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Bundesliga

Mario Gomez – endlich befreit

Matthias Nedoklan | Montag, 18. Oktober 2010 3 Kommentare

Der Bayern-Stürmer und Leverkusens Simon Rolfes schießen ihre Vereine im Alleingang zum Sieg. Mainz verliert die Tabellenführung, Schalke und Stuttgart bleiben im Keller.

Klaus Hoeltzenbein (SZ) zieht Parallelen zwischen dem Bayern-Stürmer und dem verschütteten Namensvetter in Chile: „Man darf diesem Mario Gomez durchaus zu Gute halten, dass er das Glück der Bergleute nicht in eigener Sache, nicht für die eigene PR nutzen wollte. Er war einfach befreit von einer schweren Last, und nun muss er ja auch all die spitzen Vergleiche aushalten, die da folgen: Jene von den verschütteten Talenten des Stürmers, welche plötzlich wieder zu Tage getreten sind. Und dies erst in größter sportlicher Not, die der FC Bayern ausrief, da ihm gegen Hannover eine komplette Elf verletzt fehlte. Wer weiß, ob Gomez sich noch jemals als Solospitze hätte versuchen dürfen, hätten sich nicht die Angriffskollegen Klose (Muskelfaserriss) und Olic (Nasenbeinbruch) krank gemeldet.“

Elisabeth Schlammerl (FAZ.net) überträgt das Erfolgsmodell Nationalmannschaft auf den FC Bayern: „Wahrscheinlich fand der Anfang vom Ende der Krise beim FC Bayern München schon vier Tage zuvor in Kasachstan statt. Da hatte sich Mario Gomez mit seinem Tor im Trikot der Nationalmannschaft wohl reichlich Selbstvertrauen geholt – und damit die Voraussetzungen geschaffen, um seinen Klub gegen Hannover 96 den erhofften Befreiungsschlag zu verschafft. Ausgerechnet Gomez, der acht Monate nicht mehr für seinen Klub getroffen hatte, gelangen beim 3:0-Sieg am Samstag in der Münchner Arena alle drei Treffer.“

Gomez verschafft den Bayern Luft

Carsten Eberts (Tagesspiegel) atmet mit dem Rekordmeister durch: „Der Geschmähte blieb einfach stehen. Seinen einstudierten Torrero-Torjubel, den man aus früheren Tagen einmal kannte, deutete Mario Gomez nur kurz an, denn er wollte einfach nur genießen, was gerade geschehen war: Hamit Altintop hatte von rechts eine Flanke in den Strafraum geschickt, Gomez stieg seelenruhig hoch, traf den Ball perfekt und vollendete seinen Flug mit einem Kopfball ins rechte, untere Eck. Er hatte also tatsächlich getroffen – der Belächelte, der Chancentod, der in vielen Augen mit 35 Millionen Euro teuerste Fehleinkauf der Klubgeschichte. Es passte zu diesem Samstagnachmittag, dass dem wieder erstarkten Gomez noch zwei weitere Treffer gelingen sollten. Seinen Bayern hat der Nationalstürmer, der am Dienstag auch schon im Länderspiel gegen Kasachstan getroffen hatte, sich in der Tabelle etwas Luft verschafft“

Maik Rosner (FR) lässt den Bayern-Stürmer seine höchste Hürde erklimmen: „Mario Gomez ist häufig missverstanden worden bei den Bayern. Das erste Missverständnis war wohl, dass der Stürmer für rund 30 Millionen Euro im Sommer 2009 von Stuttgart nach München kommt und zuverlässig wie eine Maschine die Rendite herausschießt. Weil das nicht klappte, fehlte im Sommer 2010 nicht viel und die Bayern hätten den 25-Jährigen zum FC Liverpool ziehen lassen, trotz eines Vertrages bis 2013. Ein anderes Missverständnis war wohl die Annahme, Gomez brauche Druck. Vor dieser Saison hatte Präsident Uli Hoeneß gesagt, Gomez müsse nun die Eiger Nordwand erklimmen. Eine gewaltige Vertikale in den Schweizer Bergen, die viele Tücken und schlimmstenfalls einen tiefen Fall bereithalten kann. Am Samstag stand der zwischenzeitlich für jeden sichtbar verunsicherte Gomez vor dieser Eiger Nordwand − und er erklomm sie.“

