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Champions League

Die Welt ist ungerecht

Oliver Fritsch | Dienstag, 4. April 2006 Kommentare deaktiviert für Die Welt ist ungerecht

Paul Ingendaay (FAZ) leitet Villareals stolzen Drang nach oben aus Spaniens Politik, Geschichte und Kultur ab: „Um zu wissen, was der Villarreal Club de Futbol ist, muß man sehr weit hinuntersteigen, nicht nur in den Provinzfußball, sondern in die Mentalität eines zentralistisch regierten Landes, das neben der Hauptstadt Madrid nur noch Barcelona als Metropole akzeptiert. Zwischen diesen beiden Städten spielt sich fast alles ab, in der Politik, in der Kultur und im Sport. Die Traditionsvereine Real Madrid und der FC Barcelona sind so mächtig, daß nicht einmal für Valencia, die drittgrößte Stadt Spaniens, viel übrigbleibt. Am 9. Oktober, dem Feiertag der Region Valencia, kann man sich vom verletzten Ego dieser Gegend einen guten Eindruck verschaffen. Warum nur, fragen die Sonderbeilagen der Zeitungen, dringt der Ruhm der Region nicht nach draußen? Und warum kümmert es niemanden, wenn der FC Valencia spanischer Fußballmeister wird? Leider gibt es darauf keine Antwort außer der einen: Die Welt ist ungerecht. Fühlt sich schon Valencia übergangen, läßt sich leicht ausmalen, wie es kleinen Vereinen aus der Nachbarschaft wie Levante und Villarreal ergeht. Dabei hat der Aufstieg von Provinz- oder Vorortklubs für einige der erfreulichsten Überraschungen der Primera Division gesorgt. Denn alles, was bei den Großen gelegentlich schiefgeht, wird hier genauestens beachtet. Das zeigt auch die Geschichte des 1923 gegründeten Villarreal Club de Futbol. Nach langem Dahindümpeln in der dritten Liga oder darunter spielte der Klub aus der Provinz Castellon von 1992 an in der Segunda Division, stieg 1998 in die Primera Division auf, sank gleich darauf wieder ab und hat sich seit dem unmittelbar folgenden Wiederaufstieg in Spaniens höchster Spielklasse etabliert. Das ist noch nicht lange genug, um sich der Sache auf alle Zeiten sicher zu sein, aber die Bilanz der letzten drei Spielzeiten ist mehr als solide.“

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Produkt der schönen neuen Welt

Olympique Lyon, Frankreichs reiner Vorzeigeklub – Ralf Itzel (FTD): „Nur ein französischer Vertreter konnte den wichtigsten Wettbewerb des Kontinents bisher gewinnen, Olympique Marseille 1993. Es war das Werk des Zampanos Bernhard Tapie, der den Klub mit allen Mitteln in den Himmel katapultierte, von wo er bald wieder abstürzen sollte. Lyon und sein Präsident sind das Gegenmodell. Jean-Michel Aulas, Boss einer Software-Firma, hat den Klub seit 1987 mit solider Arbeit aus der zweiten Liga in Europas Elite geführt und den verschuldeten Verein in eine blühende Firma verwandelt, die Erfolg garantiert. Einer Studie zufolge stehen die Lyoner auf Rang 13 in der Liste der reichsten europäischen Klubs. (…) Weil die Konkurrenz im Land allenfalls durch Skandale Aufsehen erregt, ist OL zur gesamtfranzösischen Angelegenheit geworden.“ Christian Eichler (FAZ) vergleicht Lyon mit Marseille: „Aulas baute den Klub nach Vorbild des FC Bayern solide und geduldig zu einem vorzeigbaren Fußball-Unternehmen. Mit dem Budget von rund 100 Millionen Euro ist Lyon der Konkurrenz in der Division 1 so überlegen, daß das Titel-Abo fast feststeht. Nun soll die europäische Promotion gelingen. (…) Lyon will eine Lücke schließen: als erster französischer Klub Europas Krone mit sauberen Mitteln gewinnen. Von den schmutzigen Deals der Tapie-Ära, vom mafiosen Gestrüpp des Südens ist der Aufstieg des Klubs aus der bürgerlichen Rhone-Metropole Lichtjahre entfernt. Olympique Lyon gibt sich als modernes Fußball-Unternehmen, ein Produkt der schönen neuen Welt der Champions League.“

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