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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Deutsche Elf

Keine Experimente?

Matthias Nedoklan | Donnerstag, 11. November 2010 Kommentare deaktiviert für Keine Experimente?

Der Kader der Nationalelf für das Testspiel gegen Schweden stößt in der Presse auf breites Echo: Lob, Warnungen und Kritik am Stil.

Philipp Selldorf (SZ) kommentiert die neuen deutschen Nationalspieler: „Niemand muss sich sorgen, weil Klinsmanns Nachfolger Joachim Löw für das Test-Länderspiel nächste Woche in Schweden lauter neue Dortmunder berufen will, namentlich Schmelzer, Götze, Großkreutz und Hummels, dazu noch die Mainzer Schürrle und Holtby fügt, die Bayern Lahm und Schweinsteiger aber zuhause lässt. Zwar hat Löw 2008 schon mal eine Handvoll Spieler nominiert, die mit ihrem Klub auf einer modischen Welle geritten sind, und seitdem wurden die Hoffenheimer Compper und Weis in der DFB-Auswahl nicht mehr wiedergesehen. Aber Löws schwedisches Experiment steht weder unter Engelhardt- noch unter Compper- oder Kalifornien-Verdacht. Es beruht lediglich auf Zweckmäßigkeit und legitimer Neugier.“

Markus Lotter (Berliner Zeitung) bereitet Andre Schürrle und seine neuen Nationalspieler-Kollegen auf ihr erstes Länderspiel vor: „Der Fall Marvin Compper ist Beispiel und Warnung zugleich. Er ist ein Beispiel dafür, mit welcher Offenheit Joachim Löw auf die Bewegungen in der Liga reagiert, wie er herausragende Leistungen bereitwillig mit einer Nominierung für die Nationalmannschaft honoriert. Löw weiß eben zu schätzen, wie aufwendig, aber auch wie clever an so manchem Bundesligastandort mittlerweile Talent gefördert wird. Löw reagiert auf den Moment, während einer wie der frühere DFB-Teamchef Rudi Völler sich doch eher von der Anzahl der Länderspiele beeinflussen ließ. Völler griff eben – zum Teil natürlich auch notgedrungen – gern zur Konserve. Andererseits dürfen junge Fußballspieler wie die Mainzer Lewis Holtby und André Schürrle (beide 20), Spieler wie die Dortmunder Marcel Schmelzer, 22, und Mario Götze, 18, die Löw heute allesamt in den Kader für das Testspiel am kommenden Mittwoch in Schweden berufen wird, den Fall Marvin Compper durchaus als Warnung verstehen. Die Dichte der Konkurrenz, die sich um einen Platz in Löws Auswahl streitet, ist in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes so hoch wie nie. Eine kleine Formschwäche, sei es eine persönliche oder aber auch die des eigenen Bundesligateams, kann zum Knick der Nationalmannschaftskarriere führen. Eine Verletzung wie bei Hoffenheims Tobias Weis, oder ein Fehler in der Karriereplanung wie bei Thomas Hitzlsperger, der sich mit Lazio Rom im Abenteuer Serie A verlor, und schon gerät man beim Schlaraffenland-Bundestrainer Löw schnell in Vergessenheit.“

Jan Christian Müller (FR) wundert sich über die Art, wie der Kader für das Schweden-Länderspiel verkündet wurde:  „An diesem Donnerstag wird der Deutsche Fußball-Bund zeitgleich per Pressemitteilung alle angeschlossenen Sportredaktionen offiziell über den Kader der A-Nationalmannschaft für das Testländerspiel am nächsten Mittwoch in Schweden informieren. Das ist eine übliche, faire Praxis, aber auch die Mindestanforderung, seit erst der Kalifornier Jürgen Klinsmann und später dann auch der Freiburger Joachim Löw davon abgekommen sind, eigens zur Nominierung mühselige Anreisen zu Pressekonferenzen in die DFB-Zentrale auf sich zu nehmen. Unüblich ist es bislang allerdings gewesen, dass der Bundestrainer bereits zwei Tage zuvor die Bild-Zeitung über seine Personalauswahl informiert. Jenes Blatt also, das tags zuvor Strandfotos vom leicht bekleideten Bundesjogi aus Florida veröffentlichte. Nun ja, die Usancen in der modernen Mediengesellschaft entwickeln sich ja nicht erst seit vorgestern in merkwürdige Richtungen. Löw wird wissen, weshalb er die mächtige Bild nach dem Vorbild seines Verbandschefs eingeweiht hat. Gehen wir davon aus, dass die Vorab-Veröffentlichung (im Gegensatz zum seinerzeit ebenfalls via Boulevardblatt bekannt gegebenen „Handschlagvertrag“ zwischen Zwanziger und Löw) diesmal stimmt.“

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