Das Ende des Mainzer Märchens

Christian Kamp (FAZ.net) verabschiedet den Medienzirkus aus Mainz: „Damit mussten sich die Mainzer an diesem verregneten Herbstnachmittag auch von der Tabellenführung verabschieden, die sie seit dem 4. Spieltag innehatten. Es könnte zumindest ein kleiner Trost für das Team von Trainer Thomas Tuchel gewesen sein nach dieser unnötigen Premieren-Niederlage. Irgendwie wollte der Ball an diesem Tag nicht ins Tor. Den Hamburger dagegen gelang es bei nur zwei Chancen gleich zwei Mal: Der erste Treffer durch van Nistelrooy wurde wegen angeblichen Foulspiels nicht anerkannt (60.), der zweite durch Guerrero aber hatte die gewünschte, aus Mainzer Sicht freilich schmerzhafte, Wirkung.“

Tobias Schächter (Berliner Zeitung) lässt Mainz trotz Niederlage nicht fallen: „Es ist also passiert: Mainz 05 hat nach zuvor sieben Siegen gegen den Hamburger SV erstmals in dieser Saison verloren. Ein Tor von Paolo Guerrero zwei Minuten vor dem Abpfiff nach einem Fehler des Mainzer Innenverteidigers Bo Svensson kostete Nullfünf zudem die Tabellenführung. Spekulationen über einen bevorstehenden Einbruch seiner Mannschaft wollte er aber erst gar nicht aufkommen lassen. Ob der Medien-Hype mit Kamerateams aus vielen Ländern nun vorbei ist am Trainingsplatz in Mainz, wird sich zeigen. Tuchel wäre nicht böse, zöge der ganze Zirkus nun zum neuen Tabellenführer nach Dortmund weiter. Doch selbst wenn er das macht, ist er spätestens in zwei Wochen beim nächsten Heimspiel wieder in Mainz: Dann kommt die Borussia mit ihrem Trainer Jürgen Klopp, dem ehemaligen Mainzer, an den Bruchweg.“

Uwe Martin (Tagesspiegel) trauert mit Mainz um den verpassten Startrekord:  „Sie waren nah dran, sehr nah sogar. Dann aber wurde der Höhenrausch des FSV Mainz 05 doch noch gestoppt, die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel hat in der Fußball-Bundesliga ihre erste Saisonniederlage hinnehmen müssen. Die Rheinhessen verloren ihr Heimspiel gegen den Hamburger SV 0:1 (0:0), Paolo Guerrero schoss im Stadion am Bruchweg vor 20.300 Zuschauern in der 89. Minute das Tor des Tages. Vorausgegangen war ein Fehler des Mainzer Abwehrspielers Bo Svensson. Für Mainz war es nach saisonübergreifend 13 Bundesligaspielen in Folge ohne Niederlage das erste Negativerlebnis seit April 2010.“

Neuer verzweifelt an der Abwehr

Philipp Selldorf (SZ) streut Salz in die Schalker Wunden:  „In den vier Heimspielen der laufenden Saison ist Schalke jedes Mal in Rückstand geraten, was zweifellos daran liegt, dass die Abwehr- und Deckungsspieler jede Partie aufs Neue so beginnen, als seien sie gerade eben einander vorgestellt worden. Es ist nicht schwierig, gegen Schalke ein Tor zu schießen, das hat auch der VfB Stuttgart erfahren dürfen, und für Schalkes Trainer-Manager Felix Magath stellt sich die Frage, auf welchen Punkt der Defensive er seine therapeutischen Kräfte konzentrieren muss. Das Problem beginnt auf den Flügeln, wo er links wie rechts keine Lösungen findet – diesmal begünstigten Schmitz und Uchida den Gegner –, doch Schalkes Instabilität in der Hintermannschaft bewegt sich in einem geschlossenen Kreislauf: Sie wirkt von außen nach innen, von innen nach außen, von innen und außen nach vorn, und von vorn nach hinten. Manchmal kann man es Manuel Neuer ansehen, dass er an seinen Vorderleuten verzweifelt. Aber er ist der Kapitän, und er ist geborener Schalker, und so hat er auch nach dem 2:2 gegen den VfB am Samstag, das eher enttäuschte Stuttgarter als enttäuschte Schalker zurückließ, tapfer Parolen der Zuversicht verkündet.“

