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Deutsche Elf

Auf zur EURO

Matthias Nedoklan | Mittwoch, 13. Oktober 2010 2 Kommentare

Mehr als der mühsame 3:0-Arbeitssieg der Nationalelf in Kasachstan überrascht die 1:0-Niederlage der Türkei gegen Aserbaidschan. Die Qualifikation scheint bereits gesichert.

Philip Selldorf (SZ) kritisiert Lukas Podolski: „Gemäß Uli Hoeneß boshafter Liechtenstein/Swasiland-These war die Begegnung mit Kasachstan ein typisches Spiel zur Aufbesserung von Podolskis Trefferkonto. Schon nach acht Minuten hatte der Kölner die Gelegenheit, die Theorie mit seinem ersten Tor zu bestätigen. Der Ball lag zur Vollendung bereit, aber Podolski musste mit rechts schießen, und mit rechts trifft er nicht mal gegen Liechtenstein oder Swasiland. Ansonsten während der ersten Hälfte meistens tatenlos. Meldete sich mit der Vorlage zum 1:0 ins Spiel zurück. Schoss kurz darauf trostlos am Tor vorbei (mit links!) und tauchte dann wieder ab. Bis er eine Viertelstunde vor Schluss das 2:0 auflegte und schließlich noch das 3:0 lieferte, was ihn in der Torjägerliste der Nationalelf mit nunmehr 42Toren auf eine Stufe mit Michael Ballack hebt. Insgesamt also ein außerordentlich ökonomischer Auftritt.“

Christian Kamp (FAZ) freut sich über sechs Punkte für die DFB-Elf: „Mit vier Siegen aus vier Spielen ist schon ein ansehnlicher Teil des Weges zur Endrunde 2012 in Polen und der Ukraine geschafft – vor allem auch dank der Schützenhilfe von Berti Vogts. Der vermeintlich stärkste Konkurrent, die Türkei, ließ bei der 0:1-Niederlage in Aserbaidschan. Bangen um den Sieg musste die deutsche Mannschaft in der Astana-Arena nicht, dazu war Kasachstan, der 126. der Weltrangliste doch nicht stark genug. Wer aber nach dem 3:0 gegen die Türkei auf frischen spielerischen Glanz gehofft hatte, wurde enttäuscht. Es war über weite Strecken ein mäßiges Spiel, in dem der deutschen Mannschaft die Frische und das Tempo fehlte, um sich der Pflichtaufgabe früher und klarer zu entledigen. Es hatte etwas von behaglicher Wohnzimmeratmosphäre, was die Deutschen am Dienstag in der Ferne von Astana vorfanden. Das Dach der Arena war geschlossen, so dass es weit wärmer war als draußen, wo die Temperatur um den Gefrierpunkt lag. Zudem wurde auf einem gepflegten Kunstrasen gespielt, fast so etwas wie ein Teppich also. Und auch in punkto Lautstärke gab es, anders als in vergleichbaren Stadien, nichts zu fürchten.“

Kaum noch Hindernisse auf dem Weg zur EM

Sven Goldmann (Tagesspiegel) plant schon für die EURO 2012: „Das Spiel der deutschen Nationalmannschaft in Astana begann am Dienstagabend um elf und den und endete am frühen Mittwoch um kurz vor eins. Dazwischen lag ein nur auszugsweise nett anzuschauendes Pflichterfüllungsprogramm. Die Deutschen gestalteten es erst spät einigermaßen erträglich und siegten 3:0, nachdem sie den Dienstag weitgehend verschlafen hatten. Vor gut 10 000 Zuschauern in der Astana Arena war es wieder einmal Miroslav Klose, der seiner Mannschaft aus der Verlegenheit half. Kurz nach der Halbzeitpause, der Mittwoch war gerade sechs Minuten alt, schoss der Münchner das erlösende Führungstor. Später schied Klose mit Verdacht auf Muskelfaserriss im linken Oberschenkel aus, aber am Ende des Spiels stand immerhin der vierte Erfolg im vierten EM-Qualifikationsspiel. Da zudem die als schärfster Rivale gehandelten Türken sensationell 0:1 gegen Aserbaidschan unterlagen, sollte der Weg zum Finalturnier im Sommer 2012 in Polen und der Ukraine nicht mehr allzu viele Hindernisse bereithalten.“

