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Deutsche Elf

Keine Theorie ohne Praxis, aber auch keine Praxis ohne Überhöhung

Oliver Fritsch | Mittwoch, 23. März 2005 Kommentare deaktiviert für Keine Theorie ohne Praxis, aber auch keine Praxis ohne Überhöhung

Christoph Biermann (SZ 23.3.) exzerpiert aktuelle Nationalmannschaftslyrik: „Im großen Kreis sollten alle die Botschaft des Bundestrainers hören und fortan in sich tragen. „Es ging viel um Philosophie“, erklärte Klinsmann, ums große Ganze also. Wobei sich niemand sorgen muss, dass er seine Nationalkicker mit Platons Höhlengleichnis, der Seinhaftigkeit des Seins nach Heidegger oder sonstigen Philosophieschulungen belästigt hat. Im Grunde erlebten die Spieler über den Dächern von Frankfurt die ideologische Grundaufrüstung für die kommenden 15 Monate. „Mehr informativ als interaktiv“, so Klinsmann, vermittelt er ihnen, worauf es auf dem Weg bis zur Weltmeisterschaft ankommen wird. Mit Powerpoint und Videoeinspielungen sollten sie sich auf das große Ziel einstimmen, das bekanntlich Gewinn des WM-Titels im eigenen Land heißt. „Die Grundbotschaft war: Wir haben euch die Türe aufgemacht, aber ihr müsst selbst hindurchgehen, die Initialzündung muss von den Spielern selbst kommen.“ (…) In der Ära Klinsmann gilt: keine Theorie ohne Praxis, aber auch keine Praxis ohne Überhöhung.“

Den Der-wo-Relativsatz wieder eingeführt

Früher gab’s Prosa, mit Markus Babbel kehrt sie zurück – Stefan Hermanns (Tsp 23.3.): „Es ist nicht zu klären, ob die Eigenheiten in der Ausdrucksweise von Markus Babbel bereits auf die Einflüsse seiner neuen, schwäbischen Heimat zurückzuführen sind oder ob es sich um eine Ehrbezeugung an den Bundestrainer handelt. Babbel hat den Der-wo-Relativsatz wieder in die Nationalmannschaft eingeführt, eine Spezialität des Schwaben Klinsmann, der wo früher auch immer so geredet hat. Jetzt spricht Babbel von „diesem Respekt, den wo die anderen vor uns haben“ oder von „dem einzigen Fehler, den wo ich gemacht habe“ und meint damit, dass er sich im Frühjahr 2000 wider besseres Wissen hat überreden lassen, bei der Europameisterschaft zu spielen. Die EM endete genau so, wie Babbel es befürchtet hatte: in einem Desaster.“

Der Anfang einer unglaublichen Geschichte?

Michael Horeni (FAZ 23.3.) erstaunt Babbels Rückkher: “Als der Bundestrainer vor einigen Wochen Markus Babbel anrief, war das die allergrößte Überraschung in Klinsmanns Amtszeit. Einen Spieler mit 32 Jahren zurück in die Nationalmannschaft zu holen und ihm Hoffnungen zu machen, bei der Weltmeisterschaft mit fast 34 dabeizusein – das klang wie ein Scherz für die versteckte Kamera. Tatsächlich könnte es der Anfang einer unglaublichen Geschichte in der Nationalmannschaft sein.“

Sehr sehenswert! faz.net: Bildstrecke der Nationalelf beim Fitness-Test (die schönsten sind von Oliver Kahn)

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