Richard Leipold (Tagesspiegel) sieht im Keller-Duell zwischen Schalke und Stuttgart nur Verlierer: „Schalke gegen Stuttgart – das war in den vergangenen Jahren oft ein Spitzenspiel. Doch der schlechte Start beider Klubs hat die Koordinaten vorerst verschoben. Das Spitzenspiel wurde zum Krisengipfel, der die Frage aufwarf: Wem geht es (noch) schlechter? Für wen wird es noch brenzliger? Der Vorletzte Schalke traf auf den Letzten Stuttgart. Während die Westfalen mit ihrem Trainer und Manager Magath an der Spitze Ruhe zum obersten Gebot an einem sonst lauten Standort erhoben hatten, waren beim VfB branchenübliche Konsequenzen gezogen worden. Der Trainer wurde verantwortlich gemacht, für schuldig gesprochen – und ausgetauscht. Christian Gross musste seinem vorherigen Assistenten Jens Keller weichen, der als Übergangslösung gilt, sich aber für den Chefposten empfehlen will.“

Rückfall zu Rutten

Daniel Theweleit (Berliner Zeitung) vergleicht Schalke 04 mit Stuttgart 21: „Magath ist auch nach dem verpassten Sieg gegen den Tabellenletzten fokussiert auf sein sportliches Projekt, das von einer ähnlichen Komplexität zu sein scheint wie der Bahnhofsbau von Stuttgart. Bisher jedenfalls ist es noch niemandem gelungen, diesen Verein mit einer neuen Spielkultur auszustatten. Und genau das hat Magath vor. Am erfolgreichsten ist die Mannschaft traditionell, wenn sie willensstärker, physisch kräftiger und defensiv besser organisiert ist als ihre Gegner. Huub Stevens gewann mit diesen Qualitäten den Uefa-Cup, selbst in den guten Zeiten unter Ralf Rangnick dominierten diese Elemente, und Mirko Slomka wurde 2008 entlassen, weil das Team nicht schön genug spielte. Danach sollte der Holländer Fred Rutten modernen Kombinationsfußball nach Gelsenkirchen bringen und scheiterte kläglich. Magath war schlau genug, Schalke in seinem ersten Jahr so spielen zu lassen, wie es der Tradition entspricht. Im Sommer wagte er den Umbau, und wieder stürzt der Klub ab. Tatsächlich erinnerte das 2:2 gegen den VfB an die Rutten-Tage. Damals verpasste Schalke den Europapokal und geriet in dramatische finanzielle Nöte, ein ähnliches Szenario droht auch jetzt. Wie unter Rutten spielt Schalke in diesem Jahr an den besseren Tagen beinahe gut. Aber eben nur beinahe.“

Rolfes freut sich leise

Boris Herrmann (SZ) freut sich über ein gelungenes Comeback von Simon Rolfes: „Angesichts des Dauer-Dramas um Michael Ballack war der Leidensweg des Simon Rolfes zuletzt fast ein wenig untergegangen. Seine Wiedergeburt mag auch wesentlich unspektakulärer anmuten als jene von Mario Gomez in München. Mit Beharrlichkeit, Besonnenheit und Kurzeinsätzen als Einwechselspieler kämpfte er sich wieder zurück in den Mittelpunkt. Simon Rolfes hat leise gelitten. Und genau so leise freut er sich jetzt auch. Er ist niemand, der nach zwanzig herausragenden Minuten sofort wieder einen Stammplatz einfordert.“

Roland Zorn (FAZ.net) beschreibt ein packendes Duell zwischen Wolfsburg und Leverkusen:  „Das Duell der beiden Werksmannschaften kam rasch auf Betriebstemperatur, vor allem, weil Diego, Grafite und Josué, die drei Brasilianer im Wolfsburger Trikot, dem niedersächsischen Novemberwetter mitten im Oktober davonzulaufen schienen. Diego vor allem, der Zauberer in der Spielmacherrolle, zögerte diesmal nicht wie so oft in den vergangenen Wochen, da er seine Energien schon mal in Diskussionen mit Schiedsrichtern oder Fouls gegen seine Widersacher verschleudert hatte.“

