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Kakas Tore von erhabener Herkunft

Oliver Fritsch | Freitag, 27. April 2007 Kommentare deaktiviert für Kakas Tore von erhabener Herkunft

Englische Pressestimmen zum 3:2 Manchester Uniteds gegen den AC Mailand / Von Alexander Neumann (London)

Oliver Kay (Times) erkennt die zwei Gesichter Manchester Uniteds wieder: „In den letzten zwei Dekaden als Trainer von Manchester United hat Alex Ferguson immer wieder mit einem verschmitzten Lächeln darauf hingewiesen, daß seine Mannschaft die Angewohnheit hat, Dinge immer auf die schwierige Tour zu tun. Doch auch wenn das Rückspiel für seine Mannschaft noch ein harter Weg wird: Rooneys spätes, kaum zu fassendes Eingreifen hat ihnen eine gute Ausgangsposition geschaffen. Und dies war nur der letzte schwindelerregende Augenblick in diesen dramatischen letzten Wochen, in denen United in gleichem Maße mit Großartigkeit wie mit dem Versagen geflirtet hat. Diese Partie hat all dies zusammengefaßt. (…) Genau wie 1999 wird man mit gemischten Gefühlen nach Italien reisen. Aber dieser dramatische Sieg gegen ein Milan, das im mittleren Drittel der Partie unantastbar schien, wird ihnen das Gefühl geben, daß sie alles erreichen können.“

James Lawton (Independent) stellt Cristiano Ronaldo, der jüngst als erster Spieler seit 1977 gleichzeitig zum „Player of the Year“ und „Young Player of the year“ in der Premier League gewählt worden ist, zwei andere Konkurrenten entgegen: „Man kann nicht sagen, daß Ronaldo keinen Eindruck gemacht hätte. Er ging hoch zum Kopfball, der United die frühe Führung brachte, er zeigte ein verwirrendes Durcheinander von Übersteigern mit einer Effizienzrate von etwa 50 Prozent, und traf einen Schuß so zuckersüß, daß Dida gerade noch reflexhaft einen Arm hochbrachte. Aber der beste Spieler der Welt? Das polierte Endprodukt? Auftragskiller jeder Verteidigung? Es gab allen Grund, das zu bezweifeln, nachdem Kaka sich mit zwei Toren von erhabener Herkunft ins Rampenlicht gespielt hat. Mit diesem Kaka, von dem eine ständige Bedrohung für van der Sars Tor ausging, schien die Zerstörung Roms, wie ein Überbleibsel aus der antiken Fußballgeschichte. Doch da war noch einer, den United aufzubieten hatte: Es war der wilde Geist, der in dieser Saison immer wieder hervorbrach, als der Schwung verloren gegangen schien. Und wieder einmal wurde dieser Geist verkörpert von Paul Scholes. Seine Weigerung, sich mit der spielerischen Überlegenheit der alternden Meister aus Italien abzufinden, entfachte nach etwa einer Stunde ein loderndes Feuer – zu einer Zeit, als das Spiel seinem Team zu entgleiten drohte.“

Wenn Ronaldo und Kaka spielen, hört Richard Williams (Guardian) Geigen und Trompeten: „Ronaldo und Kaka sind die Art Spieler, die Vergleiche mit anderen Kunstformen nahe legen: Kaka spielt ein permanentes andante cantabile, mit einer süßlich fließenden Anmut und verheerenden Sprints voll gelassener Schönheit; den Kopf nach vorne gelehnt wie Zidane, der Körper wiegend wie das Schilfgras im Wind, während jede Richtungsänderung fließend in die nächste übergeht. Ronaldos Spiel dagegen ist ein allegro vivace, mit einem deutlichen Hang zur Stakkato-Phrasierung mit seinen flinken Füßen. Sein unorthodoxes Spiel führt in der Hitze des Gefechts dazu, daß er furchtlos neue technische Finessen einführt, die andere – auch wenn sie dazu fähig wären – höchstens im Training zum Amüsement ihrer Kameraden aufführen würden.“

Ein himmlisches Vergnügen – die deutschen Journalisten fallen vor Manchester United und dem AC Mailand aus Dank für ihr Spektakel auf die Knie

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