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Bundesliga

Manuel Neuer verlässt Schalke 04

Kai Butterweck | Donnerstag, 21. April 2011 Kommentare deaktiviert für Manuel Neuer verlässt Schalke 04

Die Presse beschäftigt sich intensiv mit der Entscheidung von Manuel Neuer seinen 2012 auslaufenden Vertrag auf Schalke nicht zu verlängern

Klaus Hoeltzenbein (SZ) fordert klare Worte: „Pressekonferenzen, die mehr Fragen aufwerfen, als dass sie Antworten geben, sind neu in dieser Häufung. Man sah den Trainer Stanislawski rätselhaft weinen, als er sagte, dass er St. Pauli verlässt – wenige Tage, bevor er erklärte, dass er bei Hoffenheim anheuert. Und man sah nun Neuer einige Schalker Tränchen vergießen, und dabei ist zu vermuten, dass ihm so ein Blitz-Coup à la Magath lieber gewesen wäre. Denn trotz der Salami-Kommunikation wird er ja weiter von der Schlüsselfrage verfolgt: Wann kommt er endlich zu Potte?“

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Gepflogenheiten der Branche

Peter Ahrens (Spiegel Online) erklärt ein ungeschriebenes Gesetz: „Es gehört zu den Gepflogenheiten der Branche, dass der Verein, der einen Spieler verpflichtet, das erste Recht hat, die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Dem will auch der FC Schalke nicht vorgreifen, zumal auch alle Details zu einer Ablösesumme offensichtlich noch nicht abschließend geklärt sind. Darüber hinaus treffen der FC Bayern und Schalke am drittletzten Spieltag in München noch aufeinander. Möglich, dass beide Seiten diese Partie zunächst noch abwarten wollen, bevor der offizielle Transfer bekannt wird.“

Peter Heß (FAZ) steht Manuel Neuer zur Seite: „Manuel Neuer verlässt Schalke nach 20 Jahren. Wer ihm das verdenkt, ist selbst schuld. Der Besonderheit, ein echter Gelsenkirchener Junge zu sein, der dem Klub kurz vor seinem fünften Geburtstag beigetreten ist und seine Kindheit und Jugend im königsblauen Trikot auf dem Platz oder auf der Fantribüne verbrachte, hat er schon genügend Rechnung getragen. Zum Beispiel, indem er die führenden Fanbeauftragten in sein Vorhaben einweihte, den Verein zu verlassen, und indem er seine Entscheidung auf seiner Facebook-Seite publik machte, wo es die Freunde zuerst erfuhren.“

Anständiger und aufrichtiger geht es kaum noch

Auch Michael Rosentritt (Tagesspiegel) entdeckt im Verhalten von Manuel Neuer eine perfekte Kinderstube: „ Ob es jetzt und der FC Bayern sein musste? Die Trennung jedenfalls vollzieht er offen, sauber, fair und emotional. Wegen seiner Treue und Leistungen ist er trotz seiner Jugend zu einem Idol der Schalker geworden, ohne dass er gefragt worden wäre. Er hat diese Anerkennung zurückgezahlt, durch seine Treue und Leistungen, trotz seiner Jugend. Jetzt hat er sich für einen Wechsel entschieden, auch das ohne zu fragen, dafür aber mit einer Erklärung und der Bitte um Verständnis. Anständiger und aufrichtiger geht es kaum noch.“

Thomas Hummel (sueddeutsche.de) dankt dem FC Bayern: „Es ist das Verdienst der Münchner, dass die Torwart-Attraktion Neuer demnächst überhaupt noch in der Liga zu sehen ist. Der FC Bayern ist trotz des Schalker Champions-League-Abenteuers der einzige deutsche Klub, der im Kampf um die besten Spieler der Welt mit den Klubs aus England, Spanien und Italien mithalten kann. Erstens finanziell, zweitens in puncto Erfolgsaussichten. Was passiert, wenn die Münchner nicht mitbieten, erlebte das Fußballland nach der WM: Mesut Özil, Sami Khedira und Jérôme Boateng verließen die Bundesliga. Manuel Neuer ist sehr ehrgeizig. Er will in seiner Karriere möglichst viele Titel gewinnen, deshalb ist sein Wechsel nach München folgerichtig. Für den Rest der Liga heißt das: Es wird in den kommenden Jahren weiterhin sehr schwierig sein, den FC Bayern auf Platz zwei zu schicken.“

