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Bundesliga

Münchner Zukunftsfußball

Oliver Fritsch | Dienstag, 2. September 2008 Kommentare deaktiviert für Münchner Zukunftsfußball

3. Spieltag, Teil 2: Im Sturm 4:1 gegen Hertha – Befreiungsschlag für Jürgen Klinsmann

Jürgen Klinsmann, dem bereits nach zwei Unentschieden gegen Hamburg und Dortmund (eigentlich schon vorher) Zweifel entgegenschlug, hat sich mit dem 4:1 gegen Hertha fürs erste Luft verschafft. Besonders die Art des Siegs überzeugt die Kommentatoren, Moritz Kielbassa (SZ) entdeckt in der Mannschaft den Trainer und im Trainer den Stürmer: „Härtere Prüfungen werden zweifellos kommen, dennoch erhielten die Fans diesmal ein klares Bild, wie sich Klinsmann den Münchner Zukunftsfußball vorstellt: offensiv, flott, dominant und angstfrei zupackend. Fußballmannschaften, sagt man, bilden den Charakter ihrer Trainer ab. Die Charakterstudie der neuen Bayern scheint diese Weisheit zu stützen. Der gelernte Torjäger Klinsmann wirft aus angeborener Überzeugung die Tormaschine an, notfalls auf Kosten defensiver Verluste.“

Jörg Hanau (FR) hingegen führt den Sieg auf ein überraschendes Zurück-zu-den-Wurzeln in der Abwehr zurück: „Es war ein Sieg des Systems. Eines längst veralteten. In Zeiten allgemeiner Viererkettenverherrlichung überraschte der Visionär mit einer taktischen Variante, die allenfalls zu Zeiten eines Franz Beckenbauers innovative Züge trug. Die Idee war so alt, dass sie schon wieder modern war: Klinsmann setzte auf die Dreierkette: Lucio, Martin Demichelis, Daniel van Buyten – die neue Bullenparade in der Abwehr des FCB. Kraftvoll und furchteinflößend – vor allem aber sicher und undurchlässig.“

Der bayerische Patient

Ein nahrhaftes Thema für die Presse ist natürlich die Solidaritätsaktion Bastian Schweinsteigers und Luca Tonis an Miroslav Klose. Sie überließen ihm den Elfmeter zum 4:0 (übrigens nicht den zum 3:0). Hanau seufzt: „Zu guter Letzt blieb auch noch Zeit, Klose aus seinem ganz persönlichen Jammertal zu ziehen. Der Torjäger a. D. erzielte aus elf Metern sein erstes Bundesligator seit sechs Monaten. Ein Akt kollegialer Größe, aber auch des Mitleids. Wichtiger als der eigene Erfolg war in diesem Augenblick die Aktion Sorgenkind. Wenn das nicht Liebe ist.“

„Der bayerische Patient wird seinen Frust los“, fügt Elisabeth Schlammerl (FAZ) hinzu und erkennt melancholische Züge: „Nur Klose war nie mittendrin im Münchner Jubel, obwohl er viel rannte und rackerte, um zu rechtfertigen, dass Klinsmann wieder ihn und nicht den zuletzt auffälligeren Lukas Podolski hatte spielen lassen.“

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