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Bundesliga

Frieden scheint ausgebrochen zu sein

Oliver Fritsch | Samstag, 4. Februar 2006 Kommentare deaktiviert für Frieden scheint ausgebrochen zu sein

Schulden verbinden – Freddie Röckenhaus (SZ) vermisst die alte Rivalität zwischen Dortmund und Schalke: „Nachdem die Massenschlägereien schon in den frühen 80er Jahren aufhörten, wird nun nicht einmal mehr verbal gefrotzelt. Während früher Michael Meier künstlich mit Rudi Assauer so tat, als gäbe es unüberwindbare Abgründe zwischen Dortmundern und Gelsenkirchnern, ist dieses an die Penetranz von Heimatabenden gemahnende Ritual nun auch zu Ende gegangen. Kein Mensch konnte die an den Haaren herbeigezogenen Sprüche zuletzt mehr hören. Das mag auch an der allzu ähnlichen Finanz-Folklore liegen, die über die Jahre vom ehemaligen Dortmunder Führungs-Duo Niebaum/Meier auf der einen und von den Schalkern Assauer/Peters/Schnusenberg auf der anderen Seite gepflegt wurde. Während der Zusammenbruch des BVB aus dem wesentlich feineren Dortmund bereits stattgefunden hat, bangt man 35 Kilometer weiter westlich, im Schuldenstadel von Schalke 04, noch, dass dieser Kelch vorbeigehen möge. Schalke und Dortmund sind in der Summe aller Faktoren ähnlich hoch verschuldet. In Schalke aber könnte man mit einer Qualifikation für die Champions League trotzdem weiter am großen Rad drehen – in Dortmund waren sie schon gezwungen, alles drei Nummern kleiner zu nehmen. (…) Irgendwie scheint Frieden ausgebrochen zu sein.“

Ohne Lobby

Wird er bei der WM spielen? Richard Leipold (FAZ) ergründet den Malus des Sündenbocks Christian Wörns: „Wie andere Profis hofft auch Wörns aus einer der hinteren Startreihen noch das Ziel Weltmeisterschaft zu erreichen. Was ihn von vielen anderen unterscheidet, ist der öffentliche Auftritt. Außer Jens Lehmann gibt es keinen Kandidaten, der im Harmoniekreis der Auswahlspieler so offen und so überzeugt einen Mangel an Gerechtigkeit beklagt hat. (…) Die Vergangenheit hat Wörns eingeholt. Er hatte seine schwachen Momente immer in prestigeträchtigen Spielen; dieser Trend zieht sich durch seine Karriere. Wörns spürt das, er kämpft dagegen an, als ginge es nicht nur um ihn, sondern um die Gerechtigkeit als höheren Wert. ‚Anscheinend liegt die Meßlatte bei mir ein bißchen höher als bei anderen‘, sagt er. Ein Angriff auf Jürgen Klinsmann – könnte man meinen. Doch Wörns schickt einen Satz hinterher, der die brisante Aussage in Richtung der Vorgänger Klinsmanns erweitert. ‚Das war schon immer so.‘ Im Viertelfinale der WM 98 hatte er in den Augen seiner Kritiker die Niederlage gegen Kroatien eingeleitet, weil er den gegnerischen Stürmer Davor Suker laufen ließ. Daß Lothar Matthäus ihn mit einem dilettantischen Querpaß in diese Verlegenheit gestürzt hatte, war später nur noch eine Fußnote. Ein paar Jahre später wurde Wörns zum Sündenbock für das 1:5 gegen England gemacht und beklagte hernach, beim DFB ‚nie eine Lobby gehabt‘ zu haben.“

Anmerkung: Beim 1:5 gegen England, ein Spiel das Deutschland nicht so hoch verloren hätte, wenn ein Torhüter statt einer Sporttasche im Tor gestanden hätte, wurde Wörns in der Halbzeit beim Stand von 1:2 ausgewechselt.

Geräuschloser Trott durch die Liga

Ronny Blaschke (FR) weiß nicht so recht, was er von Hertha halten soll: „Sie stehen zwar auf dem 5. Rang – die gefühlte Position ist jedoch Platz 15. Das Team leidet unter einer undurchsichtigen Hierarchie. Es haben sich verschiedene Fraktionen gebildet. Dem Lager der selbstbewussten Talente – elf Spieler sind 23 und jünger – stehen die Erfahrenen gegenüber. Dazwischen hängen die eigenwilligen Brasilianer Marcelinho und Gilberto. Gelöst werden kann der Konflikt nur durch Erfolg, weil die Führungspersönlichkeiten fehlen. Kapitän Arne Friedrich ist eher ein ruhiger Typ, und Spieler wie Dick van Burik, die in der Öffentlichkeit doch mal mehr als Phrasen von sich geben, werden von Hoeneß umgehend zur Räson gerufen. Abgesehen davon, dass Marcelinho sich ab und an die Haare färbt und ein Spiel der Widersprüche spielt, trottet Hertha geräuschlos durch die Liga.“

taz: Die verteilt ihr TV-Geld nach einem neuen Modus: Wer vorn ist, kriegt mehr; Hauptnutznießer ist der FC Bayern, der vor den Verhandlungen eine Drohkulisse aufgebaut hatte

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