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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Dortmund begeistert – Neuer patzt

Matthias Nedoklan | Montag, 8. August 2011 7 Kommentare

Dortmund marschiert auch in der neuen Saison weiter, bei Bayern verpatzt Manuel Neuer den Auftakt. Die Bundesliga läuft wieder und gibt der Presse Rätsel auf

Andreas Burkert (SZ) unkt: „Vielleicht wird das doch keine kinderleichte Saison für den FC Bayern, das mag sich Präsident Uli Hoeneß schon Freitagabend gedacht haben, als er live im lärmenden Westfalenstadion dem ziemlich überzeugenden 3:1 der Dortmunder gegen den HSV zusah. Seit Sonntagabend wissen nun sämtliche Münchner, dass sie trotz der listigerweise von allen Seiten zugeschanzten Favoritenrolle nicht zwangsläufig die 49. Bundesliga-Saison als Meister beenden müssen.“

Christian Eichler (FAZ) sieht Gemeinsamkeiten zwischen dem FC Bayern und Borussia Mönchengladbach: „Schließlich hatten beide in der letzten Spielzeit ihre Minimalziele nur mit knapper Not und nach Trainerwechseln im Endspurt noch erreicht – die einen als Dritter, die anderen als Drittletzter. Doch der Neustart verlief für den Rekordmeister enttäuschend. Die Bayern schafften es kaum einmal, mit Tempo in Tornähe zu kommen, der Spielaufbau über Bastian Schweinsteiger war oft so behäbig, dass kaum Zwingendes entstand.“

Tag war nicht zu retten

Sebastian Krass (Tagesspiegel) schildert eine typische Szene: „Es lief die 75. Spielminute, das Unheil hatte seinen Lauf genommen, als der vielbesungene Arjen Robben noch einmal versuchte, etwas am Lauf der Dinge zu drehen. Wie so oft zog er von rechts nach innen und schoss – allerdings Richtung Eckfahne. Schwer getroffen von der Schmach, sank Robben ins Gras. An diesem Tag war nichts mehr zu retten.“

Stefan Hermanns (Tagesspiegel) lobt: „Die Überraschungsmeister der vergangenen Jahre – also eigentlich alle, die nicht Bayern München hießen – sind bei ihrem Unternehmen Titelverteidigung allesamt mit Skepsis begleitet worden. Für den BVB scheint das nicht zu gelten. Den Dortmundern wird in der Bundesliga auch mittelfristig eine führende Rolle zugetraut, und nach dem ersten Eindruck der neuen Saison muss man feststellen: Es gibt keinen Grund, in irgendeiner Weise an ihnen zu zweifeln.“

Für Magath sind Spieler wie Schachfiguren

Richard Leipold (FAZ) spricht über Felix Magath: „Der Trainer des VfL Wolfsburg liebt es, sein Personal und sein Publikum zu überraschen, indem er seltsame Entscheidungen trifft, mit denen niemand rechnet. Und es kommt vor, dass er seine Männer oder zumindest einige von ihnen damit verunsichert; so etwa, wenn er Spieler von der Ersatzbank oder gar von der Tribüne in die Startelf rotieren lässt oder umgekehrt; wenn er die Struktur und die Hierarchie in der Mannschaft verändert.“

Maik Rosner (FR) schreibt: „Auftaktspiele verlieren die Münchner besonders ungern, denn sie gelten als ein Omen für den weiteren Verlauf der Saison. Es war deshalb keine Überraschung, dass sie kein rauschendes Fest zelebrierten, sondern zunächst einmal auf Sicherheit bedacht waren. Die 69 000 Zuschauer in der Münchner Arena erlebten sachlichen Kombinationsfußball und eher selten künstlerisch wertvolle Momente der Gastgeber. Es war jener Fußball, den der neue alte Bayern-Trainer Heynckes bevorzugt.“

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Kommentare

7 Kommentare zu “Dortmund begeistert – Neuer patzt”

  1. Ulfert
    Montag, 8. August 2011 um 09:34

    „Auftaktspiele verlieren die Münchner besonders ungern, denn sie gelten als ein Omen für den weiteren Verlauf der Saison.“

    Keiner verliert ungern!

    Btw: Schade um den schönen Durchmarsch.

  2. mustard
    Montag, 8. August 2011 um 10:31

    Man sollte aus dem ersten Saisonspiel nicht zu viele Schluesse ziehen.

    Letzte Saison hat Dortmund das erste Spiel auch verloren, und ist im Pokal ausgeschieden. Die Bayern sind dagegen mit einem Sieg gestartet.

    Nach einer schwachen Vorbereitung und dem Aus im Pokal bei einem Amateur in der ersten Runde stand Slomka kurz vor der Entlassung in Hannover.

    Der weitere Saisonverlauf hat sich dann aber anders gestaltet.

  3. Keks
    Montag, 8. August 2011 um 11:55

    Die Berichterstattung über die Bundesliga erinnert zunehmend an Kaffeesatzlesen.
    Der Text von Stefan Hermanns zum Beispiel ist doch nichts anderes als ein Horoskop für den BVB, oder?

