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Bundesliga

Rummenigge und Hoeneß im Rücken

Oliver Fritsch | Freitag, 6. Februar 2009 Kommentare deaktiviert für Rummenigge und Hoeneß im Rücken

Jürgen Klinsmann arbeitet nicht in dem Stil, den er angekündigt hat – auf Druck von seinen Vorgesetzten? / Klinsmann und Bayern-Fans – Liebe wird das nie / David Beckhams Wiedergeburt als Fußballer / WM-Doppelbewerbung der Fifa

Michael Neudecker (Berliner Zeitung) greift nochmals Toni Kroos’ Wechsel von München nach Leverkusen auf und stellt erstaunlicherweise nicht nur Jürgen Klinsmanns Reform, sondern auch seine Autonomie in Frage: „Auch mit Klinsmann fehlt den Bayern der Mut, auf Talente zu setzen. Das war schon unter Magath so, noch weitaus ausgeprägter war es unter Hitzfeld – und es hat sich mit Klinsmann nicht geändert. Klinsmann hatte mit seiner Art und seinen Sonnyboy-Sätzen zwar anfangs das Gefühl erzeugt, er würde den Verein umkrempeln. Davon aber war und ist intern nur wenig zu spüren. Wie auch? Klinsmanns Konzentration muss vordergründig auf dem Alltag des Profigeschäfts liegen, zumal er mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zwei Konservative im Rücken spürt, die ihm weniger Handlungsspielraum lassen als anfangs angekündigt.“

Bei der Gelegenheit reiche ich ein drei Wochen altes Fundstück nach. Werner Simmerl (64), Fanrat-Mitglied beim FC Bayern, hat der SZ (auch bei den 11 Freunden) verraten, was Bayern-Fans von ihrem Trainer halten. Menschlich. Rückblickend sagt er: „Auf Jürgen Klinsmann wäre ich nie im Leben gekommen. Ich und alle meine Freunde haben gesagt: Ja, um Gottes Willen. Alle haben die Hände über den Kopf zusammengeschlagen. Aber was sollten wir machen, wir hatten ihn dann.“

Weiter geht’s mit im offenherzig geringschätzigen Ton: „Es ist noch kein Trainer mit solchen Argusaugen beobachtet worden wie der J.K.“ Simmerl kann sich nicht vorstellen, dass aus dem Verhältnis der Fans zum Trainer mal Liebe wird: „Ich glaube, dass Jürgen Klinsmann noch nicht in den Herzen der Fans angekommen ist. Es musste wohl noch nie ein Trainer so dringend Meister werden, wie Jürgen Klinsmann. Dann schafft er es vielleicht. Sollten wieder drei, vier schlechte Spiele kommen, werden sofort die Klinsmann-raus-Rufe wieder folgen.“

Eine Watschn hat er auch für die VIPs der Münchner Arena parat. „Viele der Besucher dort werden von Firmen eingeladen und wissen kaum, wer da spielt. Die Frauen schauen nur, ob die Spielerfrauen den passenden Hut zur Tasche tragen. Die kommen auch zehn Minuten zu spät, weil sie in der Loge noch was essen müssen.“

Wundersame Wiedergeburt

Kehrt David Beckham dauerhaft in den Spitzenfußball zurück? Zunächst von L.A. ausgeliehen, bittet er nun seinen Arbeitgeber darum, ihn nach Mailand zu transferieren. Seine sportliche Leistung spricht sogar dafür, in den jüngsten Wochen hat er maßgeblich zum Erfolg beigetragen. Tom Mustroph (taz) berichtet, dass Beckham die skeptischen Italiener überzeugt habe: „David Beckham ist, mal wieder, eine wundersame Wiedergeburt gelungen. Er ist aus den hauswandgroßen Werbefotografien herausgestiegen, hat seine Muskulatur erwärmt, die Stutzen hochgezogen und ist wieder zu einem Fußballer geworden, der Spiele entscheiden kann. Er zeigt, dass über er einen goldenen Fuß, ein kämpferisches Herz und einen klugen Kopf verfügt. Nach anfänglichem Spott hat er sich inzwischen Respekt erobert.“

Kassierer

Jens Weinreich munkelt über die Entscheidung der Fifa, zwei Weltmeisterschaften zeitgleich auszuschreiben: „Offiziell behauptet die Fifa, durch die gekoppelte Vergabe lasse sich mehr Geld von TV-Sendern und Sponsoren erlösen – dies allein sei der Grund. Dafür haben Insider des Fifa-Imperiums nur ein müdes Lächeln übrig. Notorische Kassierer in Blatters Reich dürften von einer Doppelbewerbung reichlich, um nicht zu sagen: doppelt profitieren. Aus gewöhnlich gut informierten (Ironiesmiley) Fifa-Kreisen verlautet übrigens, weder Jack Warner noch sein Kompagnon Chuck Blazer (Exekutivmitglied aus den USA) hätten den Ethik-Code des Verbandes unterschrieben.“

Jens Lehmann führt gerade einen Gerichtsstreit, in dem es um Persönlichkeitsrechte geht. Seine Anwälte haben ihn im Prozess als „den populärsten und beliebtesten Fußballer in Deutschland“ vorgestellt. Der NZZ entnehmen wir, dass „der fußballkundige Vorsitzende Richter Frowin Kurth daraufhin fragte: ‚Was der Herr Ballack oder die vielen Bayern-Fans dazu wohl sagen würden?’“

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