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Bundesliga

Fehlender Respekt, zu offensive Einkaufspolitik und scharrende Hufen

Kai Butterweck | Dienstag, 31. August 2010 Kommentare deaktiviert für Fehlender Respekt, zu offensive Einkaufspolitik und scharrende Hufen

Die Presse über rekordverdächtig schlechte Abwehrreihen, glänzend aufspielende Gladbacher Fohlen und die derzeitigen Überraschungs-Topteams der Liga

Andreas Rüttenauer (taz) bilanziert die ersten beiden Spieltage folgendermaßen: „Kaiserslautern, Hoffenheim, Mainz – drei Mannschaften stehen an der Spitze der Tabelle, die da eigentlich nichts verloren haben. Ein längst abgehalfterter und gerade noch nicht vergessener Traditionsklub, ein mit Privatmillionen gepäppelter Emporkömmling und ein selbst ernannter Karnevalsverein. In Deutschland hat das Tradition. Da gibt es sogar am Ende einer Saison noch Sensationen und wahrhafte Überraschungsmeister. Auch ein Klub wie der VfB Stuttgart darf mal Meister werden oder der VfL Wolfsburg. Und eine Mannschaft, die oben mitspielt, kann im Jahr darauf absteigen, siehe Hertha BSC – bei Schalke weiß man es ja noch nicht. Anders als in anderen Ligen, in denen die Tabellenspitze seit Jahren zementiert ist, gibt es in Deutschland das Bewusstsein, dass es nicht verboten ist, auch einmal eine große Mannschaft zu schlagen. Und auch wenn sie es an der Säbener Straße nicht so gern hören: Der FC Bayern wird im Schnitt nicht einmal jede zweite Saison Deutscher Meister.“

Am Anfang geht es immer drunter und drüber

Fabian Jonas (11 Freunde) prophezeit demnächst wieder standesgemäße Verhältnisse und Ergebnisse: „Bayern verliert auf dem Betzenberg. Gut, so was kommt vor. Wolfsburg vergeigt eine 3:0-Führung im eigenen Stadion und verliert 3:4 gegen Mainz. Das kommt eigentlich schon nicht mehr vor. Leverkusen verliert zu Hause 3:6 gegen Gladbach. Hallo? 3:6? Und Zlatan Ibrahimovic lässt sich, ein Jahr nachdem er für 50 Millionen Euro plus Samuel Eto’o von Inter zu Barcelona gewechselt ist, zum AC Mailand ausleihen und nächstes Jahr für 24 Millionen Euro kaufen. Fußball, willst du uns verarschen? Nach so einem Wochenende muss man ja schon froh sein, dass man nicht hauptberuflich auf Spiele wettet oder für die Bilanzen italienischer Fußballklubs verantwortlich ist, sondern nur im privaten Kreis in Tipprunden gegen Leute abschmiert, die absolut keine Ahnung von Fußball haben. Der Reiz einer jeden neuen Saison besteht ja darin, dass es am Anfang immer drüber und drunter geht, bis sich die Verhältnisse wieder relativieren. Bayern auch schlechte Spiele also wieder 1:0 gewinnt, Gladbach und Mainz nach unten rutschen, Stuttgart einen neuen Trainer bekommt und Ruud van Nistelrooy keine Bälle mehr. 3:6? Danke, Fußball!“

Nach Ansicht von Patrick Krull (Welt Online) trägt die Vernachlässigung der Abwehr Mitschuld an der Torflut der ersten beiden Spieltage: „Die Bestandsaufnahme nach zwei Spieltagen zeigt, dass die Abwehrreihen so viele Tore zuließen wie seit 24 Jahren nicht mehr. 67 Mal mussten die Torhüter der Liga bereits hinter sich greifen, allein am vergangenen Wochenende kassierten sie 39 Treffer – im Schnitt also 4,33 pro Partie. Erstmals in der Bundesliga-Geschichte gab es an einem Spieltag sieben Auswärtssiege. Was die Fans verzückt und von der herrlich verrückten Bundesliga schwärmen lässt, bringt die Trainer in Rage. Oder wie beim 1. FC Köln in arge Bedrängnis.“

Hoffnung auf Fohlen-Renaissance

Richard Leipold (FAZ.net) schwärmt immer noch vom spektakulären Auftritt der Gladbacher: „Sternstunden wie in Leverkusen wecken unter alten und jungen Borussen die Hoffnung, Frontzeck könnte zum Piloten einer Zeitmaschine werden, die den Klub zurück in die Zukunft, ins Zeitalter der ‚Fohlen‘ lenkt, an das besonders ältere Fußball-Romantiker sich voller Wehmut erinnern. Die Partie in Leverkusen weckt Hoffnung auf Konterfußball wie zu Zeiten der ersten und zweiten Fohlengeneration aus den siebziger und den frühen achtziger Jahren. Neben Patrick Hermann steht auch Marco Reus als Newcomer unter Frontzeck für diese Renaissance. Tobias Levels, der rechte Verteidiger ist mit 23 Jahren ein erfahrener, aber immer noch junger Borusse mit Stallgeruch; er ist seit elf Jahren im Klub. Diese Personalien und Perspektiven gefallen den Fans wesentlich besser als die vagen, oft enttäuschten Hoffnungen, die sie mit namhaften Zukäufen wie Elber, Ziege oder Insua verknüpft hatten.“

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