    Andreas Burkert scheint das mit dem Durchmarsch wirklich geglaubt zu haben. Aber gut, er schreibt in München, da wird die Journalisten-Glaskugel durch die Bayern München-Aura wohl ein bisschen getrübt.

  4. Manfred
    Montag, 8. August 2011 um 15:32

    Kaffeesatz, Horoskope, Glaskugeln – Fakten stehen im Fokus (mit ‚k‘, wohlgemerkt^^), Herrschaften, denn die Statistik sagt ganz eindeutig: alle Mannschaften, die am 1. Spieltag als Gast beim FC Bayern 1:0 gewonnen haben, sind am Ende der Saison deutscher Meister geworden.
    Wer jetzt wohl Verdauungsstörungen bekommt *g*?

  5. Pumukel
    Montag, 8. August 2011 um 17:35

    Neuer patzt – ich kann es einfach nicht mehr hören!

    Spieler sind immer noch Menschen, und die machen nun mal Fehler.

    Es reicht doch, Fehler wahrzunehmen. Man muss doch nicht immer darauf herumhacken.

    Man sollte den Neuer mal als normalen Menschen sehen, der Unterstützung braucht, weniger als Spieler des FC Bayern, der gefälligst funktionieren muss.

    Der Junge hat wenigstens Mut und riskiert alles, das darf man zur Abwechslung ruhig auch mal betonen. Sind wir froh, dass wir in Deutschland so einen haben!

  6. Matthias Nedoklan
    Montag, 8. August 2011 um 20:59

    festzustellen ist, das Neuer manchmal sehr offensiv agiert. Wie schon bei Schalke (z.B. gegen Inter Mailand oder Eintracht Frankfurt)

  7. tafelrunde
    Dienstag, 9. August 2011 um 22:34

    Und täglich grüßt das Murmeltier…

    So langsam sollte man es begreifen: Die Welt und insbesondere der Fußball verändern sich. Im Moment sogar ziemlich rasant.

    Für den Fußballkosmos heißt das, dass die Spielauffassung, mit teuren „fertigen“ Star-Spielern Erfolg zu generieren, immer mehr an Boden gegenüber einer klaren Spielsystematik, vulgo Konzeptfußball, verliert. Barca hat’s vorgemacht und manch‘ anderer hat’s auch begriffen. Beispiele? Löw, Klopp, Slomka, Tuchel, um nur mal ein paar deutsche Namen zu nennen. International setzt sich das auch fort.

    Sogar der Großmeister der alten Schule, Felix Magath, hat in Sky90 ganz offen verlautbart, dass der BVB im Prinzip jeden Leistungsträger (Sahin, Barrios, etc.) austauschen kann, aber dies nichts am Spiel an und für sich ändert. Bemerkenswerterweise hat dies auch noch der-sieht-auch-wirklich-wie-ein-Bild-Heini-aus-Draxler bestätigt. Das konnte man auch hervorragend an der sog. Barca B-Mannschaft im Audi-Cup sehen.

    Ob das nun schön oder toll oder sonst was ist, ist nicht der Punkt.

    Inzwischen haben die Trainer, ob national oder international, sich Gedanken gemacht, wie man Leute wie Ribery oder Robben, die sicher individuell klasse sind, kalt stellen kann. Diese Trainer sind ja nicht so ganz blöd. Man doppelt oder drittelt (in Verneigung vor Tut-und-kann-nix) diese Art von Spielern – und deren Stärke ist weg!

    Die Bayern haben diese Entwicklung zum totalen Team-Fußball, bei dem ständig alle Leute in Bewegung sind, schlicht verschlafen. Der geschasste van Gaal wollte dahin, aber eine Gurken-Saison hat gereicht, um den Weg zu beenden.
    Nun macht man weiter auf den abgelatschten Pfaden. Teure „Stars“, individuelle Klasse und ein Freund des Hauses Höneß wird’s schon richten.

    Wirklich zukunftsweisend ist das nicht. Im Gegenteil: Es wird diese Saison ein böses Erwachen für die Bayern geben. Gerade gegen Teams wie Mainz, Hannover und v.a. den BVB. Die Nervosität ist in München ja jetzt schon mit den Händen zu greifen.

    Fazit: Höneß, als immer noch stärkster Mann des FCB sollte endlich erkennen, wohin sich der Fußball entwickelt und entsprechend die Strategie des Clubs ausrichten oder er sollte sich zurück ziehen und anderen, geeigneteren Leuten das Feld überlassen. Ansonsten wird dem FCB das gleiche Schicksal zuteilwerden, wie das schon ganz andere überdimensional groß Erscheinende, wie z.B. Grundig, GM, IBM und viele mehr – oder auch die Fugger (um mal absolut historisch zu werden) erleben mussten.

    P.S.: Das hat nicht unbedingt mit dem 1. Spieltag zu tun, das zeichnet sich schon länger ab. Aber dieser Spieltag unterstreicht die oben angeführte These noch mal deutlich.

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