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Deutsche Elf

Vom Traum und der Verpflichtung, ein großer Spieler zu sein

Martin Hauptmann | Freitag, 11. Februar 2011 3 Kommentare

Schon der Gedanke an den Adler auf der Brust erfüllt wohl jeden deutschen Fußballspieler mit Stolz; da gerät man schon mal ins Träumen; die zunehmenden Erwartungen des Geschäfts holen die Nationalspieler auf den Boden der Tatsachen zurück

Für sein Heimatland zu spielen, das nationalfarbene Trikot überzustreifen und in der Gewissheit des Zuspruchs unzähliger Fans im Rücken als verschworene Einheit auf dem grünen Rasen für den Erfolg einzustehen, muss das Größte überhaupt sein! Viele Spieler träumen davon, nur ein einziges Mal in ihrem Leben an diesem gemeinschaftlichen Erlebnis teilzuhaben. Andere sind an regelmäßige Auftritte längst gewöhnt, zählen zum Stamm und ersehnen Helden-Status. Die Nationalmannschaft ist dabei jedoch Bühne und Verpflichtung zugleich.

Die hervorragenden Leistungen in den letzten Monaten von Manuel Neuer in Verein und Nationalteam wecken Begehrlichkeiten. Lars Wallrodt (Welt) schätzt die guten Paraden des cleveren Keepers auch am Verhandlungstisch: „Seines Marktwertes ist sich Neuer offenbar sehr bewusst. Nach Informationen der ‚Sport-Bild’ enthält sein Vertrag eine Klausel, die ihm eine 20-prozentige Gehaltssteigerung zusichert, wenn Schalke ein offizielles Angebot von 15 Millionen Euro oder mehr für den Torwart erhält und ablehnt. Bei einem kolportierten Jahresgehalt von zwei Millionen Euro wären das 400.000 Euro – pro Anfrage.“ Neuer ließ es, als einer der wenigen, nach dem Italien-Spiel gelassen angehen. Denn „am Ende glichen die Szenen einer Flucht. Holger Badstuber, mit grauer Wollmütze fast bis zur Unkenntlichkeit getarnt, stürmte zu einer der schwarzen Limousinen des Fahrdienstes. Miroslav Klose und Bastian Schweinsteiger hatten es ähnlich eilig, nach dem Länderspiel gegen Italien heim zu kommen.“

Wandel in der Innenverteidigung

Jan Christian Müller (FR) kann sich das Duo Boateng-Hummels im Abwehrzentrum der Nationalmannschaft durchaus vorstellen: „Seinen noch unangefochtenen Stammplatz verdankt Mertesacker derzeit mehr den Meriten der Vergangenheit und seiner herausragenden Persönlichkeit als den gezeigten Leistungen. […] Der momentan letzte übrig gebliebene Bremer im Nationalteam wird sich steigern müssen, der Dortmunder Hummels präsentiert sich jedenfalls seit Monaten im Klub auf ungleich höherem Niveau.[…]“ Neben Holger Badstuber und dem gegen Italien nicht eingesetzten Arne Friedrich müsse man in der Innenverteidigung auch über Rechtsfuß Jerome Boateng nachdenken, zumal Löw auf Linksaußen einen echten Linksfuß wie Aogo bevorzuge.

Markus Hesselmann (Tagesspiegel) fordert unterdessen eine Rückkehr von Robert Huth, derzeit Innenverteidiger bei Stoke City, ins Team der Nationalelf: „Mit oder ohne Schnauz: Der Ex-Unioner Robert Huth spielt in der englischen Premier League anhaltend stark […].Mit zwei späten Toren führte Huth den Traditionsklub Stoke jetzt zu einem 3:2-Sieg über den Tabellensechsten Sunderland und auf einen einstelligen Tabellenplatz. Sechs Premier-League-Tore hat Huth in dieser Saison schon erzielt. Seine Form ist anhaltend gut, seine Verletzungsanfälligkeit scheint überwunden. Die Abwehr der deutschen Nationalelf war am Mittwoch wieder wacklig. Deutschland braucht Robert Huth!“

Das Schatten-Image abgestreift – auf dem Weg zur Führungspersönlichkeit

Thomas Hummels (Sueddeutsche) begeistert die zugängliche Art des gebürtigen Schalkers Mesut Özil: „Mesut Özil war einmal ein schüchterner, junger Mann, den der Deutsche Fußball-Bund und sein damaliger Verein Werden Bremen lieber schützten vor der nachbohrenden Öffentlichkeit. Er sollte erst einmal Leistung zeigen, reden konnte er ja dann immer noch. Inzwischen ist aus dem zurückhaltenden Mesut Özil ein selbstbewusster Weltmann geworden, ein gefeierter WM-Held, ein Profi von Real Madrid. Die nachbohrende Öffentlichkeit? Pah, kein Problem mehr!“

Testspiele ohne Vernunft?

