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Bundesliga

Eintracht Frankfurt–Arminia Bielefeld 1:0

Oliver Fritsch | Donnerstag, 13. April 2006 Kommentare deaktiviert für Eintracht Frankfurt–Arminia Bielefeld 1:0

Zwei Milieus

Detlef Esslinger (SZ) hält fest, daß der Sieg bei den Frankfurtern Gegensätzliches erwirke: „Es waren zwei grundverschiedene Milieus zu beobachten. Das eine Milieu war das der Tribünen; das waren jene 50.000 Zuschauer, die dem Ereignis angemessenen Festsprüche intonierten. Dies war das Milieu der bedenkenlos fröhlichen Fans. Das andere Milieu war das der Aktiven – der Spieler, die sich um Besonnenheit mühten, und des Trainers, der dieses Halbfinale so schnell wie möglich wieder aus dem Kopf bekommen wollte. Das 1:0 ändert ja wenig daran, dass jeder Pokal-Erfolg lediglich eine schöne Zugabe sowie Zusatzeinnahme darstellt, dass das Allerwichtigste aber nach wie vor der Verbleib in der Bundesliga ist. Klassenerhalt, Pokalfinale, Uefa-Cup – dies wäre ein Dreifach-Erfolg, der selbst die kühnsten Erwartungen übertreffen würde. Bei einem Abstieg hingegen wäre auch alles andere nichts. (…) Das Frankfurter Publikum ist ebenso begeisterungsfähig wie nachsichtig. Niemand wird ausgepfiffen, wenn er Pässe ins Leere spielt; Gelegenheit dazu wäre zuhauf gewesen. Im Grunde war dieses Halbfinale eher das, was man einen Grottenkick nennt.“

Sicherheitsschlösser

Roland Zorn (FAZ) bemerkt diese Diskrepanz anhand des Dursts der Eintracht-Fans auf Erfolg: „Für die Besonderheit dieses Abends entwickelten die Fans ein größeres Gespür als die Profis auf dem ramponierten Rasen. Vor allem die Anhänger der Eintracht hatten in Extrafeierschichten eine Choreographie herbeigezaubert, die den Traum von Europa beflügeln sollte. Sie entrollten eine riesige blau-gelbe Europakarte in der Hoffnung auf künftige Uefa-Pokalfesttage und illustrierten ihre grenzenlose Sehnsucht mit der romantischen Aufforderung: ‚Auf geht’s, Du magische Eintracht – laß die Sterne für uns funkeln!‘ Gegenüber, im Fanblock von Arminia Bielefeld, herrschte, gemessen an den im Zweifel bodenständigen ostwestfälischen Verhältnissen, auch so etwas wie himmlische Aufbruchstimmung: Schwarz-weiß-blaue Fahnen flatterten im Frankfurter Nachthimmel, und dazu breitete sich ein Spruchband aus: ‚Ein Traum ist unerläßlich, wenn man die Zukunft gestalten will.‘ Dem Spektakel der Farben und plakativen Liebeserklärungen entsprach das Halbfinale leider nicht. Beide Teams aus dem Segment der unteren Bundesliga-Mittelklasse begegneten sich wie in einem gewöhnlichen Punktspiel: Sie belauerten sich, warteten auf Fehler des anderen und trauten sich nur selten, ihre Sicherheitsschlösser zu öffnen.“

Kompliment

Finaleinzug, eine Wegmarke der jüngeren Frankfurter Vereinshistorie – Ingo Durstewitz (FR): „Seriosität genießt Priorität, seit Bruchhagen im Dezember 2003 das Ruder übernahm. Die Eintracht, affärenfrei, ist ein mittelgroßes Unternehmen geworden, das solide und klug mit Millionenbeträgen jongliert. Bruchhagen, ein gewiefter, knorriger Stratege, ist der Vater des Aufschwungs. Was der Vorstandsvorsitzende auch anpackte, erblühte in neuer Pracht: Er hob ein beispielhaftes, bemerkenswertes Konzept aus der Taufe (mit jungen, deutschsprachigen Spielern aus der Region), installierte einen Trainerfuchs, der der neuen Eintracht auf den Leib geschneidert ist und mit einem hungrigen Ensemble in die Eliteklasse zurückkehrte. Auch jetzt, da die Abstiegsangst wächst, herrscht absolute Ruhe. Die Harmonie in Frankfurt ist Außenstehenden suspekt, der Verein hat die Aura des Größenwahns abgeschüttelt, er kommt stinknormal daher. Normalität aber gilt in dieser aufgepeitschten Zeit als stinklangweilig, weshalb die Eintracht überregional farblos und als Randnotiz rüberkommt. Das ist unfair. Andererseits aber auch das größte Kompliment für Bruchhagen und seine Vorstandskollegen. Der Einzug ins Pokalfinale bedeutet einen unglaublichen Imagegewinn, der auch das Selbstwertgefühl der eine Dekade zwischen den Klassen pendelten Frankfurtern stärkt.“

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