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Deutsche Elf

Eine unbedachte Äußerung hat die Wirkung einer Tretmine

Oliver Fritsch | Samstag, 13. November 2004 Kommentare deaktiviert für Eine unbedachte Äußerung hat die Wirkung einer Tretmine

Welche Wahrheit darf wann, wer, wie aussprechen? Welche Erkenntnisse und Meinungen will wer, wie, warum verhindern und abwerten? Frank Hellmann & Jan Christian Müller (FR 13.11.) durchleuchten den Torwart-Diskurs: „Eine Meinung zur Torwart-Frage hat Andreas Köpke. Seine Ansichten formulierte der neue Bundestorwarttrainer erst diesen Sommer als Kolumnist des kicker. „Timo Hildebrand verkörpert für mich den Prototyp des modernen Torhüters“, sagte Köpke, hielt eine Eloge auf Stellungsspiel und fußballerische Qualität des Stuttgarters, dem er bescheinigte: „Da er seine Schwächen bei Standards abgebaut hat, gehört ihm auch in der Nationalelf die Zukunft.“ Es galt damals, die halbjährliche Rangliste zu kommentieren, die Hildebrand anführte und in der Oliver Kahn lediglich als Nummer drei auftauchte. Dazu Köpke damals: „Seine dicken Patzer in der Champions League und in der Bundesliga wiegen einfach zu schwer.“ In diesen Tagen würde der 42-Jährige so etwas nie sagen. Der Job des Bundestorwarttrainers kann zuhauf Ärger bereiten. Eine unbedachte Äußerung hat die Wirkung einer Tretmine. Michael Skibbe kann als Ex-Bundestrainer sagen, was er als Verantwortlicher für das A-Team nicht durfte: „Kahn wurde noch anders ausgebildet. Man sieht, dass Lehmann und Hildebrand eine höhere fußballerische Qualität haben.“ (…) „Klinsmann muss das ganze Theater beruhigen, sonst greift es auf die anderen Mannschaftsteile über“, fordert Beckenbauer. Bayern-Boss Rummenigge ruft nach einer Aussprache, „weil ich keine Lust habe, dass die Frage noch 20 Monate wie Kaugummi dahinzieht und wir alle darunter leiden.“ Etwa Sepp Maier. Der „Personal Trainer“ und Golfpartner Kahns hat erneut seinem Unmut Luft verschafft. „Oliver kann“, wetterte Maier, „seit Klinsmann da ist, nur noch verlieren.“ Auch Maier vergaß, wie Rummenigge, zu erwähnen, dass dessen fatalen Fehlgriffe bereits zu besichtigen waren, als die Hierarchie auf Jahre zementiert schien. Die beharrliche Fürsprache der Münchner Meinungsmacher verwundert ehemalige Nationaltorhüter. „Sie tun Olli damit keinen Gefallen“, findet Toni Schumacher. „Schlimm genug, wenn Kahn das nicht selbst regelt und dafür Rummenigge braucht. Wenn ihn Leute gut reden müssen, ist etwas nicht in Ordnung“, kritisiert Dieter Burdenski. „Wenn Kahn dieses Alibi-Gehabe nötig hat und mit dem Druck nicht klar kommt“, sagt Uli Stein, „soll er besser die Handschuhe an den Nageln hängen.““

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