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Champions League

Rückschritt

Oliver Fritsch | Mittwoch, 7. Dezember 2005 Kommentare deaktiviert für Rückschritt

Klaus Allofs hat einen sehr guten Leumund in der Branche und in der Presse. Wird er über das Vertragsende 2007 hinaus für Werder Bremen arbeiten? Eine mögliche Rückkehr Willi Lemkes in ein Hauptamt würde dies unwahrscheinlicher werden lassen. Frank Hellmann (Tsp) schaut hinter Bremer Kulissen: „Die Personalie des Geschäftsführers Profifußball liegt in Händen des Werder-Aufsichtsrates. Und dessen Chef und Allofs-Vorgänger Lemke ist gerade mit dem Versuch abgeblitzt, selbst in die Geschäftsführung vorzudringen. Der bei der Wahl zum Bremer Bürgermeister gescheiterte Bildungssenator Lemke plant 2007, entweder den für Finanzen zuständigen Born oder Manfred Müller (Geschäftsführer Marketing) abzulösen. Für Schaaf und Allofs wäre es ein Rückschritt, würde das Wort von Lemke wieder mehr Gewicht erhalten. Lemke gefiel sich als Frontkämpfer mit ausgeprägter Abneigung zum FC Bayern und zog aus dem Arm-Reich-Klischee seine Sympathie, während es Allofs geschafft hat, mit einem zurückhaltenderen Kurs den Klub bekannter und beliebter zu machen.“

Beliebtester Gegner

Vor der letzten Gruppenpartie gegen Athen zählen die Redaktionen noch einmal alle Abwehrfehler, die den Bremern in dieser Champions-League-Saison unterlaufen sind. Frank Heike (FAZ) fasst zusammen: „In einer Wertung führt Werder Bremen die Gruppe C mit Vorsprung an: beliebtester Gegner. Zuletzt freuten sich die Profis des FC Barcelona über die offene Spielweise der Bremer. Endlich mal kein Gegner, der mauert. Auch in Udine mag man Werder, weil die Bremer durch einen dummen Ballverlust des damals grippegeschwächten Miroslav Klose den Sieg verspielten. Im Rückspiel wäre Werder um ein Haar zum Lieblingsgegner aller Zeiten der Norditaliener geworden, als Udine nach einem 0:3 durch drei unglaubliche Fehler in der Bremer Deckung innerhalb von sieben Minuten ausgleichen durfte, am Ende aber doch noch 3:4 verlor. Und beim Hinspiel von Athen verschlief Werder den Anfang und ermöglichte den Griechen zwei frühe Tore durch Tölpeleien in der Deckung. (…) Auf keinen Fall möchte Werder ein guter Gastgeber sein und am Tag nach Nikolaus Geschenke verteilen.“

BLZ: Andreas Reinke schwächelt seit Wochen, der Trainer hält zu ihm
SZ: Reinke, Oliver Recks Urenkel

Aus stark offsideverdächtiger Position

Herrlich! Sage mir, Muse, die Taten der Vielgewanderten! Der FC Thun ist nach Prag gesegelt, und Richard Reich (NZZ), der gottbegeisterte Sänger, empfiehlt die Taktik des (sagen wir) Hinspiels: „Wie das antike Endspiel Sparta gegen Troja ausging, ist bekannt: Sparta schleuste, während die Abwehr des Platzklubs schlief, mit dem fiesen Holz-Rössli-Trick eine Reihe eigener Stürmer in den trojanischen Strafraum, hatte so freies Feld und erzielte die matchentscheidenden Treffer mit Leichtigkeit, wenn auch aus stark offsideverdächtiger Position. Ein paar tausend Jahre später ist die Situation ähnlich und doch genau umgekehrt: Sparta spielt diesmal zu Hause, muss aber wiederum bedingungslos angreifen, weil sich Troja, will sagen: der FC Thun wie damals aufs Verteidigen beschränken kann. Sparta muss, Thun darf gewinnen, denn falls die Prager in ihrem sogenannten Toyota-Stadion an der zugereisten Berner Bastion scheitern sollten, werden es die Thuner sein, die im Frühjahr noch im Europacup antreten dürfen – wenn auch statt in der Champions League bloss in der Touristenklasse, statt gegen Arsenal und ähnliche Riesen nur gegen Dnjepropetrowsk und solche Gemeinheiten.“ Aus der NZZ erfahren wir auch spannendes über das Wesen von Spartas neuem Trainer: „Stanislav Griga ist es bisher nicht gelungen, die nominell starke Mannschaft auf den Erfolgspfad zurückzuführen. Zwar sei nach dem Abgang des unbeliebten Haudegens Jaroslav Hrebik die Stimmung intern besser geworden, wie gelegentlich kolportiert wird, doch zeitigt dies auf dem Feld noch keine Folgen. Griga, ein promovierter Jurist, der sich zum Hinduismus bekennt und keinen Tropfen Alkohol trinkt, scheint seine Ideen der Mannschaft noch nicht zugänglich gemacht zu haben. Griga ist von der Sparta-Führung Anfang Oktober in einem indischen Kloster aufgestöbert worden, wohin er sich zur Meditation zurückgezogen hatte.“

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