Der Terminkalender vieler Fußballprofis ist heillos überfrachtet. Im Moment schultert jede Partei die andere mit ihrer Feigheit. Wettbewerb und Druck wachsen. Nur wer zeigt in diesem System endlich Mut und steigt aus diesem teuflischen Spiel um Macht und Geld aus? Was muss passieren, damit Vereine endlich aus Vernunftgründen auf die Teilnahme am großen internationalen Geschäft verzichten? Warum sagen überlastete Spieler so selten entschlossen Nein zu dieser Flut von Spielen? Wann haben UEFA und FIFA ein Einsehen und streichen dem Fußball zuliebe endlich einige ihrer zahllosen, internationalen Spieltermine? Und warum besänftigen Fernsehanstalten und Fans nicht längst ihre Gier nach immer größeren Highlights?

Marko Schumacher (Stuttgarter Zeitung) kommentiert die Wut von Fredi Bobic angesichts des Innenbandrisses von Arthur Boka aus dem Testspiel Malis gegen die Elfenbeinküste (O:1): „Er will nicht akzeptieren, dass die Elfenbeinküste auf irgendeinem Nebenplatz in Paris spielt, dass Ungarn (mit Tamás Hajnal) in Dubai antritt und Rumänien (mit Ciprian Marica) ein Miniturnier auf Zypern bestreitet. ‚Manche Dinge sind Wahnsinn’, sagt Bobic: ‚Wenn eines Tages in Las Vegas Boxen nicht mehr läuft, dann gibt es vermutlich auch dort Länderspiele.’“

Der „Schaffner“ Bundesliga pfeift: „Einsteigen bitte! -  es muss weitergehen!“

Vor dem Spiel gegen Hoffenheim herrscht beim FC Bayern eine nervöse und angespannte Atmosphäre. Nach Auffassung von Jürgen Schmieder (Sueddeutsche) kehrt ein Bayern-Profi allerdings als klarer Gewinner vom Länderspielausflug zurück: „Es war der Moment, in dem Bastian Schweinsteiger eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass er der Anführer ist, der Chef, der ‚agressive leader’. Er marschierte voran, schubste Gegner einfach weg und verlor dabei nie das Ziel aus den Augen. Kein Einbruch zur Pause, sondern eine konzentrierte Leistung die gesamte Strecke über.“

Frank Hellmann (FR) beleuchtet Auswirkungen des 17 Millionen Euro-Transfers Luis Gustavo: „Eine große Kraichgauer Kolonie wird also begutachten, wie Gustavo links hinten im knallroten Dress verteidigt; noch genauer wird der gemeine Hoffenheimer Sympathisant aber zwei Neuzugänge im kräftigen blauen Jersey beäugen. Ryan Babel, aus Liverpool geholter Weltstar, und David Alaba, aus München entliehener Hochbegabter. TSG-Trainer Marco Pezzaiuoli lässt keine Gelegenheit aus, seine Nummer zehn und seine Nummer acht über den grünen Klee zu loben. Babel bringe eine ‚unglaubliche Dominanz und Klasse’ ins Spiel, Alaba sei ‚eines der größten Talente in Europa’. […]“ Und dennoch, empfindet Hellmann: „Beide haben bislang eher enttäuscht.“

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Kommentare

3 Kommentare zu “Vom Traum und der Verpflichtung, ein großer Spieler zu sein”

  1. laberlaib
    Freitag, 11. Februar 2011 um 16:03

    h**p://www.indirekter-freistoss.de/2011/02/11/nationalmannschaft-fc-bayern-traume/www.amazon.com

    funktioniert so nicht, oder? ich lande einfach wieder hier.

    der freistoss des tages landet auf der suchmakse des DRadios – Audioarchiv? sollte da nicht ein spezieller beitrag angepriesen werden?

  2. anderl
    Samstag, 12. Februar 2011 um 05:30

    @laberlaib
    Es geht sofort eine Audiodatei zum Thema Doping los

  3. Marvin Nash
    Samstag, 12. Februar 2011 um 20:27

    Wieso sind die direkten Freistöße eigentlich so extrem selten geworden?

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