Christian Löer (Berliner Zeitung) freut sich über einen Arbeitssieg: „Kurz nach der Pause die Erleichterung: Özil legte den Ball in Podolskis Lauf, der ließ sich auf dem Weg zum Tor zwar zur Seite drängen, spielte den Ball jedoch perfekt vor Kloses Füße, der locker einschob. Es war der bereits der sechste Treffer des Münchners in dieser EM-Qualifikation. Das Spiel war damit praktisch entschieden. Die Deutschen leisteten sich zwar nach wie vor Patzer bei Ballbesitz, doch trafen sie nun das Tor des Gegners. Längst war die Geisterstunde angebrochen, Klose hatte den Platz kurz nach seinem Führungstreffer mit Verdacht auf Muskelfaserriss im linken Oberschenkel verlassen, da endete für den eingewechselten Gomez ein übler Spuk: Der Krisenstürmer aus München erzielte ein feines Stürmertor, flach versenkt ins lange Eck. Das sah einfach aus, doch wer Gomez in letzter Zeit dabei zugesehen hat, wie er versucht hat, Tore zu erzielen, der weiß: Manchmal gehört mehr dazu als ein solide ausgeführter Flachschuss aus der Mitteldistanz.“

Mühsamer Arbeitssieg

Lukas Rilke (Spiegel Online) fasst einen Pflichtsieg zusammen: „Keine drei Minuten waren gespielt, da ging das deutsche Team durch Miroslav Klose gegen Kasachstan in Führung. Nach Stationen über Mesut Özil und Lukas Podolski setzte sich der Bayern-Stürmer vor dem Tor gekonnt durch und schloss die sehenswerte Kombination zum 1:0 ab. Alles lief nach Plan. Kleiner Schönheitsfehler: Vorangegangen waren 45 torlose Minuten in Astana, Kloses Treffer, bereits sein 58. im Nationaltrikot, fiel erst kurz nach Wiederanpfiff.  Was den Ballbesitz und die Torchancen anging, war das Löw-Team spätestens ab Mitte der ersten Halbzeit deutlich überlegen. Doch egal wer den Abschluss suchte – der Ball fand nicht ins Ziel. So scheiterte Toni Kroos ebenso wie Özil, der frei vor Keeper Andrei Sidelnikov zu lange zögerte.“

Lucas Vogelsang (Tagesspiegel) porträtiert Heiko Westermann: „Westermann war als Notlösung auf der Position des linken Verteidigers sichtlich verunsichert, die Abstimmung mit Lukas Podolski wirkte wie eine unfreiwillige Hommage an Walter Matthau und Jack Lemmon als ein seltsames Paar und es war einzig der unerwartet abgeklärten Vorstellung Holger Badstubers zu verdanken, dass Westermanns freundlich lächelnde Intergrationsversuche keinen nennenswerten Schaden angerichtet haben. Ganz links, das wurde sichtbar, ist Westermann in etwa so deplatziert wie Philipp Missfelder. Nur stellt sich derzeit, sowohl in Hamburg als auch beim DFB, die Frage, wo Westermanns Platz eigentlich ist.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Auf zur EURO”

  1. M13k
    Mittwoch, 13. Oktober 2010 um 18:15

    Ja, Poldi ist jetzt auf einer Stufe mit Michael Ballack. Nur dass Ballack als einziger Mittelfeldspieler unter den TOp-Ten ist. Das soll erstmal einer schaffen….

  2. Oliver Fritsch
    Mittwoch, 13. Oktober 2010 um 18:30

    Wie Özil das 1:0 in den Weg leitete … da fehlen einem die Worte.

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