur für eine missratene Saison (Tsp)

Kopiert Borussia Dortmund das Bremer Resozialisierungsmodell, Richard Leipold (FAZ 8.7.)? „Die Verantwortlichen von Borussia Dortmund haben ein neues Zauberwort: Aufbruchstimmung. Der Begriff zieht sich wie ein Leitmotto durch die Aussagen der Führungskräfte. In ihrem Abwärtstrend – nicht nur auf dem Fußballplatz – erinnert die Borussia an eine politische Partei, die sich nach einer Reihe von Wahlniederlagen wieder aufrappeln will. Ins sportliche Mittelmaß abgerutscht und wirtschaftlich tief in die Verlustzone geraten, brauchen die Dortmunder dringend einen Aufschwung, wenn sie sich nicht noch weiter vom eigenen Anspruch entfernen wollen. Als das kickende Personal aus den Ferien zurückgekehrt war, sprach Präsident Gerd Niebaum von einem „personellen Neuanfang“. Er kann damit allein Trainer Bert van Marwijk gemeint haben, der die Nachfolge Matthias Sammers angetreten hat. Sonst sind die handelnden Personen lauter alte Bekannte, in der Mannschaft wie in der Unternehmensspitze. (…) Die Borussia, einst voller Kauflust, muß längst nach Schnäppchen suchen. Der Klub habe auf dem Transfermarkt „viel Geld verbrannt“, sagt Meier. Selbst die neuen BVB-Spieler, die zuletzt anderen Arbeitgebern dienten, wie etwa Florian Kringe oder Sunday Oliseh, sind alte Bekannte, die in Dortmund einen neuen Anlauf nehmen wollen. Während Kringes Rückkehr aus Köln allgemein erwartet worden war, erregte die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit Oliseh ein gewisses Erstaunen. Der Nigerianer hatte sein sportlich überaus gedeihliches Intermezzo beim VfL Bochum im Frühjahr abbrechen müssen, weil er seinem Mannschaftskollegen Vahid Hashemian, von dem er sich provoziert fühlte, einen Kopfstoß versetzt und das Nasenbein gebrochen hatte. Kurz darauf hatte der BVB dem defensiven Mittelfeldspieler, der ein Spiel eröffnen kann, fristlos gekündigt. Der anschließende Arbeitsgerichtsprozeß löste sich in Wohlgefallen auf. Das Resozialisierungsprogramm für gefallene, aber hochqualifizierte Profis könnte noch einem weiteren Spieler zugute kommen: Die Rückkehr des brasilianischen Stürmers Marcio Amoroso scheint nicht mehr ausgeschlossen. Nach vielen Querelen und Affären hatte der BVB sich scheinbar endgültig von dem früheren Bundesliga-Torschützenkönig getrennt. Eine Knieverletzung, sein mittlerweile schlechter Ruf und vor allem der Einfluß seines dubiosen Beraters Nivaldo Baldo haben den Liebling von einst zu einem schwer vermittelbaren Profi gemacht. Amorosos Vater wollte nicht länger mit ansehen, wie sein Sohn auf die schiefe (Lauf-)Bahn gerät. „

Ich würde gerne länger bleiben. Aber die Spieler wollen nach Hause

Quälix ist wieder am Werk! Markus Schäflein (SZ 8.7.): „Am letzten Tag des Trainingslagers hatte Felix Magath seine Spieler noch einmal den Wallberg besteigen lassen. „Als wir das erste Mal oben waren, konnte man kaum etwas sehen“, sagte Magath. Diesmal kamen die Profis nach den rund tausend Höhenmetern in den Genuss des Ausblicks. „Die Gegend ist wunderschön“, hatte Magath dabei festgestellt, „ich würde gerne länger bleiben. Aber die Spieler wollen nach Hause.“ Schließlich hatte Magath einen freien Tag nach der Rückkehr angekündigt. Er stellt im Gegensatz zu seinem Vorgänger Ottmar Hitzfeld keinen Trainingsplan mehr auf. Magath entscheidet von Tag zu Tag, wie trainiert wird. „Ich bin kein Freund von großen Planungen“, sagte er. So überrascht er die Spieler – mal negativ, wenn er den Waldlauf schon für sieben Uhr ansetzt, mal positiv, wenn er kurzfristig ins Thermalbad zum Entspannen lädt. Die Stimmung in der Mannschaft blieb daher trotz der anstrengenden Einheiten gut. Und nach dem Trainingslager war Magath der Meinung, dass sich die Spieler eine Auszeit verdient hatten. „Es war eine Freude für uns Trainer, alle haben sehr gut mitgezogen“, sagte er. Allen voran Nachwuchsspieler Piotr Trochowski, der sich stets als Klassenbester gezeigt hatte, ob beim Seilspringen oder beim Bücksprung am Reck. (…) Magath nutzte den Anlass, um generelle Kritik am Terminplan der Nationalmannschaft zu äußern. „Die Belastung für die Spieler ist zu groß“, sagte er. „Wenn man die vergangenen großen Turniere analysiert, gibt es keine andere Schlussfolgerung. Die Spieler müssen dieser Belastung in der Saison Tribut zollen und sind nicht in der Lage, ihre beste Leistung zu bringen.“ Sebastian Deisler hatte erklärt, er sei „glücklich, nicht bei der Europameisterschaft dabei gewesen zu sein“. So habe er seit langem wieder einmal vier Wochen Urlaub gehabt. Diese Auffassung könne er gut verstehen, sagte Magath. Es habe sich auch gezeigt, dass die Nationalspieler durch die hohe Belastung anfälliger für Verletzungen während der Saison seien. Der Trainer forderte von den Fußball-Verbänden, die Einsätze der Auswahlspieler besser auf die Vereinstermine abzustimmen und auf manche Spiele ganz zu verzichten. „Man muss sehen, wie man an den Terminplan rangeht“, forderte er. „Wir müssen sehen, dass wir einen Kurs fahren, dass die Nationalspieler spielfähig sind.“ Die großen Turniere könne man zwar nicht ändern. „Aber Belastungen durch manche Länderspielreisen könnte man verhindern.““

Das klingt nach einem Ziel für eine langfristige Gruppentherapie

Die alte Dame Hertha macht sich frisch. Friedhard Teuffel (Tsp 8.7.): „Das Hotel Seeresidenz in Tirol empfängt heute die passenden Gäste zu seinem Wahlspruch. „Wo es täglich ein schönes Erwachen gibt“, so wirbt das Fünf-Sterne-Hotel in Walchsee, und das ist genau die richtige Verheißung für den Fußballklub Hertha BSC. Das zehntägige Trainingslager ist schließlich auch eine Art Nachsorgekur für eine missratene Saison. Ein ums andere Mal waren die Fußballspieler von Hertha BSC böse erwacht und hatten erst sehr spät erkannt, dass sie sich nicht in einem Traum befanden. Beinahe hätten sie ihre Erstklassigkeit verloren. Nun sollen sich die Spieler von diesen Erinnerungen befreien, aber trotzdem von der bitteren Erfahrung profitieren. Manager Dieter Hoeneß formuliert das so: „Wir müssen vergessen machen, was war, ohne es zu vergessen.“ Das klingt nach einem Ziel für eine langfristige Gruppentherapie, und es verdeutlicht, das der mentale Aspekt des Trainingslagers wohl der wichtigste ist.“

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