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Champions League

Erobert der englische Fußball die Welt – oder ist das Gegenteil der Fall?

Oliver Fritsch | Samstag, 15. März 2008 Kommentare deaktiviert für Erobert der englische Fußball die Welt – oder ist das Gegenteil der Fall?

Nach den Achtelfinals in Champions League und Uefa-Pokal differenziert Raphael Honigstein (SZ) das Urteil, die Premier League sei die stärkste Liga der Welt: „Wenn man die Ergebnisse im Uefa-Pokal in die Analyse einbezieht, kommt man zu dem Schluss, dass im Grunde nicht die Premier League den europäischen Wettbewerb dominiert, sondern die großen Vier vielmehr ihre Vorherrschaft in der heimischen Meisterschaft einfach auf den Kontinent ausgedehnt haben. Es spricht ja nicht unbedingt für die Wettbewerbsfähigkeit einer Liga, wenn sie zum fünften Mal in Serie dieselben vier Mannschaften in die Champions League schickt. Genau dieser Mangel an Fluktuation verschafft der Premier League jedoch im Vergleich zu den anderen Ligen einen zweiten, entscheidenden Vorteil: Während anderswo Emporkömmlinge wie Stuttgart, Real Sociedad, Lens oder Chievo internationales Lehrgeld zahlen und unter der Doppelbelastung leiden, sammeln die ‚Big Four’ Jahr für Jahr zusätzliche Millionen aus der Champions League, die ihren Status in Liga und Europa zementieren. Nichts ist erfolgsträchtiger als Erfolg.“

Die Ursachen für die Stärke Chelseas, Arsenals, Liverpools und Manchester Uniteds betrachtet Honigstein sehr skeptisch und versieht ihn mit Warnungen: „Die eigentliche Stärke der Premier League ist es, vier derart teure Spitzenvereine als Wirtschaftsstandort unterstützen zu können. Früher als alle anderen hat die englische Liga die Chancen auf dem internationalen Markt erkannt; ‚English Football’ hat sich als eine führende Marke der Unterhaltungsindustrie etabliert. Die größten Vereine ernten nun die Früchte der Globalisierung, aber der Preis für die Herrlichkeit ist kein kleiner: Chelsea ist auf Jahre hin den Launen von Eigentümer Roman Abramowitsch ausgeliefert. Arsenal kämpft gegen die feindliche Übernahme durch den russischen Milliardär Alischer Usmanow; United und Liverpool wurde von amerikanischen Investoren kassiert, die ihre Schulden auf den Klub abwälzten: Beide müssen große Teile des erwirtschaften Vermögens an die Eigentümer abtreten. Weil der englische Aufschwung auch auf dem Platz kaum noch mit Engländern verbunden ist – in den Achtelfinal-Rückspielen der Großen Vier kamen 13 Landsmänner zum Einsatz – muss sich selbst der Boulevard mit chauvinistischen Schlagzeilen zurückhalten. So ganz sicher ist man sich auf der Insel nämlich nicht: Erobert der englische Fußball die Welt – oder ist doch eher das Gegenteil der Fall?“

Im wöchentlichen Podcast des Guardians ist auch Honigstein Gast. Unter anderem erfahren wir von ihm das Gerücht, dass Barcelona an Manuel Neuer interessiert sei.

NZZ: Die phantastischen Vier – die Premier League setzt die Dominanz in Europas Klubfußball fort

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