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Bundesliga

Keine Balance

Oliver Fritsch | Mittwoch, 8. November 2006 Kommentare deaktiviert für Keine Balance

Zwei Texte, die sich mit der Identitätssuche des FC Schalke 04 befassen

Daniel Theweleit (FR) beschreibt den Spagat des FC Schalke zwischen Gestern und Morgen, Nah und Fern, Dorf und Welt: „Vielleicht vollzog sich der für die meisten Beobachter unausweichliche und vollkommen richtige Prozeß der Expansion auf Schalke einfach ein bißchen zu schnell. Vor allem an der Basis gibt es das Bedürfnis nach Nähe und Identifikation mit den Spielern, während die zusammengekaufte Mannschaft sich emotional längst im Universum des ganz großen Weltfußballmarktes mit seiner Neigung zum Söldnertum befindet. Der FC Schalke 04 spiegelt im Kleinen jene Probleme, die sich in der Gesellschaft als Ergebnis der Globalisierung zeigen. Man hat sich auf eine Entwicklung eingelassen, deren Folgen nie in ihrer ganzen Dimension abzusehen sind. Der Gasprom-Deal könnte das nächste Kapitel in dieser Geschichte bilden. Vielleicht wäre vieles einfacher, wenn die Schalker die Abschottung weiter getrieben hätte, so wie es Bayern München, Borussia Dortmund oder viele englische, italienische und spanische Klubs ähnlicher Größe taten. Auf Schalke jedoch plaudern die Spieler mit den Trainingsgästen, man kann jedes Wort, jeden kleinen Disput der Stars bei den Übungen verstehen – das gehört zu den sympathischen Seiten des Klubs. Doch bislang hat Schalke einfach keine Balance gefunden zwischen seiner Vergangenheit als belächelter Kämpferklub und den neuen Umständen eines großen Fußballkonzerns.“

Der David Beckham Schalkes? Richard Leipold (FAS) zeigt auf den momentanen Unterschied zwischen dem sportlichen Wert und dem Marktwert Kevin Kuranyis: „Einen unverändert hohen Stellenwert genießt Kuranyi noch als Darsteller im Werbefernsehen. Im neuesten Spot für einen braunen Brotaufstrich darf er im Kreise aktueller deutscher Nationalspieler wieder den multikulturellen Erfolgsmenschen mimen. Als Lifestyle-Ikone hat der Stürmer in der Nutella-Liga offenbar so nachhaltig überzeugt, daß der Qualitätsverfall auf dem Fußballplatz (noch) nicht ins Gewicht fällt. Insofern ergeben sich Parallelen zu der Tennisspielerin Anna Kurnikowa. Die Russin fiel mehr durch ihr Äußeres auf als durch Gewinnerschläge auf dem Court. Kuranyi setzt modische, leicht feminin angehauchte Trends. Er besitzt ungefähr hundert Paar Schuhe, sein Kleiderschrank soll voller sein als der seiner Verlobten. Auf diesem Gebiet hätten die Männer aufgeholt, sagt er. Als Fußballspieler verkörpert so jemand alles mögliche, nur nicht den markanten, nach Schweiß riechenden Siegertypen, in den der kleine Mann aus der Nordkurve seine Träume projiziert. Mit dem Ball am Fuß wirkt der technisch mäßig begabte Profi zuweilen weniger geschickt, als wenn er sein Kinnbärtchen mit einem Augenbrauenrasierer aus der Damenabteilung bearbeitet. Akkurat frisiert ist halb gewonnen, aber nur halb.“

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