Einwechslung belebt Leverkusen

Matti Lieske (Berliner Zeitung) gratuliert Jupp Heynckes zum Glücksgriff mit einem Edeljoker: „Ungefähr 70 Minuten lang konnte man sich beim Spiel des VfL Wolfsburg gegen Bayer Leverkusen mit großer Berechtigung fragen: Was macht eigentlich Jupp Heynckes inzwischen beruflich? Trainer der Leverkusener konnte er ja nicht mehr sein, so betulich, desorganisiert, harmlos und verwirrt diese Mannschaft auftrat. Dann aber stellte sich heraus, dass Heynckes doch noch da ist, denn er wechselte Simon Rolfes ein. Auf einmal war das Spiel wie verwandelt. Wo vorher nur Leere und Ödnis herrschten im Leverkusener Team, war nun der von langer Verletzung genesene Rolfes. Er stand parat, als VfL-Ersatzkeeper Marwin Hitz einen Freistoß sträflich verpasste, er animierte Hasebe zu einem törichten Handspiel im Strafraum, und er köpfte nach einem Eckball auch noch das 3:2 gegen konsternierte Wolfsburger. Nicht Michael Ballack ist es also, der den großen Unterschied im Bayer-Team ausmacht, sondern Simon Rolfes. Der schien vom Nationalteam noch weiter entfernt zu sein als der vormalige DFB-Kapitän. Das kann sich möglicherweise schon sehr bald ändern.“

Christian Otto (Tagesspiegel) stimmt in das Lob für Simon Rolfes mit ein: „Mit 0:2 hatte seine Mannschaft im gestrigen Bundesligaspiel beim VfL Wolfsburg schon zurückgelegen und wie der sichere Verlierer ausgesehen. Aber mit der Einwechslung des sieben Monate lang verletzten Rolfes kam eine nicht mehr für mögliche gehaltene Wende. Rolfes profitierte beim 1:2 von einem Fehler des Wolfsburger Torhüters Marwin Hitz. Das 2:2 von Arturo Vidal per Elfmeter ermöglichte ein Handspiel von Makoto Hasebe im Zweikampf mit – natürlich – Rolfes. Und dass Rolfes nach einem Eckball per Kopf auch das 2:3 erzielte, ließ die Mehrheit der 30.000 Zuschauer ungläubig staunen. Wie es dazu kam, dass die Leverkusener nach ihrem über weite Strecken blassen Auftritt noch einen Erfolg feiern durften, konnte kaum einer erklären. Selbst Bayer-Sportdirektor Rudi Völler zuckte nur gut gelaunt mit den Schultern. Seine Deutung einer wechselhaften Partie endete jedoch mit viel Lob für den Hauptdarsteller.“

BVB ist Viertelmeister

Matti Lieske (Berliner Zeitung) verleiht Dortmund den Titel des Viertelmeisters: „Erst musste Nuri Sahin noch sein Mütchen kühlen und nach dem Siegtreffer zum 2:1 gegen den 1. FC Köln am Freitagabend in Imperatorpose am frechen Lukas Podolski vorbeirutschen, dann durfte er sich über die Tabellenführung freuen. Nur für eine Nacht, dachten die Dortmunder zu diesem Zeitpunkt, doch die Mainzer Niederlage am Sonnabend gegen Hamburg zementierte die Position für mindestens eine Woche. Im Schatten des Hype um Thomas Tuchel und seine Boygroup hat sich der BVB in aller Ruhe zum besten Team des ersten Saisonviertels aufgeschwungen.“

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Kommentare

3 Kommentare zu “Mario Gomez – endlich befreit”

  1. Max
    Montag, 18. Oktober 2010 um 17:17

    Lustig, und jetzt ist Mario Gomez wieder der Bayern-Retter? Ich dachte der kann nichts und stolpert da nur über den Platz. Dann muss es um die Bayern ja wirklich schrecklich gestellt sein.

    Vielleicht war das alles aber auch einfach übertrieben und Gomez ist wirklich gut. Nur eben nicht erst ab der 70. Minute und auch nicht, nachdem man ihm mitgeteilt hat, dass er nicht ins System passt. Hätte ich einen Stürmer wie Gomez in der Mannschaft, würde ich für ein Gomez-kompatibles Angriffsspiel sorgen. In meinen Augen ein genialer Stürmer.

  2. Jan
    Dienstag, 19. Oktober 2010 um 13:39

    Für mich ist Mario Gomez auch ein genialer Spieler, doch leider war eben Bayern München nicht die richtige Wahl für ihn. Vielleicht bekommt er aber jetzt endlich die Chance seine Qualitäten zu beweisen.

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    Mittwoch, 11. Januar 2012 um 14:23

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