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Bundesliga

Hertha BSC – lachen oder weinen?

Kai Butterweck | Montag, 13. Februar 2012 5 Kommentare

Die Ära Skibbe ist in Berlin vorbei. Für Hertha-Manager Michael Preetz wird die Luft nach der mittlerweile dritten Trainerentlassung seiner noch jungen Karriere als Strippenzieher immer dünner. Außerdem: Das Erfolgsrezept der Gladbacher

Nach fünf Spielen, fünf Niederlagen und gerade einmal 52 Tagen Amtszeit ist das Berlin-Abenteuer für Michael Skibbe bereits beendet. Claudio Catuogno (SZ) beschäftigt sich mit Berliner Erklärungsnot: „Dass sich Markus Babbel kurz vor Weihnachten – offenbar vor allem privat motiviert – aus Berlin verabschiedet hat, kann man Preetz nicht vorwerfen. Wohl aber das abstruse Theater aus Lügenvorwürfen, das die Trennung öffentlich begleitete. Für Michael Skibbe hat Preetz dann sogar eine Ablösesumme an den türkischen Provinzklub Eskisehirspor überwiesen. Nun kommt fast in Rekordzeit eine Abfindung dazu. Preetz wird es ab sofort schwer haben, den Berlinern zu erklären, warum weder für eine erstligataugliche Innenverteidigung Geld da ist, noch für Mittelfeldpersonal, mit dem man auch mal ein Spiel gestalten kann.“

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Friedhard Teuffel (Tagesspiegel) besucht lieber die Berlinale: „Ein Fußball-Bundesligaklub lebt in und mit seiner Stadt. Welche Einflüsse er von außen aufnimmt, das hat er zu einem Teil selbst in der Hand. In Berlin ist das besonders schwer, weil die Stadt größer und vielseitiger ist als alle anderen der Republik. Aber bei Hertha BSC hat man den Eindruck, dass sich der Klub aus diesen vielen Berlins selten das Beste heraussucht. Da kann wirklich Pech dabei sein oder fehlendes Geschick. Oder auch eine falsche Einschätzung. Das Offene, Einladende, Fantasievolle, Experimentelle findet nicht bei Hertha statt, und, was im Sport nun einmal das Entscheidende ist, auch nicht das Erfolgreiche. Möglich, dass der Vergleich etwas ungerecht ist, aber in zehn Tagen Berlinale werden mehr gute Nachrichten über die Stadt verbreitet als in einer ganzen Bundesligasaison von Hertha BSC.“

Mit Skibbe lag Preetz komplett daneben

Klaus Wille (derwesten.de) bemitleidet den gescheiterten Michael Skibbe: „Er wird in der Bundesliga auf lange Sicht zu den Trainern gehören, die keiner mehr will. Und sei es nur deshalb, weil er einfach kein Glück hat. Das mag ungerecht sein, zumal dann, wenn im Vergleich Michael Preetz ins Spiel kommt. Im Fall Babbel hat er es nicht verstanden, eine Krise still zu moderieren, mit Skibbe lag er komplett daneben. Wer einen Trainer nach fünf Spielen feuern muss, hat bei der Auswahl versagt. Preetz bekommt offenbar noch eine Chance. Es ist seine letzte. Aber davon hat Skibbe auch nichts mehr.“

Peter Ahrens (Spiegel Online) zieht Manager Michael Preetz in die Verantwortung: „Skibbe überhaupt zu engagieren, war augenscheinlich ein gewaltiger Fehler von Sportdirektor Michael Preetz, mindestens sein zweiter großer Lapsus nach der frühzeitigen Trennung von Coach Lucien Favre und der Verpflichtung Friedhelm Funkels in der Abstiegssaison 2009/2010. Sowohl mit Favre als auch mit Markus Babbel, der im Dezember gehen musste, hat es am Ende menschlich nicht mehr gepasst. Preetz darf gefragt werden, ob das immer nur an den jeweiligen Trainern lag.“

Preetz sollte mitgehen!

Die Berliner Morgenpost geht gar einen Schritt weiter: „Die Entlassung von Skibbe bedarf weiterer Schritte. Die Verantwortlichen für diese Verpflichtung müssen ebenfalls Rechenschaft ablegen. Da ist zuvorderst Michael Preetz, der 2009 den Posten von Dieter Hoeneß übernahm und sofort in die Zweite Liga abstieg. Er feuerte Lucien Favre, stellte Abstiegstrainer Friedhelm Funkel ein und trennte sich im Dezember in unrühmlicher Weise von Markus Babbel. Da fragt sich der geneigte Beobachter doch: Wie viele Fehler darf ein Manager machen? Und kommt zur Erkenntnis: Preetz sollte mitgehen!“

Gladbacher im Vorspul-Modus

In Gladbach erwartete man im Spiel zwischen der Borussia und den Schalkern ein Spiel auf Augenhöhe. Doch bereits nach einer Viertelstunde trennte sich die Spreu vom Weizen. Christian Gierke (SZ) reibt sich die Augen: „Die Schalker Abwehr war anwesend, irgendwie. Vor dem 2:0 sogar in Überzahl. Aber bei den Gladbacher Überfällen, vorgetragen in einem Tempo, als wollten die Spieler der Kälte einfach davonlaufen, wirkten die Defensivspieler der Knappen wie festgefroren. Manchmal sah es aus, als ob man die Schalker in Zeitlupe und die Gladbacher im Vorspul-Modus beobachtete. In ein und derselben Szene. Oder als ob Gladbach mit zwei Spielern mehr auf dem Feld war. Oder als ob Schalke mit einer Jugendmannschaft angetreten wäre. Oder als ob, ja, tatsächlich, als ob der FC Barcelona ein paar seiner Spieler im Winter nach Gladbach ausgeliehen hätte. Es war mehr als ein Klassenunterschied. Zwischen Tabellennachbarn.“

