Bundesliga
Max Eberl am Pranger und Lucien Favre unter Druck
| Dienstag, 15. Februar 2011Die Presse beschäftigt sich intensiv mit dem Trainerwechsel in Gladbach und wagt einen Blick in die Zukunft
Daniel Theweleit (Spiegel Online) stellt Max Eberl ein mehr als dürftiges Zeugnis aus: „Der Trainerwechsel ist dennoch eine krachende Niederlage für Eberl. Der junge Sportdirektor macht immer einen kompetenten Eindruck, seine Erklärungen zu Spielen und Transfers sind meist schlüssig, doch das Gesamtprodukt, für das er als Sportdirektor die Verantwortung trägt, ist in dieser Saison nur zweitklassig. Klar, die Borussia hatte ungewöhnliches Pech mit Verletzungen, auch umstrittene Schiedsrichterentscheidungen haben der Borussia einige Punkte gekostet. Andererseits hatte Eberl deutlich mehr Geld zur Verfügung als Konkurrenten wie der SC Freiburg, Mainz 05 oder der 1. FC Nürnberg. Allein Igor de Camargo kostete vier Millionen Euro, das ist mehr als ein Viertel des gesamten Personaletats kleinerer Bundesligisten.“
Tipps für Lucien Favre
Richard Leipold (Faz.net) greift Lucien Favre wohlwollend unter die Arme: „Drei Mängel muss Favre so schnell wie möglich beheben: die Heimschwäche (Gladbach hat dreizehn Mal nacheinander vergeblich versucht, im eigenen Stadion zu gewinnen), die Abwehrschwäche und die mitunter auftretende Charakterschwäche – die Borussia hat in dieser Saison die mit Abstand meisten Gegentore und die meisten Platzverweise hinnehmen müssen. Seit den jüngsten Niederlagen gegen die unmittelbar vor ihnen plazierten Konkurrenten VfB Stuttgart und FC St. Pauli ist die Lage des Tabellenletzten noch prekärer geworden.“
Ulrich Hartmann (SZ) beneidet den Schweizer Strategen nicht gerade um seinen neuen Job: „Lucien Favre erwartet die Arbeit mit einer angeschlagenen und abgeschlagenen Mannschaft, einer fragilen Abwehr, die in 22 Spielen 56 Gegentore kassiert hat, einer undisziplinierten Truppe, die bereits sieben Platzverweise provoziert hat sowie mit patenten Fußballern, denen aber für 90 komplett starke Minuten offenbar Kondition und Konzentration fehlen.“
Favre überzeugt durch akribische Arbeit
Sven Goldmann (Tagesspiegel) lobt den Fußball-Romantiker Lucien Favre: „Lucien Favre hat Fehler gemacht und dafür gebüßt. Mit langer Arbeitslosigkeit, aber auch mit dem Verlust seines Rufes. Im Rückblick wird er von vielen reduziert auf seine Defizite im Fach Kommunikation, auf seine Lieblingsvokabel Polyvalenz und eine haarsträubende Abschiedspressekonferenz. Seiner Leistung wird das nicht gerecht. Hertha BSC hat im Frühjahr 2009 nicht in Folge einer glücklichen Verkettung von Zufällen von der Meisterschaft geträumt. Es war Favres akribische Arbeit, die aus einer Ansammlung mittelmäßig talentierter Profis ein Ganzes machte, das so viel stärker war als die Summe seiner Einzelteile.“
Daniel Theweleit (Berliner Zeitung) zweifelt an der Rettung der Gladbacher: „Dass es ihm gelingt, die schwierigen Charaktere im Gladbacher Kader zu einer harmonischen Einheit zu formen, ist hingegen unwahrscheinlich. Favre muss sich nun mit launischen Spezialkandidaten wie Mo Idrissou, Juan Arango, Logan Bailly oder Igor de Camargo arrangieren, das Klima ist aufgeladen. Wie der neue Trainer diese Aufgabe meistern wird, ist eine der entscheidenden Fragen der kommenden Wochen.“
Der richtige Mann für den Wiederaufstieg
Jan Christian Müller (FR) blickt über den Tellerrand: „Die Hertha, die Favre vier Monate zuvor fast zum Titel geführt hätte, befand sich bei seiner Demission auf Platz 18. Insoweit kehrt der Tüftler und Taktiker − Ironie der Geschichte − exakt in ihm bekannte Gefilde zurück. Er hat in der Zeit der Arbeitslosigkeit die Bundesliga intensiv übers Pay-TV verfolgt, er hat aus guten Gründen an seinen eher rudimentären Deutschkenntnissen gearbeitet. Und eher als ein klassischer Retter in der Not dürfte er der richtige Mann sein, um für den Fall des wahrscheinlichen Abstiegs ein schlüssiges Konzept zur Rückkehr ins Oberhaus zu entwickeln. Dass er eine ganze Menge von Fußball versteht, bezweifelt nämlich niemand. Sein neuer Vertrag läuft bis 2013.“
Kommentare
3 Kommentare zu “Max Eberl am Pranger und Lucien Favre unter Druck”
Dienstag, 15. Februar 2011 um 13:18
[…] Kiebitze sehen erstes Favre-TrainingZEIT ONLINE400 Fans sehen erstes Favre-Trainingspox.comMax Eberl am Pranger und Lucien Favre unter Druckindirekter-freistoss.deWELT ONLINE -Frankfurter Rundschau -RP ONLINEAlle 1.111 […]
Dienstag, 15. Februar 2011 um 14:19
[…] GladbachBILDFußball: Favre leitet erstes Training in MönchengladbachZEIT ONLINEWELT ONLINE -indirekter-freistoss.de -Frankfurter RundschauAlle 1.129 […]
Mittwoch, 16. Februar 2011 um 19:42
Toll der Leipold, der hat es erfasst. Vielleicht sollte man viertens vor den Heimspielen „Die Elf vom Niederrhein“ nicht mehr spielen, denn die letzten 13 Mal als das Lied gespielt wurde, konnte Gladbach nicht gewinnen!!!