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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Deutsche Elf

Choreograph Löw, Kloses Leistungsexplosion und frische Gesichter

Kai Butterweck | Donnerstag, 10. Juni 2010 1 Kommentar

Der Exzentriker Joachim Löw ist plötzlich erleichtert, das Durchschnittsalter der deutschen Elf hat Vor- und Nachteile

Kurz vor Beginn der WM beschäftigt sich Philipp Selldorf (sueddeutsche.de) eingehend mit Bundestrainer Joachim Löw: „Er muss es niemandem mehr recht machen – außer sich selbst.“ Er empfinde den Teamchef schon seit Wochen als grenzenlosen Enthusiasten: „Ihm in der ersten Woche der Turniervorbereitung bei der Trainingsarbeit zuzuschauen, war ein Vergnügen. Man sah einen glücklichen Menschen. Löw bewegte sich innerhalb seines Ensembles, das er im Flachpass, in der Einleitung des Flankenlaufs und anderen Grundlagen des Fußballs lehrte, wie der Choreograph eines Tanztheaters.“ Was man in den letzten Tagen an ihm wahrnehme, sei „seine beinahe unverfrorene Entspanntheit und eine in dieser Branche ungewöhnliche Unabhängigkeit, mit der er sich über alle Zwänge und Rituale des Fußballgeschäfts hinwegsetzt. Von Fall zu Fall wirken seine sportlichen Urteile bis zur Exzentrik eigensinnig, manchmal auch stur, aber Löw kann sich das leisten.“

Auch Matti Lieske (Berliner Zeitung) widmet sich dem Teamchef. Er gehe davon aus, dass die Entscheidung, wer beim Spiel gegen Australien im Sturm aufläuft, aufgrund von „ausführlichen Elogen über die positive Entwicklung von Miroslav Klose in den vergangenen Tagen“ gefallen sei. Für Löw sei die Beobachtung der Leistungsexplosion von Klose im Training ein Befreiungsschlag gewesen: „Die Erleichterung über die positive Entwicklung bei seinem größten Sorgenkindes war Joachim Löw deutlich anzumerken. Miroslav Klose war schließlich neben Michael Ballack der Fels, auf den er stets gebaut hatte, seit Beginn seiner Amtszeit vor fast vier Jahren, auch in Phasen, in denen es für den Spieler im Verein keineswegs optimal lief.“

Notgemeinschaft für Südafrika

Michael Horeni (FAZ) analysiert Stärken und Schwächen des jüngsten deutschen Teams seit 1934: „Nach dem Ausfall des Routiniers Ballack beträgt der Altersdurchschnitt weniger als 25 Jahre. Der Mangel an Erfahrung ist auch eine Chance.“ Er sehe „überall junge, frische und unverbrauchte Gesichter. Junge Profis mit ihren ganz eigenen Geschichten, mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund, gesegnet mit großem Talent und Ehrgeiz, von Hoffnungen und Träumen getrieben, die man noch nicht so ganz genau kennt.“ Dennoch stelle er fest, dass „der neuen Generation fehlt, wie die Betroffenheit und Ratlosigkeit nach Ballacks Ausfall dokumentierte, was für ein junges Team eigentlich als unverzichtbar gilt: Vertrauen. In Südafrika muss eine Notgemeinschaft ran, die Vertrauen nicht übertragen bekam, sondern es sich auf den letzten Drücker selbst erkämpfen musste. Aber sie fühlen sich nicht als Nothelfer, sie sehen nur ihre Chancen.“

Jörg Hanau (FR) hat die ganzen Diskussionen um Nominierungen, Testspiele und Hiobsbotschaften allmählich satt und wünscht sich nur noch eins: „Fangt endlich an zu kicken! Die Agenturen müllen uns seit Tagen mit Meldungen zu. So erfahren wir, ob wir nun wollen oder nicht, dass etwa die Kommunikation im deutschen Luxusquartier nahe Pretoria gestört ist. Kein Anschluss unter diese Nummer heißt es für die Herren Nationalkicker und ihre eigens angeschafften südafrikanischen Handys. Wen das interessiert? Uns nicht. Die armen Kollegen. Im Grunde können sie einem nur leidtun. Zu Tausenden sitzen Journalisten aus fünf Kontinenten im südlichen Afrika – und nichts passiert. Es herrscht seit Tagen latente Nachrichtenarmut. Fangt endlich an zu kicken! Endlich Fußball, endlich Tore, endlich ein Thema für eine Glosse. Noch einmal schlafen, dann geht´s los. Endlich.“

Kommentare

1 Kommentar zu “Choreograph Löw, Kloses Leistungsexplosion und frische Gesichter”

  1. Lena
    Freitag, 11. Juni 2010 um 09:30

    Eine Ergänzung:

    „Not because you can write them off, but because Germany actually have a rather talented first XI. Worldwide superstars won’t be found in this side, especially with the loss of captain Michael Ballack, but in Toni Kroos, Mesut Ozil and Sami Khedira they have some technically superb youngsters that have made a real impact in the Bundesliga – and are exactly the sort of players that often emerge from nowhere to take the tournament by storm.“

    „Conclusion

    Germany are depending on some talented youngsters who have little international experience and are completely unused to playing with each other. The most established partnership in the side is Klose-Podolski, and yet those two are hardly playing with confidence at the moment. Schweinsteiger is playing in what is still a relatively new role, Kroos, Khedira and Ozil all have under ten caps, and the defence is far from settled.

    So whereas we’re used to German sides being experienced, boring, and effective, we are now faced with one that is young, exciting and unpredictable. Atypical Germans.“
    Quelle: zonalmarking.net

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