Daniel Theweleit (Spiegel Online) adelt vor allem die Defensive der Borussen: „Es gibt einen entscheidenden Unterschied zu den rauschhaften Höhenflügen anderer Clubs, die ziemlich unerwartet an der Tabellenspitze auftauchten und dann heftig abstürzen: Gladbachs Erfolg ist vor allem das Resultat von Kontrolle, von Ordnung, Planung und sauberer Defensivarbeit. Diese Qualitäten sind stabiler als der Offensivzauber anderer Überraschungsteams.“

Wie das endete, weiß man ja

Peter Penders (FAZ) belegt die erfolgreiche Abwehrarbeit der Gladbacher mit beeindruckenden Zahlen: „Der Gladbacher Aufschwung beruht nicht darauf, dass der Kader großflächig umstrukturiert wurde wie in anderen Vereinen, verändert hat sich vor allem die Spielweise und die taktische Ausrichtung. Während am Stammtisch immer noch damit gerechnet wird, dass die Borussia in dieser Saison noch einbricht, gibt die Statistik handfeste Hinweise darauf, dass genau das nicht eintreten wird. Mit nur 0,57 Gegentoren im Schnitt ist Mönchengladbach nämlich auf Rekordkurs – bisher steht der beste Wert nach einer Saison bei 0,62 – aufgestellt von den Bayern in der Spielzeit 2007/08. Zwölf Gegentore nach 21 Spieltagen hatte in der vergangenen Saison im übrigen Borussia Dortmund, und wie das endete, weiß man ja.“

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Kommentare

5 Kommentare zu “Hertha BSC – lachen oder weinen?”

  1. maz hess
    Montag, 13. Februar 2012 um 13:56

    Favre lobt immer wieder die Intelligenz seiner Spieler. Damit meint er, dass seine Spieler seine Vorgaben sofort und 1 zu 1 umsetzen könne. D.h. die einzige Art wie Borussia Gladbach ein Spiel verlieren kann ist, wenn Favre sich in der taktischen Vorbereitung irrt.

  2. Pumukel
    Montag, 13. Februar 2012 um 23:03

    Herthas „Petz“ Preetz entwickelt sich zum Luftikus

    Ein Manager muss sich nicht nur stark präsentieren können. Er muss vor allem stark sein: starke Entscheidungen treffen, mutig zu seinen Entscheidungen stehen, als Mensch seinem Trainer Rückgrat geben!

    Einen Trainer nach nur 5 Spielen zu feuern, erfordert sehr viel Stärke. Die hat M. Preetz offenbar auch.

    Trotzdem zeigt der Rauswurf von Skibbe nach nur fünf Spielen eben auch, dass da ein Mann ohne echten Plan agiert. Und dass er vor allem menschlich Defizite besitzt.

    Denn die Trainerkarriere von Michael Skibbe in der Bundesliga hat er indirekt damit auch so gut wie beendet. Wer bitte nimmt diesen Mann noch?

    „Ich kann jetzt nur noch die richtigen Lehren ziehen“, sagt er jetzt.

    Ja, Herr Preetz, dann möchte ich Sie gerne an Ihren Worten messen und Ihnen noch eine Chance geben!

    Ziehen Sie endlich mal Ihre Lehren und verpflichten Sie bitte nicht nur deshalb einen Trainer, nur weil der gerade irgendwie leicht zu haben ist!

    Ein Stanislawski wäre bei allem Respekt wieder nur eine Kompromisslösung. Er hat noch nicht bewiesen, dass er einen Klub mit internationalen Ehren führen kann.

    Meiner Meinung nach muss da endlich ein gestandener Mann her, der vor allem einen Draht zu den Spielern entwickeln kann. Der kostet vielleicht auch paar Euros mehr und den findet man vielleicht auch nicht über Nacht. Aber wenn es Preetz wirklich um die Hertha geht, wie er sagt, sollte ihm eine langfristig angelegte Suche nach einem geeigneten Mann eine Herzenssache sein.

  3. Manfred
    Dienstag, 14. Februar 2012 um 11:02

    Ein Klub mit internationalen Ehren? Welche sollen das denn sein? Fünffacher Intertoto-Cup-Sieger? Wie bist du denn drauf? Zuviel Vitamin BSC inhaliert oder was?
    Stanislawski hat immerhin einen Weltpokalsiegerbesieger trainiert und Skibbe einen UEFA Cup-Gewinner 😛

  4. Pumukel
    Dienstag, 14. Februar 2012 um 17:23

    Manfred. Määäh!

  5. Lena
    Dienstag, 14. Februar 2012 um 18:28

    Preetz. Der wird es nie können. Also Fußball-Bundesliga Manager sein. Andere Dinge kann er bestimmt gut. Aber der Job ist nicht seiner. Wird Zeit, dass er sich erlöst oder andere das für ihn tun.

    Ich kanns immer noch nicht glauben, dass die Berliner Favre abgeschossen haben. Und dann das mit Babbel so ausufern lassen konnten. Hertha ist der in meinen Augen am schlechtesten geführte Club in der Liga. Denke in der Nordamerikanischen Profiliga wäre schon längst der Commissioner eingeschritten und hätte das Franchise entzogen.

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