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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Champions League

Bayern München – Juventus Turin 2:1

Oliver Fritsch | Donnerstag, 20. Oktober 2005 Kommentare deaktiviert für Bayern München – Juventus Turin 2:1

Drei Schwerpunkte: Erstens erblicken die Journalisten Konturen des FC Bayern der Zeit um die Jahrtausendwende mit zwei Finalteilnahmen und einem Sieg (2001) in der Champions League; Erwartung und Hoffnung der Beobachter sind gestiegen. Zweitens blicken die Autoren in die Zukunft des Vereins und erkennen den Schatten, den der vermutete Abgang Michael Ballacks wirft; nicht nur sein Bleiben ist ungewiss, auch das anderer Spieler. Spielen sie deswegen so gut, weil sie sich der Fußball-Welt anbieten möchten? Drittens lesen wir heute, dass Felix Magath mit dem Ergebnis unzufrieden gewesen sei, da es die Überlegenheit seiner Mannschaft nicht wiedergebe. Diese Haltung, die der Begeisterung der anderen Bayern-Offiziellen entgegensteht, deuten die Journalisten als Selbstbewusstsein. Nebenbei, warum finden wir in allen Zeitungen Magaths müden Witz zitiert? Gefragt, ob es denn überhaupt etwas gebe, was ihm gefallen habe, sagt er: „Die Trikots, unsere roten Trikots.“ Sehr einfallsreich.

Anlass zu schönsten Hoffnungen

Heinz-Wilhelm Bertram (FTD) befasst sich mit den Folgen des Siegs: „Der FC Bayern hat sich aus der Ungewissheit darüber befreit, wo er im internationalen Vergleich steht. Den Tabellenführer aus Italien in heilloses Durcheinander zu stürzen und gegen dessen viel gerühmte Abwehr ein halbes Dutzend hochkarätiger Chancen herauszuspielen, das gibt zu schönsten Hoffnungen Anlass. Die Freude wurde allerdings getrübt durch die wachsenden Anzeichen, Michael Ballack könnte dem Rekordmeister bald den Rücken kehren.“

Erster rauschender Erfolg seit langem

Auch Christopher Wahl (FAZ) feiert die Rückkehr der Bayern an die internationale Spitze: „Der FC Bayern hat lange auf so einen Moment warten müssen. Abgesehen von einem Sieg in der vergangenen Saison über den FC Arsenal, gelang dem deutschen Rekordmeister schon lange kein rauschender Erfolg mehr über eines von Europas wirklich großen Teams. Falls die Münchner ihre Form aus dem Duell mit Juve auch nur annähernd konservieren, könnten sie in der Lage sein, ihre ambitionierten Ziele zu erreichen.“

Logik des Fußballs

Philipp Selldorf (SZ) beschreibt die Gesetze der Fußball-Konjunktur: „Es ergibt sich eine seltsame Situation: Erstmals seit dem Europacup-Triumph 2001 haben die Münchner wieder ein Team beisammen, das die Qualität besitzt, um den allerbesten Gegnern zu begegnen. Die Mannschaft bildet eine kraftvolle Einheit, besitzt einen starken kollektiven Willen und verfügt über individuelle Talente, die noch einige Steigerungen erlauben. Dies ist das Ergebnis von vier Jahren geduldiger Aufbauleistung. Wenn Größen wie Ballack, Sagnol und Deisler den Verein verlassen sollten, weil sie anderswo mehr Erfolg erwarten, beginnt die Entwicklungsarbeit von vorn. Dies mag paradox erscheinen, folgt aber nur der Logik des Fußballs.“

Flatterhaft wie Vögelchen

Juventus gaukelt und schwirrt; Klaus Hoeltzenbein (SZ) reibt sich die Augen: „War das wirklich die erste Mannschaft, die Juventus über die Alpen geschickt hatte? Statt im traditionellen Schwarzweiß waren sie in Kanariengelb angetreten, und Mitte der zweiten Halbzeit wirkte Juve so flatterhaft wie die Vögelchen, die von der eingebrochenen Katze durch den Käfig getrieben werden.“

sueddeutsche.de: „Sebastian Deisler, das unvollendete Talent, hat seinen Platz auf dem Feld gefunden“

BLZ-Spielbericht

Bildstrecke, faz.net

Udinese Calcio – Werder Bremen 1:1

Tenor der Berichte: der Unterscheid der Bremer Leistungen in Bundesliga und Champions League, die „zwei Gesichter” (FAZ) Werder Bremens – ein anschaulicheres Bild fällt bisher niemandem ein.

Zu viel Respekt

Elisabeth Schlammerl (FAZ) hatte auf mehr Bremer Schneid gehofft: „Werder hätte viel mutiger sein müssen. Udinese ist keine europäische Spitzenmannschaft, spielte höchst durchschnittlich und eben bis zum Rückstand – typisch italienisch – kontrolliert in der Defensive. Das genügt aber offenbar, um dem Tabellenführer der Bundesliga auf europäischer Bühne reichlich Respekt abzuverlangen. (…) Es wirft kein gutes Licht auf die Bundesliga, daß Werders Stürmer von der nationalen Konkurrenz kaum zu halten sind, sich international aber schwertun, positiv aufzufallen. Was allerdings den SV Werder Bremen in der Bundesliga mit dem in der Champions League verbindet, ist die Defensivschwäche.“

Taktisch nicht flexibel genug

Sven Bremer (FTD) ergänzt: „Während die Bremer in der Liga scheinbar spielend leicht das eine oder andere Tor nachlegen können, sind sie dazu international nicht in der Lage. Außerdem ist die Mannschaft taktisch nicht flexibel genug, sie kann eben nur diesen zweifelsohne schönen Schaafschen Offensivfußball.“

Die Welt fügt hinzu: „In der Bundesliga zeigt der Tabellenführer, was er drauf hat. In der Champions League wird ihm gezeigt, was alles fehlt.“

FR-Spielbericht

Bildstrecke, faz.net

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