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Bundesliga

Rückversicherungsstrategen waren nicht gefragt

Oliver Fritsch | Montag, 8. August 2005 Kommentare deaktiviert für Rückversicherungsstrategen waren nicht gefragt

Roland Zorn (FAZ 8.8.) kommentiert den torvollen Saisonauftakt: „Die Bundesliga ist in ihre 43. Saison gestürmt, als wollte sie dem Beispiel der deutschen Nationalelf folgen – ein gutes Zeichen zumindest für das in Scharen herbeiströmende Publikum, das tolle Tore, spektakuläre Aktionen und Stars mit dem gewissen Etwas sehen will. 32 Treffer nach den neun Spielen zum Auftakt haben viel über den Mut der meisten Mannschaften verraten, im Zweifel initiativ und offensiv zu handeln. Rückversicherungsstrategen waren am Premieren-Wochenende nicht gefragt – und diejenigen Teams, die wie die Mönchengladbacher oder die Nürnberger auf Sicherheit zuerst gesetzt hatten, kamen nicht einmal mit einem blauen Auge davon. Bei all dem Sturm und Drang, der besonders bei den notorisch angriffslustigen Bremern zu spüren war, blieben natürlich noch viele Wünsche offen. Wie sollte es auch anders sein, wenn gerade mal ein Spieltag voller Favoritensiege auf der 34 Etappen langen Rundreise durch Deutschlands Erstligastadien absolviert ist? Spieler wie Zuschauer offenbarten auf Anhieb zumindest so etwas wie eine fröhliche Partylaune, was zu Saisonbeginn leichtfällt, wenn Niederlagen noch nicht so schwer wiegen und Siege noch nicht so bedeutend sind.“

Ohne Spannung

Thomas Kistner (SZ 8.8.) hält dagegen: „Im medialen Schlachtenlärm, der sich am Vorabend der WM in neue, nie erreichte Höhen aufzuschwingen versucht, geht unter, dass der Betrieb nun zwar öfter mal Spektakel liefert, dafür aber sein wichtigstes Element auf der Strecke bleibt: die Spannung. Der originäre Nervenkitzel, der sich aus einem 34 Spieltage währenden Wettkampf unter annähernd Gleichstarken ergibt. Schon das erste Tabellenbild belegt den neuen Trend, nach dem wahrhaftige Leistungsvergleiche auf Augenhöhe abgelöst werden von erbaulichen Einzel-Events mit absehbarem Ausgang. Dieser Trend hat sich zuletzt in allen europäischen Spitzenligen verfestigt.“

Großer Fußball war schwer zu ermitteln

Sven Goldmann (Tsp 8.8.) mißt den Wert der Liga: „Christian Seifert ist Geschäftsführer der DFL, und zum Saisonstart hat er mal eben das neue Selbstbewusstsein seines Unternehmens skizziert: Premiere sei an der Börse zwei Milliarden Euro wert, und da die Hälfte der Kunden den Bezahlsender nur wegen der Bundesliga abonniert habe, rechnete der Herr Seifert den Wert der Bundesliga-Fernsehrechte flugs auf eine Milliarde Euro hoch. Das ist hübsch formuliert und deckt sich scheinbar mit den Besucherrekorden am ersten Spieltag. Der Wert einer Liga aber lässt sich nicht mit Rechenspielchen an der Börse ermitteln, er definiert sich durch die Qualität des Produktes auf dem Platz. Und diese Qualität bietet wie in den vergangenen Jahren Raum zur Steigerung. Großer Fußball war schwer zu ermitteln an diesem ersten Spieltag.“

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