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Bundesliga

Ein Fettnäpfchen nach dem anderen

Oliver Fritsch | Mittwoch, 5. November 2008 Kommentare deaktiviert für Ein Fettnäpfchen nach dem anderen

Jörg Hanau (FR) krallt sich Jürgen Klinsmann obwohl die Bayern in letzter Zeit wieder gewinnen: „Als Visionär im Sommer in München empfangen, um seine ganz eigene Philosophie des Fußballs zu vermitteln, trat der Jungvereinstrainer mit dem überhöhten Anspruch, den Fußball in München neu zu definieren, in ein sportliches Fettnäpfchen nach dem anderen.“ Dass Klinsmann jüngst gegen Bielefeld mit einem Stürmer antrat, bezeichnet Hanau als „Plan, der mehr dem Wunsch nach einer eigenen Handschrift geschuldet schien als den Notwendigkeiten“. Dass Klinsmann das Spiel letztlich gewonnen hat, weil er in der Halbzeit auf das alte System umstellte, sich also dem Prinzip „Rückkehr zu Bewährtem“ gleich Rückkehr zum Erfolg beugen muss, lässt Hanau grinsen: „Das mag Klinsmann insgeheim wurmen.“

Klinsmann ist absolut anders

In einem offenen Interview mit der SZ gibt Zé Roberto Auskunft über Stärken und Schwächen Klinsmanns. Und es dürfte auch ein Signal an die Medienwelt und vor allem an die Konkurrenz der Sport Bild sein, die der Klub derzeit boykottiert: Mit dem FCB des Jürgen Klinsmann kann mann offen reden.

Über die Menschenführung Klinsmanns schwärmt Zé Roberto, ein wenig im Vergleich mit dessen Vorgänger, besonders im Kontrast zu Klinsmanns Vorvorgänger: „Bei Klinsmann ist es ähnlich wie bei Hitzfeld, auch er respektiert die Spieler. (…) Jetzt sind wir noch freier, die Spieler können zum Trainer gehen und fragen. Egal welche – jede Frage ist möglich. Felix Magath war ja mehr wie eine Säule, und so offen wie Klinsmann war auch Hitzfeld nicht. Heute sind die offenen Typen bevorzugt. In Brasilien gibt es davon wenige. In Deutschland war Klaus Toppmöller so ein Typ.“

Über Klinsmanns Fähigkeit, Fußballer zu motivieren, lässt Zé Roberto Bestes von sich: „Wir haben im Training mehr Spaß, es ist moderner, und vorm Spiel ist er in der Kabine immer sehr positiv. Er spricht die Spieler besser an; Er ist ein Trainer, der eine andere Arbeitsphilosophie hat, und die ist sehr gut für die Spieler. Klinsmann ist absolut anders als das, was wir vorher gewohnt waren.“

Doch auch über die anfänglichen Schwächen Klinsmanns darf sich Zé Roberto auslassen: „Jeder weiß doch, dass Klinsmann ein neuer Trainer ist, er hat nicht so viel Erfahrung – also muss er doch viel schauen und probieren. Wie bei der WM, wo er vorher in Freundschaftsspielen experimentierte, aber später im Turnier mit dem alten System spielte. Hier bei uns ist es fast das Gleiche gewesen.“ Das ist eine außerordentliche Formulierung, die die Pressestelle der Bayern da durchgehen lässt, denn sie bezeugt Klinsmanns forsche Naivität zu Beginn seiner Arbeit in München. Zumal Zé Roberto am Ende die Kritiker Klinsmanns bestätigt, die ihm nachweisen, dass er mit der alten Hitzfeld-Taktik erfolgreicher sei: „Gut dass die Zeit der Experimente vorbei ist.“

Das Interview kann man auch als geschickte, weil wohlwollend formulierte, Aufforderung an Klinsmann lesen, es gut sein zu lassen mit neuen Sachen. Geschickt auch, weil sie mal nicht von Rummenigge oder Beckenbauer kommt.

Wir müssen uns vorwerfen, dass wir das nicht erkannt haben

Gute Idee von Jan Christian Müller (FR), sich beim VfB Stuttgart mal umzuhören, was man dort darüber denkt, dass einige Ehemalige gerade dazu beitragen, dass Hoffenheim gen Himmel stürmt: Andreas Beck, Tobias Weis, Marvin Compper und Matthias Jaissle – während Stuttgart in den letzten fünfzehn Monaten viel Geld für Spieler ausgegeben hat, die nicht viel bringen: Ewerthon, Marica, Bastürk, Simak, Schäfer. VfB-Manager Horst Heldt wird offenherzig zitiert: „Weis hat sich super entwickelt, wir müssen uns vorwerfen, dass wir das nicht erkannt haben.“ Der Text leidet aber unter einem schlampigen Titel (zumindest online): „Und tschüss“.

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