indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Wie immer eine eigene Argumentationslinie

Oliver Fritsch | Dienstag, 15. März 2005 Kommentare deaktiviert für Wie immer eine eigene Argumentationslinie

Philipp Selldorf (SZ 15.3.) beschreibt und deutet Worte und Gesichter der Bayern nach der Niederlage gegen Schalke: „Sowie Referee Herbert Fandel die Partie für beendet erklärt hatte, wendete sich Uli Hoeneß vom Geschehen ab und verschwand mit solcher Entschlossenheit im Kellergang hinter seiner Sitzbank, als ob ihm wie einst bei Sodom und Gomorra der Erzengel aufgetragen hätte, sich nicht mehr nach den brennenden Trümmern umzublicken. (…) Glaubwürdig kam einem die Demonstration von Gelassenheit nicht vor, zumal führende Repräsentanten des Vereins, namentlich Uli Hoeneß und Oliver Kahn, in diesem Bayern-typischen Zustand von Empörung und knapp unterdrückter Wut durch die Kulissen der Schalke-Arena liefen. Diese Niederlage war nicht vorgesehen in der Trilogie der großen Herausforderungen, nach dem Sieg gegen Bremen und der Begegnung in London, die zwar 0:1 endete, aber in einem Anflug von konzertierter Selbstsuggestion als Erfolg auf ganzer Linie verklärt wird. Wie immer nach solchen unplanmäßigen Vorfällen entwickelten die Bayern ihre eigene Argumentationslinie, um den Nimbus ihrer einsamen Spitzenstellung zu behaupten. Auch Rummenigge trat zwar gefasst vor die Reporter, ein Unterton von Gekränktheit und Gereiztheit aber hielt sich hartnäckig.“

Peter Heß (FAZ 15.3.) schildert die Stimmung beim Sieger: „Harte Männer zerquetschten Tränen, Sitznachbarn fielen sich in die Arme, Kinder schrieen mit ihren hellen Stimmchen irgendetwas von Lederhosen ausziehen. Dabei nahmen die Zuschauer den Schlußpfiff nicht als Start für ein überbordendes Fest. Die Atmosphäre spiegelte eher die Verwunderung darüber, daß der Fußball-Himmel nicht auf ewig bayern-rot sein muß, sondern schalke-blau-weiß strahlen kann.“

Gelungener Selbsterfahrungstrip

Auf einen Stuttgarter Erfolg in Dortmund hat Michael Ashelm (FAZ 15.3.) nicht gewettet: „Das war nicht unbedingt zu erwarten, gab es doch zuletzt genug Konfliktpotential innerhalb des Vereins und außerdem noch ein dickes Fragezeichen hinter der sportlichen Entwicklung der Elf. Doch dann wirkte die Reise in Sammers Vergangenheit wie ein rundum gelungener Selbsterfahrungstrip. (…) Es scheint, als könnten die Schwaben nun Ruhe und Gelassenheit zurückgewinnen, hatten sie doch davon in den vergangenen Wochen viel verloren. Auf jeden Fall ist etwas vom alten Selbstverständnis als eine der besten Bundesligamannschaften zurückgekehrt.“

Ein seltener Verriss: der FR-Bericht über die Niederlage Mönchengladbachs in Kaiserslautern

Kommentare

Comments are closed.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

111 queries. 0,567 seconds.