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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

WM 2010

Nachlassende Spannkraft oder wahre Größe?

Kai Butterweck | Donnerstag, 10. Juni 2010 6 Kommentare

Italien reist mit einer mehr als erfahrenen Mannschaft nach Südafrika, Trainer Lippi rechtfertigt seinen Kader vehement

Italien ist für Thomas Badtke (n-tv.de) einer der ganz heißen Titelaspiranten, nicht zuletzt aufgrund von „taktischem Geschick, Routine und Buffon“.Es ist nämlich so: Die ganze Welt außerhalb des Stiefels verachtet die Art, wie Italien Fußball spielt. Spricht abschätzig von Catenaccio, Riegel, Spiel-Zerstörern. Elende Kleingeister! Man muss das Spiel hinter dem Spiel erkennen, gewissermaßen zwischen den Pässen lesen, um die taktischen Winkelzüge, die kaltschnäuzige Ergebnisorientiertheit des Calcio genießen zu können. Das verlangt – zugegebenermaßen – ein bisschen Grips und vor allem einen starken Willen. Zu wissen, man kann den Gegner 3:0 oder 4:0 schlagen, düpieren, demütigen – und sich dann dennoch darauf zu beschränken, ein simples, unkompliziertes 1:0 mit Mann und Maus zu verteidigen, um den Gegner nicht zu brüskieren. DAS ist wahre Größe! Punkt. Aus. Basta.“

Nachlassende Spannkraft in der Squadra Azzura

Christoph Dieckmann (Zeit Online) schätzt die Stiefelkicker hingegen etwas anders ein: „Zehn Weltmeister von 2006 reisen nach Südafrika. Milans Strategen Pirlo, Zambrotta, Gattuso sind in die Jahre gekommen und müssen nachlassende Spannkraft immer öfter durch Routine kompensieren. Abwehrchef Cannavaro, nun 36, spielte mit seinen Juventus-Kollegen Grosso, Iaquinta, Camoranesi eine schaurige Saison, die auch Italiens Torwartdenkmal Buffon nicht unbeschädigt ließ.“ Dennoch müsse man die Italiener immer auf der Rechnung haben: „Eine englische Fußballwarnung lautet: `You can never write the Germans off!` Dasselbe gilt für Italien. Wie die Deutschen sind auch die Italiener WM-Stammgast – immer gut für den Titel, dabei selten brillant zu Beginn des Turniers.“

In der Corriere dello Sport distanziert sich Marcello Lippi von den Vorwürfen, er habe zu viele talentierte Spieler zu Hause gelassen. „Kein Ausnahmespieler, der womöglich einen Unterschied machen und uns somit einen erfolgreicheren Lauf des Turniers bescheren könnte, ist Zuhause geblieben.“ Des Weiteren wehrt sich der 62-jährige Weltmeistertrainer gegen die allgemeine Kritik, zu sehr auf die alte Garde zu setzen: „Zu viele erfahrene Spieler ? Wir haben gerade mal neun Weltmeister im Kader. Es ist mir keine Mannschaft bekannt, die Weltmeister wurde und im darauffolgenden Turnier keinen Akteur mehr aus dem Weltmeisterteam in den Kader berufen hat“.

Übersetzung: Michele Busiello

Kommentare

6 Kommentare zu “Nachlassende Spannkraft oder wahre Größe?”

  1. Heinz Gründel lebt
    Donnerstag, 10. Juni 2010 um 12:18

    Es ist vermutich nett gemeint, dass die zitierten Medien auf dem if in letzter um alle möglichen Spartenschreiber wie http://www.ntv erweitert wurden – aber dieser Blog hier zeigt, dass es meistens nur nervt: Die zitierten zwei deutschen Beiträgen ergießen sich ausschließlich in den Klischees über den italienischen Fußball von Schreibern, die vermutlich kein einziges Spiel der italienischen Mannschaft seit der EM 2008 gesehen haben. Auch die Sprache der Beiträge hat nichts Originelles.
    Die Stärke des if war es immer, die wirklich besonderen Texte herauszufiltern. Hoffentlich schafft ihr das weiterhin!

  2. Kai Butterweck
    Donnerstag, 10. Juni 2010 um 12:30

    Vielen Dank für den Anreiz. Meiner Meinung nach beinhaltet gerade der erste Beitrag ein hohes Maß an Spitzzüngigkeit. Aber das liegt natürlich im subjektiven Auge des Betrachters.

  3. Oliver Fritsch
    Donnerstag, 10. Juni 2010 um 13:07

    Kritik am Inhalt ist das eine, Heinz Gründel. Aber Christoph Dieckmann ist einer der besten Autoren der „Zeit“ (für die ich arbeite). Die Kritik an der Quellenauswahl kann ich nicht teilen.

  4. Heinz Gründel lebt
    Donnerstag, 10. Juni 2010 um 15:30

    Entschuldigung falls ich jemanden verletzt habe. Wollte meine Kritik eigentlich recht charmant darlegen. Aber vermutlich kann ich das nicht. Der Zeit-Schreiber mag ein Gigant sein (ich kenne ihn nicht), aber in diesem Text legt er das wirklich nicht nahe. Darf ich zitieren:
    „Dasselbe gilt für Italien. Wie die Deutschen sind auch die Italiener WM-Stammgast – immer gut für den Titel, dabei selten brillant zu Beginn des Turniers.“
    Wow! Welche Erkenntnis. Und das ist alles, was mir ein Fachmann des italienischen Fußballs zu sagen hat?!

  5. Oliver Fritsch
    Donnerstag, 10. Juni 2010 um 17:06

    Ich glaube, veretzt ist niemand. Ich sag ja, inhaltlich kann ich die Kritik verstehen, zumindest gutheißen.

    Dieckmann ist auch Kolumnist der 11 Freunde, oder?

  6. Johan Petersen
    Donnerstag, 10. Juni 2010 um 18:06

    Heinz Gründel lebt und hat Recht. Das letzte, was ich in einem Porträt einer Mannschaft lesen will: wie viele Weltmeisterschaften der Autor des Porträts schon gesehen hat.

    Ein öder Text ohne jegliche Einsichten. Es wird Zeit, dass der Ball endlich rollt.

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