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Es geht auch um Macht und um offenbar längst überfällige Abrechnungen

Oliver Fritsch | Samstag, 19. Februar 2005 Kommentare deaktiviert für Es geht auch um Macht und um offenbar längst überfällige Abrechnungen

Freddie Röckenhaus (SZ/Seite 3 19.2.) vermutet einen Machtkampf hinter Dortmunder Kulissen: „Auf der Kommandobrücke des leck geschlagenen Luxusliners Borussia Dortmund wird mit harten Bandagen um das Steuerruder gekämpft. Die drohende Insolvenz soll verhindert werden – aber es geht auch um Macht und um offenbar längst überfällige Abrechnungen. (…) Für Insider ist es kein Geheimnis, dass Hans-Joachim Watzke Borussia Dortmunds Schritt in die Öffentlichkeit forciert hat. Er hat Meier offenbar zwingen müssen. Als dann ausgerechnet Meier, der gemeinsam mit Niebaum seit mehr als einem Jahr das selbst angerichtete Finanzchaos verschleiert und verharmlost hatte, sich zu „Transparenz“ bekannte, blieb Watzke nur noch das demonstrative Grinsen. Es ist kein Geheimnis, dass Meier bis zuletzt versucht hatte, Watzkes Berufung zum neuen Co-Geschäftsführer zu verhindern. Und zwischen den beiden Kontrahenten: der Klub-Präsident Reinhard Rauball, der Meier noch halten will und den dynamischen Watzke dennoch installieren wollte.“

Rückbesinnung auf traditionelle Tugenden

Wie gehen Fans, Trainer und Mannschaft mit der Finanzkrise um, Richard Leipold (FAZ 19.2.)? „Kann man auf einen Klub, den Anleger und Behörden argwöhnisch beäugen, wirklich stolz sein? Die Fans der Borussia können es – auch weil sich im Kerngeschäft, dem Fußballspiel, eine Rückbesinnung auf traditionelle Tugenden durchzusetzen scheint. Während die KGaA in höchster Abstiegsgefahr schwebt, verhält sich die Mannschaft antizyklisch. Als nach dem Vorbild der New Economy ungebremst Geld verbrannt wurde und ein deutscher Trainer regierte, gaben millionenschwere Legionäre aus aller Herren Ländern der Mannschaft ihr Gesicht; deutsche Spieler waren in der Startelf eine (zuweilen verschwindend geringe) Minderheit. Inzwischen leitet ein niederländischer Fußball-Lehrer mit erstaunlichem Langmut das Training. Unter Bert van Marwijk hat in Zeiten der Not jene Spezies von Profis an Bedeutung gewonnen, die der einfache Fan so lange vermißt hat. Junge deutsche, teils gar aus der eigenen Jugend kommende Spieler.“

Einziger Identifikations- und Hoffnungsträger

Felix Meininghaus (FR 19.2.) gibt zu bedenken: „Die Bedeutung dieses Vereins kann nur der erfassen, der sich mit der Geschichte der Stadt beschäftigt: Die Montanindustrie ist längst weg gebrochen, die letzte Zeche hat 1987 dicht gemacht, das letzte Stahlwerk im Jahr 2000. Und von der einstigen Bierstadt Nummer eins in Europa blieb gerade mal eine Brauerei übrig. Stattdessen gibt es den Technologie-Park, aber von dem, was Dortmund einst groß gemacht hat, was die Menschen hier mit Stolz erfüllt, ist nur noch Borussia übrig geblieben. Ganz abgesehen von den wirtschaftlichen können die moralischen Auswirkungen einer Insolvenz nur erahnt werden in einer Stadt, in der ein Fußballklub der einzige Identifikations- und Hoffnungsträger ist.“

Eine Borussia-Chronik in Bildern, faz.net

Verliert sich der VfB bei der Suche nach sich in der Bedeutungslosigkeit?

Elke Rutschmann (BLZ 19.2.) befasst sich mit Stuttgarts Flaute: „Stuttgart hinkt den eigenen Ansprüchen deutlich hinterher. Viel brüchiger kommt das Team daher als noch im sonnigen Herbst, und mit 28 Gegentoren kassierte man jetzt schon mehr Tore als in der gesamten vergangenen Saison. Es fehlt an Konstanten, an die sich das Team anlehnen kann. (…) Bei den Anhängern geht die Angst um, dass sich der VfB bei der Suche nach sich in der Bedeutungslosigkeit verliert.“

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