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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Deutsche Elf

Viele haben die Faust in der Tasche

Oliver Fritsch | Dienstag, 5. Oktober 2004 Kommentare deaktiviert für Viele haben die Faust in der Tasche

„Das Mißtrauen und die Verständnislosigkeit gegenüber den Methoden eines Bundestrainers ist gewachsen“ (FAS) – „Timo Hildebrand wird 2006 als Nummer eins im Tor stehen“ (Tsp)

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Hat sich Jürgen Klinsmann Feinde beim DFB gemacht? Michael Horeni (FAS 3.10.): “Das Mißtrauen und die Verständnislosigkeit gegenüber den Methoden eines Bundestrainers, der mit der Kampfparole „man muß den ganzen Laden auseinandernehmen“ sein Projekt antrat, ist gewachsen. „Viele haben die Faust in der Tasche“, sagt ein DFB-Funktionär noch deutlich vor der 100-Tage-Frist, die jedem Neuling eingeräumt wird. „Mal sehen, ob die Leute, die bei Klinsmann hinten runterfallen, liegen bleiben, wenn Niederlagen kommen.“ Aber schon jetzt, selbst nach dem sehr erfrischenden Auftritt gegen Brasilien, sind freundliche Töne für den Bundestrainer-Quereinsteiger im deutschen Fußball eine Seltenheit. Der Diskurs wird vielmehr von Kritik in vielfältigen Formen dominiert, während das Fußballvolk sich am sportlichen Aufschwung erfreut. Neben der folkloristischen Polemik im Ruhrpottstil a la Assauer und Neururer lancieren auch die gewöhnlich zugeknöpften Kreise immer regelmäßiger ihre Unzufriedenheit. Das WM-Organisationskomitee etwa runzelt auf Empfängen die Stirn, während die Führung des DFB schon etwas vernehmlicher wegen der Allmachtsvorstellungen des Bundestrainers über die Medien knurrt – die Klinsmann aber ausgerechnet vom Verband ausdrücklich schwarz auf weiß vertraglich zugestanden wurden. Die unabhängige und meinungsvariable Fußball-Institution Franz Beckenbauer goutiert zwar den schnelleren Fußball, aber keineswegs den konfrontativen Weg Klinsmanns, der in der Frage des WM-Quartiers sein sportpolitisches Symbol gefunden hat. (…) Zwanziger wagt aus dem Hause DFB derzeit die deutlichste Kritik an Klinsmann. Er beklagt auch, daß die Kommunikation mit dem Bundestrainer nicht die beste sei. „Es läßt sich nicht leugnen, daß Herr Klinsmann schwer zu erreichen ist. Er ist eben nicht jeden Tag hier“, sagt Zwanziger. Das ist, angesichts der Verweildauer des Bundestrainers auf deutschem Grund und seiner Umtriebigkeit, noch sehr freundlich formuliert.“

Timo Hildebrand wird als Nummer eins im Tor stehen

Die deutsche Torwartfrage – Armin Lehmanns Wort (Tsp 5.10.) in Gottes und Klinsmanns Ohr: „Jens Lehmann relativiert Kahns Verhalten immer durch sein eigenes. Lehmann findet bekanntlich, dass er noch viel besonderer ist als Kahn, und sagt das gerne und oft. Ein paar Tage vor dem Länderspiel in Iran hat er dem kicker erzählt, er sei fest davon überzeugt, „2006 bei der WM im Tor zu stehen“. Und Lehmann hat sich zudem darüber beklagt, dass er gegen den „Mythos Oliver Kahn“ ankämpfen müsse und keine Lobby habe. Das alles ist sehr traurig für Lehmann. Und man würde auch mehr Mitleid mit dem Torhüter des FC Arsenal aus London haben, wenn er nicht schon immer diese Nummer im Programm gehabt hätte. Gegen Iran spielt Lehmann ganz bestimmt, aber das stand schon vor seiner Kritik fest. Danach wird er, wie gewünscht, bis zur WM noch einige Male das deutsche Tor bewachen dürfen. 2006 schließlich wird Oliver Kahn aus Pflicht zur eigenen Denkmalpflege noch viel mehr Kloses an der Nase packen, Lehmann wird immer neue Forderungen auf einen Stammplatz aufstellen – und Timo Hildebrand wird als Nummer eins im Tor stehen.“

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