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Calli-Holzi-Theater

Oliver Fritsch | Sonntag, 15. August 2004 Kommentare deaktiviert für Calli-Holzi-Theater

Die FAS kommentiert den Leverkusener Konflikt – sechs Rückkehrer, „hier sind sie Star, hier dürfen sie es sein“ (FAS)

Richard Leipold (FAS 15.8.) befasst sich mit dem Konflikt zwischen Wolfgang Holzhäuser und Reiner Calmund: “Geschichte lebt, und die Gerüchte leben auf: Calmund sei in ein dubioses Transfergeschäft mit einem kroatischen Ganoven verwickelt, der seit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft sitzt. Eine Ablösesumme (für die Spieler Vranjes und Babic), die sich binnen weniger Tage mehr als verdoppelt hat, undurchsichtige Zahlungsströme über ein Schweizer Nummernkonto und das vom Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ enthüllte Detail, Calmunds Geburtsdatum habe als Sicherheitscode für das fragliche Konto gedient: all diese Umstände nähren Spekulationen und Verdächtigungen, die das System „Calli“ betreffen, in dem Geld und Gefühl lange eine erfolgreiche Allianz gebildet haben. Gegenüber seinem hochseriösen Nebenmann besaß Calmund beim Publikum immer einen Bonus: Er war der Unterhalter, er hat dem sogenannten Plastik-Klub etwas Leibhaftiges gegeben; der clowneske Calli wurde als Herz der Firma wahrgenommen, der hölzern wirkende Holzhäuser als ihr Hirn. Als der Bayer-Konzern die Mittel kürzte, wurde Holzhäuser stärker, zumal die exzessive Ausgabenpolitik seines Kollegen zeitweise nicht mehr vom sportlichen Erfolg gedeckt war, der Verein international an Prestige verlor und daheim sogar in Abstiegsgefahr geriet. Solange sie zusammengearbeitet oder zumindest so getan haben, ergänzten sie einander – bis das Herz vom Hirn immer schwerer zu kontrollieren war. Nun regiert die Vernunft allein. Holzhäuser vollstreckt ein Kostensenkungsprogramm mit einem angestrebten Volumen von 25 Millionen Euro, ohne daß er den Anspruch aufgäbe, regelmäßig in der Champions League zu kicken. Bei aller fortdauernden Rivalität achten die beiden Manager darauf, ihr öffentliches Geplänkel nicht zu weit zu treiben, auch wenn der rheinische Boulevard seine Leser dieser Tage wieder „im Calli-Holzi-Theater“ begrüßt hat.“

Hier sind sie Star, hier dürfen sie es sein

Wie ergeht es den sechs Rückkehrern, Thomas Klemm (FAS 15.8.)? „Selbst bei einem Testspiel gegen Leeds United war das Stadion mit 52000 Zuschauern ausverkauft, die ihren Lieblingsklub unentwegt fröhlich nach vorne peitschten. Als Deutscher werde man in Schottland respektiert, behauptet Christian Nerlinger, schließlich sei Torhüter Stefan Klos Kapitän der Rangers. Gutes Umfeld, große Begeisterung, hohe Achtung – warum bloß hat Christian Nerlinger allen Vorzügen den Rücken gekehrt? Er habe seine Rückkehr in die Heimat seit längerem vorbereitet, behauptet der Zugang vom 1. FC Kaiserslautern. „Wenn man sieht, welche Aufbruchstimmung hier herrscht, das sind schon Anreize.“ Natürlich herrscht rund um den Betzenberg, wie anderswo an Standorten der Weltmeisterschaft 2006, so etwas wie gespannte Stimmung im Hinblick auf das Großereignis im eigenen Land. Aber, wie der Neu-Hannoveraner Michael Tarnat freimütig erzählte, hatten er bei Manchester City sowie Nerlinger bei den Rangers ebensowenig eine Perspektive wie Christian Ziege bei Tottenham Hotspur. Zu reif für die Insel, lautete das letzte Urteil ihrer jeweiligen Vereinstrainer. Also gingen die drei, ebenso wie ihre Kollegen Markus Babbel (Blackburn Rovers), Carsten Jancker (Udine) und Robert Enke (CD Teneriffa) einen Schritt zurück nach vorne. Dorthin, wo sie herkamen – eben wieder in die Erste Fußball-Bundesliga. Manche hätten lieber gar nicht erst fortgehen sollen, meinte nicht nur Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Das Umdenken in den deutschen Vorstandsetagen half den Profis bei ihrer Wiedereingliederung in die deutsche Eliteklasse. Hatten Klubs in der jüngeren Vergangenheit reichlich mittelprächtige ausländische Fußballprofis verpflichtet, die sich erst einen Namen machen mußten, so haben Hannover, Stuttgart, Mönchengladbach und Kaiserslautern nun „Aushängeschilder“ bekommen, wie Ilja Kaenzig sagte. Der Manager von Hannover 96 durfte sich schnell über die Integration von Enke und Tarnat freuen: Der Torhüter überzeugte gleich am ersten Spieltag mit erstklassigen Paraden, der Mittelfeldspieler mit einem Freistoßtor. Hier sind sie Star, hier dürfen sie es sein – das gilt gleichermaßen für die anderen Heimkehrer.“

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