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Bundesliga

Das Scheitern gehört zum Wesen dieses Klubs

Oliver Fritsch | Montag, 19. Mai 2008 Kommentare deaktiviert für Das Scheitern gehört zum Wesen dieses Klubs

34. Spieltag: Leiden mit Nürnberg, aber auch Kritik / Nervenstarke Bielefelder / Wolfsburgs Endspurt

Christian Kamp (FAZ) betrauert Nürnberg: „Das Scheitern gehört zum Wesen dieses Klubs wie zu keinem anderen im deutschen Fußball. Seit dem Abstieg 1969 als Meister schreibt der FCN fleißig weiter an seiner Geschichte der Kuriositäten mit – fast immer – traurigem Ausgang. Auch in diesem Jahr scheint es, als wären die Franken für einen Anflug von Hybris nach dem Pokalsieg hart bestraft worden. Als man die Gefahr so richtig erkannt hatte, war es womöglich schon zu spät. Auch wenn die Fans noch einmal nach Kräften Hans Meyer besangen, herrscht in Nürnberg inzwischen die Meinung, dass der ‚Club’ sich eher zu spät von ihm getrennt habe.“

Frank Hellmann (FR) kritisiert: „Wieder einmal zeigte sich, dass die Mannschaft ungeachtet ihrer spielerischen Klasse zu lieb und zu brav auftritt: untauglich für den Abstiegskampf. Der verklärte Pokaltriumph, das zu lange Festhalten an Trainer Meyer, das übertriebene Vertrauen in Torwart Jaromir Blazek, die fatale Selbstüberschätzung aller Beteiligten – die Ursachen des Nürnberger Absturzes sind vielschichtig. Immerhin hält der Klub an Thomas von Heesen und Manager Martin Bader fest. Vielleicht, weil die Vereinsführung keine alternativen Vision hatte. Im Ergebnis aber sicher das Beste, was sie in dieser Situation tun konnte. Mit der Entlassung der beiden wäre der Club nämlich endgültig wieder im Chaos angelangt.“

Nervenstärke

Roland Zorn (FAZ) macht Arminia Bielefelds Klassenerhalt an der Gelassenheit ihres Trainers fest: „Michael Frontzeck lebte die Nervenstärke vor, die am Ende vor allem gefragt war, und die Spieler, eine No-Name-Truppe, begriffen nach holprigem Start in die Rückrunde rasch. Sowieso seit Jahren gewöhnt an Hängepartien am Rande des Abgrunds, belegten die Ostwestfalen eine Woche nach der Rettung von Energie Cottbus, wohin echter Teamgeist führen kann: zu Zielen, die anderswo selbstverständlich beansprucht werden und in Vereinen wie Bielefeld und Cottbus Jahr für Jahr mit existentiellen Kraftakten erkämpft werden müssen.“

Die Verhältnisse stimmen

Peter Unfried (taz) würdigt Wolfsburgs Erfolg und die Arbeit des Trainers: „Sicher hat die Saison mit dem Aufstieg der so genannten Geldklubs Wolfsburg und Hoffenheim, sowie der für 75 Millionen Euro gekauften Wiederherstellung der Verhältnisse durch den FC Bayern für Romantiker oder Marxisten kein utopisches Moment parat gehabt. Trotzdem greift die populistische Formel ‚Geld schießt Tore’ zu kurz. Geld schießt dann Tore, wenn die Verhältnisse stimmen, zum Beispiel wenn große Trainer wie Ottmar Hitzfeld oder Ralf Rangnick das teure und qualifizierte Personal anleiten. Das gilt zu diesem Zeitpunkt auch für Felix Magath.“

Freddie Röckenhaus (SZ) fügt hinzu: „Von zuletzt zweimal Rang 15 (unter Klaus Augenthaler) hoch auf Rang 5 – einen größeren Sprung hat kein Klub in diesem Jahr gemacht. Wer verstehen will, wie Magath das gelang, musste sich bloß die Startelf anschauen: Marcelinho war der einzige Spieler, der bereits in der vorigen Saison für Wolfsburg zum Einsatz kam. Drum herum: lauter talentierte (und mehr oder weniger profilierte) Nationalspieler. Achtzehn neue Profis hat Magath verpflichtet, für 30 Millionen Euro, die ihm der Großsponsor und Klubeigner VW zur Verfügung gestellt hat – eine Summe, bei der die meisten Konkurrenten neidvoll erblassen. Der ehemalige Bayern-Trainer hat sie sachkundig angelegt: 34 Punkte holte der VfL alleine seit der Jahreswende, als der zu Saisonbeginn umgekrempelte Kader immer besser zu funktionieren begann. Rang 5 bedeutet die beste Platzierung der elfjährigen Bundesliga-Geschichte. In Dortmund kam allerdings neben einem beherzten eigenen Auftritt auch die Schwäche des Gegners hinzu.“

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