Schattenseiten des Schalker Erfolges

Christian Spiller (Zeit Online) findet im Schalker Erfolg in der Champions League einen möglichen Grund für Neuers Entscheidung: „Sicherlich wird der FC Bayern dem Torwart auch ein paar Euro mehr überweisen können, als die finanziell angeschlagenen Gelsenkirchener. Der entscheidende Grund für seinen Wechsel wird das nicht gewesen sein. Die Schalker werden Neuer, welch Ironie, während der eigenen rauschenden Champions-League-Abende verloren haben. Neuer wird Lust bekommen haben, auf das San Siro in Mailand, wird sich auf Old Trafford in Manchester freuen. Stadien, Bühnen, die er mit dem FC Bayern kurz-, mittel- und langfristig sicher häufiger bespielen können wird als mit Schalke 04. Bühnen, die er braucht, um Nationaltorwart zu bleiben und sich tatsächlich zum besten Torwart der Welt zu entwickeln.“

Für Frank Hellmann (FR) ist der FC Bayern das Maß aller Dinge: „Dass gerade er, im besten Alter von 25 Jahren, als unumschränkte nationale Nummer eins und einer der geachtesten internationalen Ballfänger, nunmehr den nächsten Schritt macht, eröffnet dem aktuellen Schalke-Keeper als auch seinem neuen Arbeitgeber in München beste Perspektiven. Neuer musste bei aller Verbundenheit gegenüber Familie und Freunden einräumen: Kein anderer Verein kann einem Profi so viel Aufmerksamkeit und so viel Anerkennung, so viele Reize und auch so viel Reichtum bieten wie der FC Bayern. Und vor allem: so regelmäßige Auftritte in der Champions League.“

Kein Platz für Romantik

Christian Schwager (Berliner Zeitung) hält den melancholischen Fans der Knappen die Realität vor Augen: „In Gelsenkirchen hat Romantik eine Farbe. Wer durch die Stadt geht, kann sie sehen, an Menschen, Häusern, überall: Königsblau, die Farbe des FC Schalke 04. Und weil sich in dieser königsblauen Welt alles um Fußball dreht, lebt sie von Zahlen und Daten. 1991 ist so ein Datum.   1991 ist Manuel Neuer dem FC Schalke beigetreten. Nach dieser Saison allerdings wird er kein Schalker mehr sein.  Die Fans mögen darin das Ende der Romantik sehen. Tausende äußerten sich gestern so in einschlägigen Foren im Internet. Ihr Vorwurf gegenüber Neuer: Verrat an der königsblauen Sache. Die Frage, wie viel Romantik das Fußball-Geschäft zulässt, haben die Verantwortlichen beim FC Schalke für sich selbst längst gefunden, spätestens als sie ihr Stadion nach einem Bier aus dem Sauerland benannten.“

Axel Kintzinger (Financial Times Deutschland) beschäftigt sich mit vermeintlichen Ängsten des Schalker Torwarts: „Sein Wechsel nach München, fast sicher in diesem Sommer und mutmaßlich für eine Ablöse von rund 20 Mio. Euro, belegt aber auch Neuers Furcht vor dem Gang in die ganz große Welt. Manchester United würde ihn gern verpflichten. Und wer sieht, wie die Leistung von Barcelonas Keeper Victor Valdés nachlässt, der ahnt: Selbst der katalanische Überklub könnte eine Option für Deutschlands Nummer eins sein. Zu fremd darf die neue Umgebung aber nicht sein. Also vollzieht der moderne Torwart Manuel Neuer einen sehr gewöhnlichen Schritt und wechselt, recht unmodern, zum deutschen Branchenführer.“

Ein Stich ins Herz aller Fans des Klubs

Falk Blesken (derwesten.de) trauert: „Er, der Ur-Königsblaue, verlässt den Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 mit dem Ziel, beim FC Bayern München anzuheuern. Das ist nicht überraschend, aber ein Stich ins Herz aller Fans des Klubs. Es ist aber auch eine schmerzliche Niederlage. Nicht für Ralf Rangnick oder Horst Heldt. Sondern für Aufsichtsrats-Boss Clemens Tönnies und alle, die dem FC Schalke 04 eine führende Rolle im deutschen Fußball zutrauen. Neuer tut das nicht.“

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