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Champions League

Vereine und Nationalmannschaft bewegen sich in Parallelwelten

Oliver Fritsch | Freitag, 5. Oktober 2007 Kommentare deaktiviert für Vereine und Nationalmannschaft bewegen sich in Parallelwelten

Pressestimmen zum 2. Vorrundenspieltag Teil 2: Hinweis auf die Diskrepanz zwischen deutschem Klubfußball und der DFB-Elf / Bremen enttäuscht nicht trotz, sondern wegen der Rückkehr einiger verletzter Stars / Schalkes sachlicher Sieg in Trondheim / Chelsea minus Mourinho überzeugt auch beim Sieg in Valencia seine Kritiker nicht

Josef Kelnberger (SZ) zieht ein ernüchterndes deutsches Zwischenfazit und klammert sich an der Nationalmannschaft fest: „Für eine Bilanz ist es zu früh, doch ein Trend zeichnet sich ab: Fünf Niederlagen haben die drei deutschen Klubs in sechs Spielen kassiert: erwartbare gegen Real Madrid und Barcelona, überraschende in Glasgow und gegen Valencia, nun eine deprimierende gegen Piräus. Das 1:3 von Werder Bremen erschüttert tatsächlich ein wenig den Glauben an das Gute im deutschen Fußball. Das Team hat mit Klose gewaltig an Spielvermögen verloren und ist aus der Balance geraten wegen der vielen Verletzten, die nun zurück in die erste Elf drängen. Der VfB Stuttgart, Deutscher Meister in der Identitätskrise, muss die Champions League fast schon verloren geben, während ausgerechnet die als flatterhaft bekannten Schalker am meisten Stabilität offenbaren. Vereine und Nationalelf werden sich in Europa weiterhin in Parallelwelten bewegen.“

Blinder Ehrgeiz

Frank Heike (FAZ) kritisiert Bremens Trainer Thomas Schaaf, dass er die Niederlage gegen Piräus durch den Einbau der Verletzten mitverursacht habe: „Frings, Fritz und der für Fritz eingetauschte Borowski, das waren drei nach langen Wochen der Rehabilitation zwar gesunde, aber längst nicht Champions-League-Ansprüchen genügende Profis, die der Rest der Mannschaft mit durchschleppen musste, je länger das Spiel lief. Natürlich muss Schaaf die Stützen einbauen, doch gegen Piräus riss er auch eine funktionierende Mannschaft auseinander, die in den vergangenen Bundesligawochen bewiesen hatte, trotz der langen Verletztenliste klarzukommen. Bei Frings waren es wohl blinder Ehrgeiz und falsch verstandener Führungsgeist, es nach langer Pause gleich wieder über die volle Distanz zu versuchen. (…) Für die Integration der Langzeitverletzten mag dieses Spiel förderlich gewesen sein, für die Bremer Lage in der Gruppe natürlich nicht.“ Sven Bremer (Financial Times Deutschland) pflichtet ihm bei: „Die Ursache für die verkorkste Vorstellung der Bremer dürfte ausgerechnet in den Personalien zu finden sein, in die sie ihre größten Hoffnungen gelegt hatten: in der Rückkehr der so lange und so schmerzlich vermissten Anführer.“

Bremen–Olympiakos (1:3)

Steigerung nötig

Alexander Schäffer (FAZ) fasst den Schalker Sieg in Trondheim zusammen: „Um bei Chelsea zu bestehen, bedarf es einer weiteren Steigerung. Die Norweger entpuppten sich zwar als zäher Widersacher, doch ernsthaft in Gefahr brachten sie die Schalker bestenfalls in der ersten Spielhälfte. Sonst dominierte Slomkas Mannschaft, wobei sie sich lange selbst schwertat, den Trondheimer Abwehrriegel zu knacken. Verlass war allerdings von neuem auf Jones und Kuranyi, zwei der besten Schalker in den vergangenen Wochen. Gerade Jones wird für die Schalker zum Glücksfall.“

Chelseas Probleme sind geblieben

Ronald Reng (Berliner Zeitung) lässt sich trotz des 2:1 in Valencia nicht von seinem Urteil über Chelseas Wertverlust abbringen: „Siege wie in Valencia markieren oft einen Aufbruch. Manchmal sind sie auch nur ein großer Selbstbetrug. Chelsea mag mit dem 2:1 die Hoffnung aller Schadenfrohen beerdigt haben, es könnte in einer Vorrundengruppe mit Schalke und Rosenborg ausscheiden. Doch es war nichts zu erkennen, was glauben machte, so gehe es nun weiter. Mit Mourinho hat Chelsea die Überzeugung verloren, was es sein will: ‚Bestien‘, wie Valencias Verteidiger Iván Helguera sagte. Grant hat von Abramowitsch den Auftrag, Mourinhos Gallensaftfußball durch ästhetisches Spiel zu ersetzen. Die Spieler passen nun den Ball passabel, wo sie bei Mourinho nur ruppig konterten. Aber so kommt Chelsea nicht mehr in den Angriff. Wo Mourinhos tiefe Verteidigung in zwei beeindruckend stabilen Linien stand, sind nun riesige Löcher, was auch daran liegt, dass ihr Stopfmeister Claude Makelele offenbar in die Jahre kommt. Dass Chelsea am Ende dank des späten Kontertors zum 1:2 von Didier Drogba nach einem 50-Meter-Pass von Joe Cole trotzdem gewann, ließ sich damit erklären, dass auf diesem Niveau nur Knock-out-Momente zählen statt durchgehende Überlegenheit. (…) Die Probleme, die zu Mourinhos Weggang führten, sind geblieben. Im Klub arbeiten zu viele gegen- statt miteinander.“

Die Höhepunkte aus Valencia–Chelsea (1:2) und Rosenborg–Schalke (0:2)

Das Establishment ein wenig aufgemischt

Roland Zorn (FAZ) besingt die Siege Piräus‘ (in Bremen), Marseilles (in Liverpool) und Glasgows (in Lyon und gegen Mailand) als freudige Abweichung von der Champions-League-Routine: „Frische Sieger, die ihr Glück noch aus vollem Herzen genießen, tun der Champions League gut. Bekannt routinierte Gewinner auf hohem Niveau sieht man in der frühen Phase der Champions League eh oft genug. Die jüngsten Triumphe der Außenseiter sind auch Wasser auf die Mühlen von Michel Platini, dem Präsidenten der Uefa. Platini will in Zukunft mehr Meister aus mehr europäischen Ländern in der Champions League mitspielen lassen. Ein Reformvorhaben für die Kleinen, das fürs große Ganze belebend wirken könnte. Die Vorboten der neuen Zeit waren am Dienstag und Mittwoch unterwegs. Sie haben das europäische Fußball-Establishment ein wenig aufgemischt und damit dem unvoreingenommenen Publikum Spaß gemacht.“

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