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Bundesliga

Genügend Ansätze für Reformen

Oliver Fritsch | Dienstag, 6. Mai 2008 Kommentare deaktiviert für Genügend Ansätze für Reformen

Die Berliner Zeitung hält Bayern München für stark – und für stark defizitär / Auch sonst wenig lustvolle Gratulationen zur Meisterschaft

Das wird Uli Hoeneß nicht gerne lesen: Andreas Lesch (Berliner Zeitung) beschreibt das Dinosaurierhafte und den Erneuerungsbedarf Bayern Münchens: „Es scheint, als wäre der FC Bayern das ideale Projekt für den TÜV-geprüften Super-Erneuerer Klinsmann: Dieser Klub besitzt Potenzial, aber er leidet auch an einem Reformstau. Er hat einige gute Spieler, aber kein gutes Team. Er beschäftigt viele Akteure, die sich ihrem Leistungslimit seit Jahren nicht ernsthaft genähert haben. Er verfügt über kein Spielsystem, das unverwechselbar strukturiert ist und auch an schlechten Tagen trägt. Er kann, was Tempo, Technik und Spielstärke angeht, mit Europas Elite nicht mithalten. Zudem scheint der FC Bayern nicht gewillt zu sein, seine Defizite zu benennen – das aber wäre der erste Schritt zur Besserung. Klinsmann findet also, ähnlich wie einst vor seinem Amtsantritt als Bundestrainer, genügend Ansätze für Reformen. Er muss nicht lange rätseln, wo er aufräumen soll. Er muss seinem neuen Arbeitgeber klarmachen, dass der Kauf der Spitzenkräfte Luca Toni und Franck Ribéry eine gute Idee war, dass aber die wahren, tief gehenden Renovierungsarbeiten im Verein noch bevorstehen. Klinsmann muss dem FC Bayern, wenn er ihn voranbringen will, die Selbstzufriedenheit abgewöhnen und neuen Ehrgeiz antrainieren.“

Notarieller Akt

Bayern vollendet die Meisterschaft, und Roland Zorn (FAZ) zuckt mit den Schultern: „Jenseits des mit sich und seiner Welt nach dem blamablen Uefa-Pokal-Aus wieder zufriedenen Meisterfachbetriebs war der Jubel in der Meisterstadt München nicht gerade riesig. Dafür kam das 0:0 von Wolfsburg, erkämpft mit einer halben Ersatzmannschaft, einem notariellen Akt zu nah. Der Nachfolger des VfB Stuttgart thronte über die gesamte Saison vom ersten Spieltag an allein auf lichter Höhe. Mit zehn Punkten Vorsprung vor den drei letzten Saisonrunden sind die Bayern wieder einmal früh und uneinholbar davongezogen. Dabei erweckten sie manchmal sogar den Eindruck, sich gegen eine jederzeit mögliche Niederlage nicht mit letzter Kraft stemmen zu wollen. Dann hätten sie den Titelgewinn zur großen Party im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld aufgezäumt.“

Claudio Catuogno (SZ) findet’s spießig: „Es hat auch eine innere Logik, dass es in Wolfsburg geschah: Hier, in einem kleinen, piekfeinen Stadion mit gut erzogenen Fans, die sogar höflich applaudierten, als der VW-Chef Martin Winterkorn dem Gästetrainer Hitzfeld vor dem Spiel einen Abschiedsstrauß hinstreckte. Hier, wo der sympathische deutsche Umverteilungsbetrieb namens Bundesliga in der Mitte der Gesellschaft verankert ist – aber weit weg vom internationalen Spitzenfußball.“

SZ: Bilanz einer Saison: Der FC Bayern musste zur Meisterschaft den Umweg durch die Kälte nehmen
SZ: Klinsmann in München – Vorbereitung auf nächste Saison

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