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Bundesliga

Überlebenskünstler

Oliver Fritsch | Donnerstag, 18. November 2004 Kommentare deaktiviert für Überlebenskünstler

Matthias Wolf (BLZ 18.11.) über das Engagement Jörg Bergers in Rostock: „Das Vertrauen in Berger ist groß. Der Mann habe eine Vita, die wie auf Hansa zugeschnitten sei, sagt Aufsichtsratschef Horst Klinkmann. Damit meint er auch den Stallgeruch, auf den sie beim einzigen Ost-Bundesligisten Wert legen. Nur ein Vorstandsmitglied kommt aus dem Westen. Der gebürtige Leipziger Berger, der 1979 aus der DDR flüchtete, sagt sofort: „Ich weiß um die Bedeutung des Vereins für die Region.“ Mehr noch aber haben seine Verdienste überzeugt: Schalke, Eintracht Frankfurt, den 1. FC Köln – alle bewahrte er vor dem drohenden Absturz. Und den Zweitligisten Alemannia Aachen verließ er nach dem Erreichen des Pokalfinales. „Jörg Berger hätte auch die Titanic gerettet“, hat Jan Aage Fjörthoft gesagt, nach Frankfurts Rettung in letzter Sekunde, im Mai 1999. Noch spielt keine Kapelle melodramatische Töne auf der Hansa-Kogge, aber die Lage ist höchst gefährlich. Die Mannschaft gilt als seelenlos, lethargisch und in Gruppen zerfallen. Ein Fall für einen echten Überlebenskünstler.“

Vergangenheitsbewältigung

Ronny Blaschke (SZ 18.11.) fügt hinzu: „Berger hat eine seiner wichtigsten Prinzipien gebrochen. 1990 hatte er ein Angebot von Dynamo Dresden ausgeschlagen: Er wollte nie wieder in den neuen Bundesländern arbeiten. Schmerzhaft sind seine Erinnerungen an den Osten. Weil er nicht für die Staatssicherheit hatte arbeiten wollen, wurde er bespitzelt. 1979 flüchtete er als Jugendtrainer über Belgrad in den Westen. Auch beim FC Hansa waren Entscheidungsträger mit der Staatssicherheit in Verbindung gebracht worden. Jörg Berger will die Vergangenheit ruhen lassen: „Die Kluft ist verschwunden, ich fühle mich nicht wie im Osten.“ So ist seine Tätigkeit an der Küste nicht nur sportliche Herausforderung, sondern auch ein Stück Vergangenheitsbewältigung. (…) Nach dem launischen Armin Veh und dem stillen Juri Schlünz haben sie einen Kommunikator gefunden, der seine Berufung im Optimismus sieht. “

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