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Bundesliga

Angst vor dem Derby

Jens Behler | Dienstag, 24. August 2010 1 Kommentar

Nach dem Angriff von HSV-Hooligans auf St.-Pauli-Anhänger steht nun bereits das Mitte September stattfindende Derby am Millerntor im Blickpunkt

Jan Kahlcke (taz.de) weiß um den unglücklichen Zeitpunkt der Hooligan-Attacke: „Besondere Brisanz hat der Vorfall, weil in vier Wochen am Millerntor das erste Hamburger Lokalderby seit acht Jahren ansteht. Nachdem die langjährige Rivalität der beiden Vereine durch St. Paulis Abstiege an Schärfe verloren hatte, waren ihre Fans zuletzt nur in Auseinandersetzungen mit Anhängern anderer Clubs verwickelt. Nun gilt das Derby in der Bundesliga als Risikospiel. Schon seit Wochen beraten beide Clubs darüber, wie man Gewalt verhindern kann. Es wird befürchtet, dass der Vorfall vom Samstag zu einer Eskalation beitragen könnte.“ Der Überfall wirft auch die Frage auf, wo das Derby überhaupt stattfinden soll: „Sind An-und Abreise zum Millerntorstadion in den engen Straßen St. Paulis überhaupt zu schützen? Oder wäre eine Verlegung ins HSV-Stadion im Volkspark für die St. Pauli-Fans nur noch gefährlicher, weil sie auf den langen Fußwegen zum Stadion quasi auf dem Präsentierteller für mögliche Angreifer lägen?“

Julien Wolff fragt auf Welt Online, ob der Hansestadt nun ein Fankrieg bevorsteht: „Vergessen aber waren bis zum Wochenende die Zeiten der Gewalt, als 1998 drei „Supporters“-Mitglieder auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof St. Pauli-Spieler angegriffen hatten. Auch jetzt will niemand wegen einiger Unbelehrbarer Panik machen. Jeder aber weiß, dass es auf beiden Seiten gewaltbereite Gruppierungen gibt. Die Angst vor weiteren Übergriffen geht um. Kenner der Fanszene befürchten einen Racheakt der St. Paulianer. Anhänger beider Klubs berichten, dass die Atmosphäre seit dem Aufstieg der Braun-Weißen im Mai Wochen aggressiver geworden ist.“

Frank Heike (Tagesspiegel) versucht sich an einer Erklärung für die Vorkommnisse in der Nacht auf Sonntag und meint, einen Unterschied in der Abneigung der einzelnen Fangruppen erkannt zu haben: „St.-Paulis-Fans machen sich über den Hamburger SV als Kommerzklub lustig und ignorieren ihn, während die Abneigung vieler HSV-Fans gegen den Verein vom Kiez tief sitzt und sich eher dumpf äußert. Jahrelang war es für sie ein Leichtes, auf die Konkurrenz herabzuschauen, spielte der FC doch ein oder zwei Klassen tiefer und überbot sich in Misswirtschaft. Doch mit dem Aufstieg, dem neuen Stadion und der bestaunten Offensiv-Spielweise des FC St. Pauli scheint der Klub nun wieder besser als Feindbild zu taugen.“

Am liebsten weit weg vom Stadion

Mike Glindmeier (SpOn) nimmt den Überfall als Anlass, einen allgemeinen Blick auf die steigende Fangewalt im Fußball zu werfen, die immer öfter abseits des Platzes stattfindet: „Bei der neuerlichen Verschärfung der Gewalt durch Fußball-Anhänger handelt es sich keineswegs um ein reines Hamburger Phänomen. Immer öfter kam es in der jüngsten Vergangenheit zu Übergriffen fernab der Fußballstadien. Als unrühmlicher Vorreiter gelten die Anhänger der beiden verfeindeten Leipziger Clubs FC Sachsen und 1. FC Lok. Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren Fans auf offener Straße attackiert und verletzt. Trauriger Höhepunkt war der bewaffnete Überfall 2007 auf eine Weihnachstfeier im Vereinsheim des FC Sachsen.“

Kommentare

1 Kommentar zu “Angst vor dem Derby”

  1. Schuli
    Dienstag, 24. August 2010 um 20:40
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