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Champions League

Zeichen der Anspannung, Symbole der Entschlossenheit

Oliver Fritsch | Samstag, 8. April 2006 Kommentare deaktiviert für Zeichen der Anspannung, Symbole der Entschlossenheit

2:0 gegen Benfica Lissabon – Ronald Reng (taz) liebt den FC Barcelona: „Es sind Duelle wie gegen Milan im Semifinale, in denen Sportgeschichte gemacht wird. Aber es sind Alltagsaufgaben, Nächte des Leidens wie gegen Benfica, in denen geprüft wird, wie gut dieses Barça wirklich geworden ist. In diesen Nächten bekommt Barças Schönheit ein ernsthaftes Gesicht. Vergaßen sie noch vergangene Saison, berauscht vom eigenen Schnellpassspiel, schon mal die Basis wie die Positionen einzuhalten, so bewegen sie sich dieses Jahr mit der Sicherheit einer Maschine. Sie schnürten Benfica mit unerbittlichem Pressing 30 Meter vor deren Tor ein, ein Nackenschlag – ein verschossener Elfmeter von Ronaldinho nach fünf Minuten – war nur ihr Ansporn, und die intuitiven Läufe, mit denen Eto‘o oder Henrik Larsson im rechten Moment am rechten Ort erscheinen, sind phänomenal. Sie machten weiter, bis die Pässe doch einmal das gewohnte Spinnennetz woben, in dem sich jeder Gegner verfängt, und welch ein Moment entstand daraus: Als das erlösende 2:0 in der vorletzten Minute fiel, waren 84.000 Fäuste in der Luft; keine ausgestreckten Hände, sondern Fäuste. Zeichen der Anspannung, Symbole der Entschlossenheit.“

Business as usual

Markus Jakob (NZZ) kann keinen Grund zum Schwärmen entdecken: „Wer von sämtlichen Auftritten des FC Barcelona in dieser Saison lediglich das Viertelfinal-Rückspiel gesehen hätte, käme schwerlich auf die Idee, dass diese Mannschaft derzeit ihr Publikum wie keine zweite in Verzückung zu versetzen vermag. Es stand quasi geschrieben, dass die Katalanen auf dem Weg in das Endspiel nach Chelsea auch Benfica ausschalten würden; nicht aber, dass sie dies wesentlich mehr Nerven kosten würde als die beiden Duelle gegen José Mourinhos Equipe. Auf der Trainerbank des portugiesischen Widersachers sass ein noch inniger als Chelseas Mourinho mit der eigenen Klubgeschichte verbundener Mann. Und Barça schien zeitweise wie versteinert – angesichts der Möglichkeit, gerade die Equipe Ronald Koemans, der den Katalanen 1992 mit seinem grandiosen Freistosstor den bisher einzigen Europacup-Gewinn geschenkt hatte, könnte ihnen nun den ersten Einzug in die Halbfinals der Champions League seit 2001 vermasseln. In Lissabon war Barças ununterbrochener Angriffswirbel mit dem 0:0 schlecht, ja sehr schlecht belohnt worden. Selten jedoch dürfte ein torlos endendes Spiel den Zuschauern Fussballkunst in höheren Dosen geboten haben. Das wesentlich weniger berauschende Rückspiel im Camp Nou hingegen resümierte El País: ‚Weder Jogo bonito noch Free Style‘. Business as usual, und gerade das ist man von Barcelona nicht gewohnt.“

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