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Champions League

Die Rückkehr eines unerklärlichen Phänomens

Kai Butterweck | Donnerstag, 21. Oktober 2010 Kommentare deaktiviert für Die Rückkehr eines unerklärlichen Phänomens

Bayerns Sieg in der Königsklasse gegen CFR Cluj schlägt hohe Wellen in den hiesigen Gazetten und rückt ein verschollenes bajuwarisches Mysterium zurück in den Fokus der Analysen

Jürgen Schmieder (SZ) nimmt die ersatzgeschwächten Münchner in Schutz: „Für eine einfache Erklärung dieses Abends könnte man nun den Begriff `Bayerndusel` verwenden – jenes scheinbar unerklärliche Phänomen, dass der FC Bayern seit Anbeginn der Zeiten das Anrecht auf glückliche Umstände zu haben scheint und es den Münchnern vor allem in den Schlussminuten einer Partie häufiger als anderen Vereinen gelingt, den Ball über die gegnerische Torlinie zu befördern. Die fortgeschrittene Erklärung indes wäre im Kader des FC Bayern zu suchen. Würde man jene elf Spieler, die sich in den vergangenen Wochen verletzt gemeldet haben, auf einen Spielberichtsbogen schreiben, dann würde man dieser Elf wohl zutrauen, sich bei einem Champions-League-Finale durchaus wacker schlagen zu können. Jene Akteure indes, die bei den vergangenen beiden Partien auf dem Feld standen, tun sich eben schwer gegen Mannschaften wie Hannover 96 und CFR Cluj.“

Das Warten auf wachrüttelnde Attribute

Sebastian Winter (Spiegel Online) findet kaum mehr Alibis für die derzeitigen Leistungen des Rekordmeisters. Stattdessen vermisst er Grundlegendes: „Nicht wenige Besucher in der mit 64.000 Zuschauern nicht ganz ausverkauften Arena machten sich bereits ab der 80. Minute unzufrieden auf den Nachhauseweg – was bei einer 3:1-Führung ähnlich erschreckend ist wie die Eigentorquote von Cluj. Doch dies ist der ganz normale Bayern-Alltag im Fußballherbst des Jahres 2010. Begeisterung, Emotionen, diese wachrüttelnden Attribute sind nach der rauschenden Rückrunde vor ein paar Monaten bislang nicht wieder zurückgekehrt zum Meister, Pokalsieger und Champions-League-Finalisten. Er ist nach wie vor mit sich selbst beschäftigt – und seinem seltsam fehlerhaften Spiel. Bayerns Verletztenliste mag als Grund dafür herhalten, das Post-WM-Erschöpfungssyndrom darf jedoch keine Ausrede mehr sein.“

Bescheidene Leistung der Reserve

Für Anja Schramm (Welt Online) zeigt sich enttäuscht über das fehlende Aufdrängen der Reservisten: „Dass die jüngsten Erfolge gegen Hannover und nun gegen Cluj nicht sonderlich schön anzuschauen waren, passt in die momentane Situation. Siegen ist wichtiger als brillieren, lautet die derzeitige Überlebensphilosophie der Bayern, weil die Verunsicherung der Vorwochen noch in den Knochen steckt. Der zaghafte Aufschwung bleibt ein äußerst sensibles Gebilde. Allerdings, und das ist eine nicht unwesentliche Erkenntnis der vergangenen Tage, benötigen die Bayern für ansehnliche Auftritte ihr etabliertes Personal. Als Chance für seine Hinterbänkler hatte Cheftrainer van Gaal die jüngsten Partien ausgerufen, weil das Gros seiner Stammformation noch immer verletzt passen muss. Doch allzu große Sorgen um ihren Status werden sich die Rekonvaleszenten wie etwa Arjen Robben oder Franck Ribery nach der spielerisch bescheidenen Leistung der Reserve nicht machen müssen. Aufgedrängt hat sich in den vergangenen Spielen einzig Offensivkraft Mario Gomez. Und der Rest? Danijel Pranjic und Andreas Ottl im defensiven Mittelfeld: brav und bieder. Edson Braafheid als Linksverteidiger: unsicher. Hamit Altintop auf der Robben-Position: leidenschaftlich, aber uninspiriert. Und Anatoli Timoschtschuk als Innenverteidiger: fehlbesetzt.“

Nach Ansicht von Klaus Veit (FNP Online) kommt der vermeintlich wiedergekehrte Bayern-Dusel gerade zur rechten Zeit: „Fußball ist ja hauptsächlich Kopfsache. Und so kann ein 3:2 in der Champions League, bei dem die Rumänen mehr oder weniger alle fünf Tore erzielt haben, der Wendepunkt für den Rekordmeister in dieser bisher verkorksten Saison werden. So viel Glück kann dazu beitragen, dass Gomez und Co. trotz der überschaubaren Leistung am Dienstagabend wieder ihr verschüttetes Selbstvertrauen finden, dass sie trotz Verletzungssorgen ihre erhoffte Serie und damit eine Aufholjagd in der Bundesliga starten. Abschreiben sollten die derzeitigen Spitzenteams aus Dortmund, Mainz und Leverkusen van Gaals Team nun wirklich nicht, die Tabelle wird sich schon vor Weihnachten wieder normalisieren. Schließlich werden auf der Münchner Bank bald auch wieder andere Spieler sitzen wie die Herren Kraft, Jüllich und Knasmüllner gegen Cluj.“

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